Leclerc (Ferrari) zu Monza-Sieg: Besser geht’s nicht
Charles Leclerc siegt in Monza
Siebter GP-Sieg für den 26-jährigen Charles Leclerc beim Traditions-GP von Italien in Monza: Im ehrwürdigen Autodromo Nazionale von Monza zeigt der Monegasse eine fabelhafte Leistung und gewinnt zum zweiten Mal nach 2019 im königlichen Park, gleichzeitig ist dies seine 38 Podestplatzierung in der Formel 1.
Für seinen Rennstall Ferrari ist dies der 246. GP-Sieg, der 20. in Monza und der dritte in dieser Saison nach Sainz in Melbourne und Leclerc in Monaco.
Der Sieger sagt über seinen Italien-GP: «Diese Saison erzeugt bei mir einen Herzinfarkt. Was für Höhen und Tiefen! Sieg in Monaco und Monza, besser geht es kaum, Dank an alle hier an der Strecke und nach Maranello ins Rennwagenwerk. Das Auto war sensationell, aber entscheidend war unsere Strategie mit nur einem Stopp.»
«Was für ein Gefühl! Ich dachte 2019, das ist nicht zu toppen, ein Sieg hier, aber heute ist das noch schöner als damals. Es war ein ganz schwieriges Rennen, vielleicht habe ich deshalb das Gefühl.»
«Ich bin tief bewegt, auch wegen der grandiosen Tifosi. Sie haben mich zum Sieg getragen. Ich kann kaum in Worten fassen, wie glücklich ich bin. Diese Momente werde ich immer im Herzen behalten. Ich kann mich nur bedanken.»
«Hier hat der Ferrari im Rennen prima funktioniert, die jüngsten Verbesserungen ziehen. Klar hoffe ich, dass ich jetzt den Tifosi noch ein paar Siege mehr schicken kann.»
So lief der Italien-GP
Start bei 34 Grad Lufttemperatur, der Asphalt 54 Grad warm, zahlreiche Gewitterzellen in der Gegend, Regenwahrscheinlichkeit gemäss der FIA bei immerhin 40 Prozent. Die Red Bull Racing-Renner von Verstappen und Pérez in den Top-Ten mit harten Reifen, um länger auf der Bahn zu bleiben und Ränge gutzumachen, der Rest auf mittelharten Reifen.
Lando Norris von Pole startete gut und ging in Führung, dahinter rutschte Russell in den Notausgang, beide Ferrari gingen vorbei, Jubel auf den Tribünen. Der Mercedes von Russell mit beschädigter Frontflügel-Endplatte vorne rechts. Nicht gut für ein solides Reifen-Management.
Es kam noch besser: Piastri ellbögelte sich an Norris vorbei in der ersten Kurve, Norris kam aus dem Tritt, daher auch Leclerc vorbei an Norris, noch mehr Jubel auf den Rängen, Norris nun mit Sainz im Nacken. Verstappen auf Rang 6.
Stand nach Runde 2: Piastri, Leclerc, Norris, Sainz, Hamilton, Verstappen, Russell, Pérez, Albon und Alonso. Hülkenberg nach einem Ausrutscher in der Ascari zurückgefallen auf P16, dies nach einem Scharmützel mit Ricciardo. Der Deutsche musste sich an der Box einen neuen Frontflügel abholen. Nico hatte davor noch eine Kollision, dieses Mal in der ersten Kurve mit Yuki Tsunoda.
Runde 6: Piastri knapp eine Sekunde vor Leclerc, Norris 1,3 Sekunden hinter dem Ferrari von Charles und eine Sekunde vor dem anderen Ferrari von Sainz, dann Hamilton, Verstappen und Russell.
Die Racing Bulls holten Tsunoda in Runde 8 an die Box – Kollisionsschäden, aus.
Das Tempo war generell höher als bei den Dauerläufen am Freitag, das Körnen der Reifen viel weniger stark als erwartet.
Hülkenberg erhielt für seinen Rammstoss gegen Tsunoda eine Zehnsekundenstrafe. Ricciardo für seine Aktion gegen Nico fünf Sekunden.
In Runde 11 ging Pérez an Russell vorbei, der Mexikaner nun auf Platz 7, der Engländer auf P8. Mercedes holte George für frische Reifen (harte) und einen frischen Frontflügel herein.
Runde 15: McLaren holte Norris rein, um Leclerc zu unterschneiden, Lando liess bei der Boxeneinfahrt seine Reifen verrauchen. Der Plan ging auf, Norris nun vor dem Ferrari, denn Leclerc kam eine Runde später zum Reifenwechsel zwar rein, so wie auch Lewis Hamilton, aber hinter Norris auf die Bahn zurück.
Leclerc war mit dem Timing des Stopps am Funk sehr ungehalten. «Wieso stoppen wir, wenn wir unterschnitten werden?» Ferrari hätte ihn besser länger auf der Bahn gelassen.
Piastri in Runde 17 an der Box, Carlos Sainz also als neuer Leder des Grand Prix. Piastri kam vor Norris auf die Bahn zurück.
Neuer Stand: Sainz 3,6 sec vor Verstappen, dann Pérez, alle drei noch ohne Stopp, dann Piastri, Norris und Leclerc.
Verstappen hatte in der zweiten Lesmo einen üblen Rutscher, war nun aber Leader, denn auch Sainz holte sich frische Reifen ab. Sainz zurück auf P6.
