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Rennlegende Mike Hailwood: Mit dem Mut des Löwen

Von Mathias Brunner
​Am 23. März 1981 kam Mike Hailwood ums Leben. Der Engländer gehörte zu den wenigen Racern, die auf vier Rädern so schnell waren wie auf zwei. Die Rennlegende starb bei einem Autounfall.

Nach neun Weltmeistertiteln entschloss sich Mike Hailwood, das Rennmotorrad zur Seite zu stellen und sich dem Automobilsport zuzuwenden. «Mike the Bike» hatte auf zwei Rädern so gut wie alles gewonnen, was ein Rennfahrer gewinnen kann.

Legendär seine Auftritte für MV Agusta. Die gefährliche TT, die Tourist Trophy auf der Insel Man, sicherte er sich unfassbare vierzehn Mal.

Den ersten WM-Titel auf zwei Rädern hatte er 1961 mit Honda erobert (250 ccm), dann folgten Halbliter-Titel 1962 bis 1965 für MV Agusta, 1966/1967 wurde er Champion der 250ccm- und 350ccm-Klassen, nun wieder mit Honda.

Mike Hailwood gewann 76 Grands Prix. Im August 1963 schaffte er einen Rekord für die Ewigkeit: Er gewann auf dem Sachsenring am gleichen GP-Wochenende drei WM-Läufe – am Samstag in der 350er Klasse mit MV Agusta, am Sonntag auf der Halblitermaschine der Italiener, anschliessend auf einer 250-ccm-MZ.

Schon Anfang der 1960er Jahre hatte er an Formel-1-Rennen teilgenommen, 1964 wurde er in Monaco Sechster. Aber so richtig ernst wurde es im Rennwagen erst Anfang der 1970er Jahre.

1972 holte er sich auf einem von John Surtees konstruierten Auto den Europameistertitel in der damals bärenstark besetzten Formel 2. Hailwood und Surtees waren Brüder im Geiste – John Surtees ist bis heute der einzige Weltmeister auf zwei und vier Rädern.

1971 gehörte Mike beim unvergesslichen Grand Prix von Italien in Monza zu jener Gruppe aus fünf Fahrzeugen, die innerhalb von sechs Zehntelsekunden ins Ziel kamen.

Mikes Rückstand auf Sieger Peter Gethin – ganze 18 Hundertstel. Aber das reichte in dieser denkwürdigen Windschattenschlacht nur zu Rang 4.

Monza lag ihm – 1972 wurde er dort Zweiter hinter Lotus-Star Emerson Fittipaldi, sein bestes Ergebnis in der Königsklasse. Im gleichen Jahr beendete Mike die Formel-1-WM als Achter.

Hailwood galt als löwenmutig, aber nie als unbedacht. Heldenhaft seine Aktion beim Großen Preis von Südafrika 1973 in Kyalami. Der Schweizer Clay Regazzoni war nach einer Kollision mit Hailwood bewusstlos in seinem BRM zusammengesunken, Feuer brach aus.

Streckenposten in T-Shirts und kurzen Hosen schauten hilflos zu.

Unter Lebensgefahr tauchte Mike in die Flammen, konnte das Gurtschloss von Regazzoni öffnen und den Tessiner in Sicherheit zerren. Für diese Tat erhielt er später von der britischen Königin eine Tapferkeitsmedaille.

1974 setzte McLaren für ihn einen dritten Werksrennwagen ein, neben Emerson Fittipaldi und Denny Hulme.

Die Saison begann sehr gut: Vierter in Argentinien, Fünfter in Brasilien, Dritter in Südafrika. Hailwood in jenem Moment nur einen Punkt hinter WM-Leader Clay Regazzoni.

Aber beim Großen Preis von Deutschland brach die Aufhängung am McLaren, schwere Beinbrüche beendeten Mikes Formel-1-Karriere.

Hailwood brauchte Abstand von allem, wanderte nach Neuseeland aus, aber das erwies sich als Unruhestand.

1978 wurde von langer Hand ein Comeback eingefädelt – ausgerechnet bei der Tourist Trophy auf der Isle of Man. Auf einer Ducati 900 NCR nahm Hailwood am Rennen der TT-Formula-One teil. Und was nicht einmal seine Fans für möglich gehalten hatten: Der 76-fache Grand-Prix-Sieger ließ der Konkurrenz keine Chance.

Im darauffolgenden Jahr kehrte er ein letztes Mal als Aktiver auf die kleine Insel zwischen Irland und Großbritannien zurück. Nach einem fünften Platz bei der TT-Formula-One und Rang 2 hinter Alex George bei der Classic-TT holte er sich auf einer Suzuki RG500 unter dem Jubel der Zuschauer bei der Senior-TT seinen 14. TT-Sieg.

Als Rennfahrer schien der neunfache Weltmeister Hailwood alles zu haben: Hingabe, Talent, Intelligenz, Taktik, technisches Verständnis, grenzenlosen Enthusiasmus und einen unbezwingbaren Geist.

Als Mann kam sein gutes Aussehen hinzu, von einem markanten Kinn bestimmt. Frauenherzen flogen ihm nur so zu. Mit seinem natürlichen Charme gewann er viele Freunde und Bewunderer aus allen sozialen Schichten. Mike war bescheiden und fröhlich, egal ob unter Widrigkeiten oder im Erfolg.

Welche Ironie, dass dieser Held der Helden als unschuldiges Opfer eines Autounfalls sein Leben verlor.

Am Samstag, 21. März 1981, wollte Mike mit seinen Kindern Fish und Chips holen. Auf dem Rückweg nach Hause fuhren sie auf der A435 durch Portway, unweit ihres Hauses in Tanworth-in-Arden, als ein Lastwagen unerlaubt wendete.

Nicht einmal die blitzschnelle Reaktion von Hailwood konnte die Kollision zwischen seinem Rover SD1 und dem Lkw verhindern.

Die neunjährige Michelle war auf der Stelle tot. Mike erlag am 23. März seinen schweren inneren Verletzungen. David überlebte leicht verletzt.

Eine Hellseherin in Südafrika hatte ihn gewarnt – er würde keine 40 Jahre alt werden und durch einen Lkw sein Leben verlieren. Diese Geschichte ist später von Elizabeth McCarthy erzählt worden, mit der Mike in den 1960er Jahren liiert war.

Als Hailwood sie um ihre Hand bat, antwortete Elizabeth, sie fürchte sich davor, einen Mann zu heiraten, der sich an jedem Rennwochenende in Lebensgefahr befände.

Mike soll daraufhin geantwortet haben: «Du musst dir keine Sorgen machen. Ich sterbe nicht auf der Rennstrecke.»

Mike Hailwood wurde nur 40 Jahre alt.

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