Formel 1: Max Verstappen – Chancen verspielt?

Alex Wurz: «Das ist der größte Gegner von Verstappen»

Von Gerhard Kuntschik
Alex Wurz

Alex Wurz

​Als Toyota-Berater arbeitet Alex Wurz am ersten März-Wochenende beim Langstrecken-WM-Auftakt in Katar. Aber natürlich hat der 50-jährige Österreicher auch die Formel 1 in Bahrain auf dem Radar.

Manchmal wäre man gerne gleichzeitig an zwei Orten: Der langjährige GP-Pilot Alex Wurz verfolgt als Toyota-Berater den WM-Auftakt der Langstrecken-WM in Katar, doch als Präsident der Grand-Prix-Fahrervereinigung behält er die Formel 1 im Blickwinkel, «nicht nur durch unsere WhatsApp-Gruppe». Und er beobachtet, wie es seinem Sohn Charlie am ersten Wochenende in der Formel 3 geht, ebenfalls in Bahrain. Wir haben uns für eine kleine Standortbestimmung mit dem zweifache Le Mans-Sieger getroffen.

Alex, glaubst du auch wie viele an die Fortsetzung des Verstappen-Solos?

Die Zeichen stehen wohl auch in diesem Jahr auf einer Verstappen-Show. Red Bull-Motorsportberater Dr. Helmut Marko sagte kürzlich, Sergio Pérez könne den Vertrag verlängert bekommen, wenn er Zweiter werde. Diese Aussage kurz vor dem ersten Saisonrennen finde ich schon interessant. Marko sagt nicht, «wenn er knapp an Max dran ist» oder «wenn er in der Position hinter Max ist»; er sagt de facto, dass Max Weltmeister wird und Pérez als Zweiter bleiben kann.

Ich gönne es Red Bull Racing und Max hundertprozentig, aber ich wünschte mir doch, dass es wieder ein wenig spannender wird und auch mal Unerwartetes passiert. Das könnte am ehesten durch Pech für Verstappen gelingen: ein Safety-Car zur falschen Zeit, ein Problem mit der Standfestigkeit oder so. Ohne Bösartigkeit: Der größte Gegner von Max Verstappen und Red Bull Racing ist der Pechvogel.

Wie aussagekräftig waren die Testzeiten in Bahrain?

Da muss man in der Analyse ganz in Details gehen. Welche Reifen wurden verwendet? Zu welcher Tageszeit? Das macht enorme Unterschiede. Aber man konnte sehen, dass Red Bull Racing ganz stark ist.

Wie schwierig wird das Jahr für Carlos Sainz werden, der weiß, dass seine Ferrari-Tage gezählt sind? Er wird ja Ende 2024 durch Lewis Hamilton ersetzt.

Wenn es Spitz auf Knopf steht, wird er auf sich selbst schauen. Wenn er sich gegen Saisonende hin nicht dem Team unterwirft, wird er das riskieren, weil er keine internen Konsequenzen mehr fürchten muss. Bis dahin sollte er jedoch Team-Player bleiben, weil das auch die Konkurrenz beobachtet. Er will sicher nicht als stur oder egoistisch abgestempelt werden wollen, das werden auch Papa Carlos und sein Management verhindern.

Wie siehst du die Rolle von Charles Leclerc, der sich bei Ferrari als Nummer 1 beweisen muss?

Durch den bevorstehenden Zugang von Hamilton wird auch für ihn der Druck noch größer. Sainz kann insgeheim glauben, der Kollege habe die neueren Teile, den besseren Flügel und so fort. Charles kann das nicht. Da könnte in seinem Kopf einiges zu arbeiten beginnen.

Wird Mercedes durch die frühe Offenbarung von Hamilton instabil?

Politische Schachzüge waren immer Teil der Formel 1. Ich tue mir jetzt in der Beurteilung schwer, was aber egal ist. Das ist für Hamilton, Toto Wolff und Ferrari eine ziemlich prekäre Situation.

Was war für dich Hamiltons Motivation für den Wechsel?

Die Beweggründe sind oft viel komplizierter als sie einfach nur finanziell oder mit dem Glauben an einen WM-Titel zu erklären. Vielleicht entschloss sich Lewis dazu, weil er sich in neuer Umgebung neu motivieren will. Und jetzt mal Hand aufs Herz – jeder Fahrer träumt doch davon, einmal in Rot anzutreten. Ob die Gage und die Dauer des Vertrags eine Rolle spielten, darüber will ich nicht spekulieren.

Gibst du eigentlich Fernunterricht an deinen Sohn, der ja in Bahrain Formel 3 fährt?

Ich bin in Katar und erfülle meine Aufgaben hier. Charlie sitzt allein im Auto, da kann ihm eh keiner helfen. Ich schau mir dann die Resultate an. Leider hatte er Donnerstag starkes Fieber und konnte wegen der Dopingbestimmungen keine starken Medikamente nehmen.

Welche Ziele sollte für 2024 er haben?

Charlie fährt im kleinen, aber feinen Team Jenzer, das im Vorjahr mit sehr guten Fahrern Podestplätze schaffte. Das wäre auch für Charlie zufriedenstellend im ersten F3-Jahr. Er muss versuchen, möglichst viele Punkte zu sammeln. Er sollte sich bemühen, unter den besten Neulingen zu sein – und hin und wieder routiniertere Fahrer zu schlagen.

Siehst du Chancen auf die Aufnahme in ein Juniorteam?

Ich möchte Charlie nicht in einem Juniorenprogramm sehen, so lange wir seine Karriere dank Sponsoren finanzieren können. Denn in einem Programm, das dich an ein Team bindet, sind die Möglichkeiten des Weiterkommens eingeschränkt.


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