Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

2. Training Zandvoort: Russell 1., Hülkenberg-Unfall

Von Mathias Brunner
Nico Hülkenberg

Nico Hülkenberg

​Zweites Training zum Grossen Preis der Niederlande in Zandvoort: George Russell im Mercedes erzielt die schnellste Zeit, Nico Hülkenberg legt seinen Haas-Rennwagen neben die Bahn, rote Flagge.

Wenn wir den Trainingsfreitag zum Niederlande-GP unter den Titel eines Hollywood-Klassikers stellen müssten, würden wir wählen: Vom Winde verweht.

Ausläufer des Sturms Ernesto zerzausen die Dünenlandschaft an der Nordsee und die Frisuren der Zandvoort-Besucher, die tapferen Fans trotzen dem garstigen Wind. Die Fahrer versuchen so gut als möglich, mit dem unberechenbar-wechselhaften Wetter umzugehen.

Nach dem ersten Training auf abtrocknender Bahn und mit Bestzeit von Lando Norris vor Max Verstappen gingen die 20 Fahrer um 16.00 Uhr hier bei etwas freundlicheren Bedingungen auf die Bahn: Die Sonne ist zurück, Lufttemperatur 21 Grad, die Piste 32 Grad warm. Der Wind ist geblieben und wird erst am Samstag nachlassen.

Die Arbeit der Rennställe: kein Zuckerschlecken. Mischverhältnisse, wenig repräsentativ, im ersten Training. Nun Sonne und trockene Bahn. Am Samstag aber ist mit Regen zu rechnen, am Sonntag wieder mit besseren Bedingungen.

Oscar Piastri brachte seinen McLaren früh zur Box zurück: «Mit diesem Visier kann ich nichts sehen, das müssen wir anders lösen.» Der Ungarn-GP-Sieger wechselte den Helm.

Max Verstappen setzte sich zur Freude der meisten Fans an die Spitze, gefolgt von seinem Kumpel Land Norris, dann Hamilton, Pérez und Alonso. Die meisten Fahrer mit mittelharten Pirelli auf der Bahn.

Mercedes-Fahrer George Russell war drauf und dran, Max die Führung abzujagen, dann aber ein gewaltiger Verbremser des Engländers – Reifen im Eimer. George am Funk: «Das war jetzt ein wenig seltsam.»

Auch Sergio Pérez rodelte durch ein Kiesbett, der Mexikaner in der Tarzan-Kurve am Ende der Start/Ziel-Geraden. An dieser Stelle hatte es im ersten Training auch Nico Hülkenberg und Carlos Sainz erwischt.

Max Verstappen, mit der Abstimmung noch nicht happy, verlor seinen Red Bull Racing-Rennwagen fast aus der Kontrolle: «Ich komm an die Box zurück.» Der Niederländer konnte noch nicht das volle Vertrauen in die Hinterachse setzen. Max zu diesem Zeitpunkt noch immer Leader, zwei Zehntelsekunden vor Hamilton, drei vor Norris.

McLaren hat das grösste Evo-Paket am Wagen seit dem Miami-GP-Wochenende Anfang Mai: Neue Bremsbelüftung vorne, veränderte Vorderradaufhängung (aus aerodynamischen Gründen), neue Kante am Unterboden, geänderte Hinterradaufhängung (ebenfalls aus aerodynamischen Gründen), dazu neuer Heckflügel für viel Abtrieb, wie in Zandvoort erforderlich, und der dazu passende «beam wing», der Zusatzflügel, der über dem Getriebe angeordnet ist.

Red Bull Racing in den Niederlanden mit einem enger geschnittenen Abschluss der Entlüftung am Ende der Motorverkleidung, mit optimierter Verkleidung des Kopfschutzes Halo, dazu mit geänderten Rückspiegelstützen.

Nach 17 Minuten rote Flagge! Nico Hülkenberg hatte den Wagen in Kurve 1 nach einem Dreher neben die Bahn gesetzt, die Rennleitung unterbrach die Action, die Uhr lief wie üblich im freien Training weiter. Hülkenbergs Haas-Rennwagen prallte mit der rechten Seite in einen Reifenstapel. Das ist eine Belastung, die zu Beschädigungen von Halbwellen und Getriebe führen kann.

