Rennstrecke in Miami: Warnung an Verstappen & Co.
Tom Garfinkel, Geschäftsleiter Hard Rock Stadiums und des Miami-GP, sagt zum Grand Prix in der Gemeinde Miami Gardens: «Ich sehe es als Ehre an, die Königsklasse nach Miami gebracht zu haben. Und ich glaube, wir stellen sie hier gebührend und auf einzigartige Weise ins Schaufenster.»
«Der Show- und Glamour-Faktor ist uns wichtig, denn wir wollen uns von den anderen Rennstrecken abheben. Aber mir war immer klar – im Zentrum muss eine anspruchsvolle Rennstrecke sein, die packenden Sport begünstigt.»
Der Mann, der das möglich machte, ist Clive Bowen. Für den ersten Formel-1-WM-Lauf in Florida seit 1959 sagte der Gründer der Firma «Apex Circuit Design» gegenüber SPEEDWEEK.com: «Es war nicht ganz einfach, auf dem Gelände des Hard Rock-Stadions einen Formel-1-Kurs einzubetten, aber bei aller Bescheidenheit glaube ich, dass uns ein sehr interessanter Kurs gelungen ist.»
«Die vielleicht größte Herausforderung bestand darin, immer daran zu denken: Diese Anlage muss während des ganzen Jahres für zahlreiche Veranstaltungen genutzt werden.»
Einer der Pläne sah vor, die 199th Street von Miami Gardens (südlich des Stadions) zu nutzen, also das Gelände des Hard Rock zu verlassen. Bald wurde klar – Anwohner waren davon nicht begeistert.
Clive Bowen: «Also haben wir die Passage in den Kurven 4 bis 8 enger gestaltet als eigentlich geplant. Aber wie sich herausgestellt hat, war das Glück im Unglück, denn auf diese Weise konnten wir eine Prise Wahnsinn in den Kurs einbauen.»
Dies ist auch die Passage, in welcher die Randsteine entfernt wurden – im schnellen Schlangenlinienteil von 6 und 7. Bowen: «Wir hatten erlebt, wie in Jeddah der Wagen von Mick Schumacher auf dem Kerb aufsetzte und dann in die Mauer krachte. Also haben wir die Randsteine bei uns entfernt, um so etwas zu verhindern. Im Fernsehen ist noch immer ein Kerb zu sehen, aber der ist nur aufgemalt.»
«Wir wurden durch den begrenzten Raum zu gewissen Lösungen gezwungen, die letztlich interessantere Kurven erzeugten. So erinnert Kurve 8 an die Beausset-Passage von Paul Ricard und der Anlauf zu Kurve 11 entspricht dem letzten Sektor von Baku.»
Es folgt der Pistenteil um den künstlichen Strand herum (Kurven 11 und 12), laut Bowen «ein Stadionteil, vergleichbar mit jenem in Mexiko-Stadt. Die Bahn hier ist eng und lässt keine Patzer zu. Gerade Kurve 16 hat null Auslauf, wir vergleichen sie gerne mit der Wall of Champions in Montreal und nennen sie scherzhaft unseren Fahrfehler-Erzeuger. Die Bahn steigt nach der Beach an und fällt zur 16 wieder ab, hier ist höchste Präzision gefragt.»
Die letzte Asphaltschicht wurde 2022 drei Monate vor dem ersten Rennwochenende gelegt, die Pistenoberfläche ist rau wie Schmirgelpapier. Bowen: «Das ist beabsichtigt, um von der ersten Trainingsrunde an guten Grip zu bieten, auch auf möglicherweise nasser Bahn. Allerdings erhöht das den Reifenverschleiß, die Piloten sind gefordert.»
Fast vier Dutzend verschiedene Pistenvarianten wurden erwogen, bis die heutige 5,41 Kilometer lange Bahn feststand. Dabei war von Anfang an klar: Die Königspalmen entlang der 203. Strasse (Pistenpassage von den Kurven 16 bis 17) und eine mehr als hundert Jahre lange Eiche bleiben auf jeden Fall, «denn Bäume geben nicht nur Flair, sondern vermitteln auch einen guten Eindruck von Speed», wie Bowen sagt.
So etwas gibt es nur in Miami: Auf diesen Palmen machen es sich gerne auch Leguane gemütlich. Vor dem Rennwochenende wurde sichergestellt, dass keine der pflanzenfressenden Echsen auf den Ästen hockt und möglicherweise auf die Strecke fällt. Die hiesigen Leguane können bis zu einem halben Meter lang und zehn Kilogramm schwer werden.
Die Formel 1 kommt und geht, die Leguane bleiben: Wir sehen sie immer wieder, wie sie am Kanal zwischen der 203. und 204. Strasse durchs Geäst rascheln – und blitzartig auf der nächsten Palme verschwinden, wenn wir uns nähern.