Ferrari-Sieg Australien: Martin Brundle erleichtert
Carlos Sainz und Martin Brundle vor dem Start zum Grand Prix von Australien
Triumph für Carlos Sainz und Ferrari «down under»: Der 29-jährige Madrilene hat im Albert-Park von Melbourne alles richtig gemacht und seinen dritten GP-Sieg erobert, nach Silverstone 2022 und Singapur 2023. Wie damals beim Nacht-GP in Asien ist es jetzt also erneut Sainz, der den Siegeszug von Verstappen zwischendurch aufs Wartegleis stellt.
Martin Brundle hat in Melbourne das Geschehen vor Ort beobachtet. Der 64-jährige Engländer, Sportwagen-Weltmeister von 1988, schätzt als GP-Experte der britischen Kollegen von Sky den Ferrari-Sieg so ein: «Ich habe dabei ein schlechtes Gewissen, aber ganz ehrlich – ich war erleichtert, dass endlich mal ein anderer Fahrer und ein anderes Team gewonnen haben.»
«Nichts gegen die herausragende Arbeit von Max Verstappen und Red Bull Racing, aber im ganzen Fahrerlager von Melbourne war zu hören und zu spüren – das hat die Formel 1 gebraucht.»
Der Formel-1-WM-Sechste von 1992 weiter: «Als ich mich vor dem Rennen kurz mit Carlos Sainz unterhalten habe, war ich verstört darüber, wie zerbrechlich er wirkte. Er bewegte sich nach seiner Blinddarm-Operation in Jeddah merklich langsam. Davon war dann im Rennen nichts zu merken, Carlos hat eine rundweg sensationelle Leistung gezeigt.»
«Nach eigenen Angaben ist er ja für die kommende Saison ein Arbeitsloser, denn im zweiten Ferrari neben Charles Leclerc sitzt 2025 ja Lewis Hamilton. Aber in Australien hat Sainz seine Klasse unübersehbar ins Schaufenster gestellt. Hätte er in Jeddah fahren können, dann wäre er heute WM-Leader.»
Klar ist eine der heißesten Fragen nach dem ereignisreichen Traditions-GP von Australien: Hätte Sainz dieses Rennen auch ohne Ausfall von Max Verstappen gewonnen?
Der 158-fache GP-Teilnehmer Martin Brundle dazu: «Ferrari hatte auf eine schnelle Runde und auch mit viel Sprit an Bord ein überaus konkurrenzfähiges Auto. Mir schien, dass die Ferrari-Piloten das Reifen-Management dieses Mal besser im Griff haben als die Fahrer von Red Bull Racing.»
«Es brauchte eine der gewohnt überirdischen Runden von Max Verstappen, um RBR die Pole zu sichern. Aber im Rahmen der wenigen Veränderungen, die zwischen Quali und Rennen an den Autos ausgeführt werden dürfen, stellte Red Bull Racing den Frontflügel des Wagens von Verstappen ein wenig steiler, um übermäßiges Rutschen über die Vorderachse hinaus zu minimieren.»
«Letztlich werden wir niemals herausfinden, ob sich das bezahlt gemacht hätte, denn hinten rechts öffnete die Bremszange von Max’ Auto nicht ganz, die Bremse überhitzte, begann zu brennen, und Verstappen musste aufgeben.»
«Pérez lag schon dreißig Sekunden hinter Leader Sainz, als kurz vor Ende des Grand Prix nach dem Unfall von Russell eine virtuelle Safety-Car-Phase verhängt wurde. Zu Beginn des Rennens hatte Sergio guten Speed gezeigt, aber dann kam es zu einer Beschädigung des Unterbodens am Wagen von «Checo», was zu übermäßigem Körnen der Reifen geführt hat.»
Fazit von Martin Brundle: «Aus dem Bauch heraus würde ich sagen – Ferrari hätte an diesem Tag so oder so gewonnen.»
Australien-GP, Albert Park Circuit
01. Carlos Sainz (E), Ferrari, 1:20:26,843 h
02. Charles Leclerc (MC), Ferrari, +2,366 sec
03. Lando Norris (GB), McLaren, +5,904
04. Oscar Piastri (AUS), McLaren, +35,770
05. Sergio Pérez (MEX), Red Bull Racing, +56,309
06. Lance Stroll (CDN), Aston Martin, +1:33,222
07. Yuki Tsunoda (J), Racing Bulls, +1:35,601
08. Fernando Alonso (E), Aston Martin, +1:40,992*
09. Nico Hülkenberg (D), Haas, +1:44,553
10. Kevin Magnussen (DK), Haas, +1 Runde
11. Alex Albon (T), Williams, +1
12. Daniel Ricciardo (AUS), Racing Bulls, +1
13. Pierre Gasly (F), Alpine, +1
14. Valtteri Bottas (FIN), Sauber, +1
15. Guanyu Zhou (RCH), Sauber, +1
16. Esteban Ocon (F), Alpine, +1
Out
George Russell (GB), Mercedes, Unfall
Lewis Hamilton (GB), Mercedes, Motorschaden
Max Verstappen (NL), Red Bull Racing, Bremsdefekt
*20-sec-Zeitstrafe wegen Bremsmanöver im Duell mit George Russell
Nennung zurückgezogen: Logan Sargeant (USA), Williams
(Unfall von Alex Albon im freien Training, kein Ersatz-Chassis in Australien)
WM-Stand (nach 3 von 24 Grands Prix)
Fahrer
01. Verstappen 51 Punkte
02. Leclerc 47
03. Pérez 46
04. Sainz 40
05. Piastri 28
06. Norris 27
07. Russell 18
08. Alonso 16
09. Stroll 9
10. Hamilton 8
11. Tsunoda 6
12. Oliver Bearman (GB) 6
13. Hülkenberg 3
14. Magnussen 1
15. Albon 0
16. Zhou 0
17. Ricciardo 0
18. Ocon 0
19. Gasly 0
20. Bottas 0
21. Sargeant 0
Konstrukteurspokal
01. Red Bull Racing 97 Punkte
02. Ferrari 93
03. McLaren 55
04. Mercedes 26
05. Aston Martin 25
06. Racing Bulls 6
07. Haas 4
08. Williams 0
09. Sauber 0
10. Alpine 0