Nico am Funk: «Ich weiss nicht, was hier passiert ist. Die Hinterachse hat urplötzlich blockiert.» Offenbar ein Problem mit der Bremse. Nico als Fussgänger zurück an die Box, Training zu Ende.

Ein anderer Fahrer hatte auch Sorgen: Ferrari bestätigte – Feierabend für Carlos Sainz, wegen Getriebeschadens (Getriebe steckte im siebten Gang fest).

Nach sechs Minuten Pause ging es weiter, nun mit Autos auf weichen Reifen in einer Quali-Simulation. Max Verstappen baute die Führung aus, wurde dann aber um 25 Tausendstelsekunden von Norris unterboten! Aber dann kam Ungarn-Sieger Oscar Piastri: Knapp zwei Zehntel schneller als Lando.

Die Antwort von Mercedes: Russell neuer Leader, 61 Tausendstel vor Piastri, dann Hamilton auf Rang 3 hinter Oscar, Verstappen damit nur noch Fünfter, nun 284 Tausendstel hinter dem neuen Führenden Russell.

Fast alle Fahrer verlegten sich danach auf Dauerläufe, an der Reihenfolge veränderte sich nur noch wenig.

Sportwagen-Weltmeister Anthony Davidson glaubt: «Das alles riecht hier nach einem herrlichen Dreikampf Red Bull Racing gegen Mercedes gegen McLaren, bei Ferrari bin ich mir noch nicht so sicher, ob die auch mitmischen werden. Aber auf alle Fälle wird das spannend.»

2. Training, Zandvoort

01. George Russell (GB), Mercedes, 1:10,702 min
02. Oscar Piastri (AUS), McLaren, 1:10,763
03. Lewis Hamilton (GB), Mercedes, 1:10,813
04. Lando Norris (GB), McLaren, 1:10,961
05. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing, 1:10,986
06. Fernando Alonso (E), Aston Martin, 1:11,357
07. Yuki Tsunoda (J), Racing Bulls, 1:11,374
08. Kevin Magnussen (DK), Haas, 1:11,430
09. Charles Leclerc (MC), Ferrari, 1:11,443
10. Alex Albon (T), Williams, 1:11,550
11. Lance Stroll (CDN), Aston Martin, 1:11,576
12. Sergio Pérez (MEX), Red Bull Racing, 1:11,581
13. Daniel Ricciardo (AUS), Racing Bulls, 1:11,630
14. Pierre Gasly (F), Alpine, 1:11,644
15. Logan Sargeant (USA), Williams, 1:11,818
16. Guanyu Zhou (RCH), Sauber, 1:11,934
17. Esteban Ocon (F), Alpine, 1:12,061
18. Valtteri Bottas (FIN), Sauber, 1:12,206
19. Carlos Sainz (E), Ferrari, 1:13,108
20. Nico Hülkenberg (D), Haas, 1:13,296

1. Training, Zandvoort

01. Lando Norris (GB), McLaren, 1:12,322 min
02. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing, 1:12,523
03. Lewis Hamilton (GB), Mercedes, 1:13,006
04. Carlos Sainz (E), Ferrari, 1:13,074
05. George Russell (GB), Mercedes, 1:13,142
06. Alex Albon (T), Williams, 1:13,159
07. Oscar Piastri (AUS), McLaren, 1:13,230
08. Nico Hülkenberg (D), Haas, 1:13,563
09. Kevin Magnussen (DK), Haas, 1:13,597
10. Guanyu Zhou (RCH), Sauber, 1:13,965
11. Lance Stroll (CDN), Aston Martin, 1:14,151
12. Sergio Pérez (MEX), Red Bull Racing, 1:14,279
13. Charles Leclerc (MC), Ferrari, 1:14,306
14. Yuki Tsunoda (J), Racing Bulls, 1:14,418
15. Fernando Alonso (E), Aston Martin, 1:14,467
16. Robert Shwartzman (IL), Sauber, 1:14,658
17. Logan Sargeant (USA), Williams, 1:15,605
18. Esteban Ocon (F), Alpine, 1:15,796
19. Daniel Ricciardo (AUS), Racing Bulls, 1:16,321
20. Pierre Gasly (F), Alpine, 1:22,036

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