In Runde 22 holte RBR Verstappen an die Box, aber ein Problem rechts hinten, viel zu langer Stopp, erneut harte Reifen für Max. Daher also Zweitstopper, denn Max hatte die mittelharten Reifen noch nicht benutzt.
Lando Norris erhielt am Funk die Anweisung: «Die darfst angreifen, aber Papaya-Regeln.» Will heissen: Kegelt euch nicht von der Bahn.
Stand in Runde 24: Piastri, Norris, Leclerc, Sainz, Hamilton, Verstappen, Ocon, Pérez, Russell und Alonso.
Piastri hielt sich Norris vom Hals, aber was würde McLaren machen in Sachen Strategie mit dem zweiten Stopp?
George Russell legte sich in der ersten Kurve Pérez zurecht, der Mexikaner wehrte sich erfolgreich, der Engländer musste in Runde 31 einen neuen Anlauf nehmen.
Weiter vorne rückte Leclerc näher an Norris heran, denn der Brite war in der ersten Schikane neben der Bahn gewesen.
Norris kam in Runde 33 erneut herein, harte Reifen für den Miami- und Zandvoort-Sieger, damit kurzfristig Sechster. Probleme rechts vorne mit dem Rad.
Stand in Runde 35: Piastri 5,5 sec vor Leclerc, der 11,7 sec vor Sainz, der 1,5 sec vor Hamilton, der 7,9 vor Verstappen, dann Norris mit bester Rennrunde und dickem Hals.
Russell knackte in Runde 38 die Festung Pérez, Verstappen fragte am Funk, ob er sich gegen Norris wehren solle. Antwort: «Ja, bitte.» Zur gleichen Zeit holte sich Piastri frische Reifen ab.
In Runde 40 attackierte Lando in der ersten Kurve, Max parierte, auch in den folgenden Kurven, mit geschickt platziertem Auto.
In Runde 41 aber konnte der Niederländer nichts mehr machen: Lando ging auf der Start/Ziel-Geraden vorbei, nichts zu machen für Max. Dann holte RBR Verstappen herein, Max nun auf mittelharten Walzen, aber nur noch Sechster, 13 sec hinter Verstappen.
Stand: Leclerc und Sainz vorne (aber mit nur einem Stopp), dann Piastri und Norris vor Verstappen. Ferrari suchte sein Glück in einem Einstopper, fabelhaft! Die McLaren mussten Tempo aufnehmen, denn Piastri 14,2 sec hinter Leader Leclerc, Norris gar 19 sec.
Piastri rückte näher an Sainz heran. In Runde 45 ging Oscar unwiderstehlich an Carlos vorbei. Er musste nun 11 Sekunden gutmachen auf Leader Leclerc.
In Runde 48 konnte Sainz Norris nichts mehr entgegensetzen, der Brite neu Dritter. Leclerc nur noch 9 Sekunden vor Piastri.
Mit jeder Passage erhielt Leclerc bei Start und Ziel mehr Applaus, nun musste alles stimmen, um die Einstoppstrategie zum Funktionieren zu bringen, die Tifosi nun hellwach.
Das Risiko von Ferrari machte sich bezahlt – Sieg für Charles Leclerc, die Tifosi im Freudentaumel, das ist Monza!
Italien-GP, Autodromo Nazionale di Monza
01. Charles Leclerc (MC), Ferrari, 1:14:40,727 h
02. Oscar Piastri (AUS), McLaren, +2,664 sec
03. Lando Norris (GB), McLaren, +6,153
04. Carlos Sainz (E), Ferrari, +15,621
05. Lewis Hamilton (GB), Mercedes, +22,820
06. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing, +37,932
07. George Russell (GB), Mercedes, +39,715
08. Sergio Pérez (MEX), Red Bull Racing, +54,148
09. Alex Albon (T), Williams, +1:07,456 min
10. Kevin Magnussen (DK), Haas, +1:08,302
11. Fernando Alonso (E), Aston Martin, +1:08,495
12. Franco Colapinto (RA), Williams, +1:21,308
13. Daniel Ricciardo (AUS), Racing Bulls, +1:33,452
14. Esteban Ocon (F), Alpine, +1 Runde
15. Pierre Gasly (F), Alpine, +1
16. Valtteri Bottas (FIN), Sauber, +1
17. Nico Hülkenberg (D), Haas, +1
18. Guanyu Zhou (RCH), Sauber, +1
19. Lance Stroll (CDN), Aston Martin, +1
Out
Yuki Tsunoda (J), Racing Bulls, Kollisionsschäden
WM-Stand (nach 15 von 24 Grands Prix und 3 von 6 Sprints)
Fahrer
01. Verstappen 303 Punkte
02. Norris 241
03. Leclerc 217
04. Piastri 197
05. Sainz 184
06. Hamilton 164
07. Pérez 143
08. Russell 128
09. Alonso 50
10. Stroll 24
11. Hülkenberg 22
12. Tsunoda 22
13. Ricciardo 12
14. Gasly 8
15. Oliver Bearman (GB) 6
16. Magnussen 6
17. Albon 6
18. Ocon 5
19. Zhou 0
20. Logan Sargeant (USA) 0
21. Bottas 0
22. Colapinto 0
Konstrukteurspokal
01. Red Bull Racing 446 Punkte
02. McLaren 438
03. Ferrari 407
04. Mercedes 292
05. Aston Martin 74
06. Racing Bulls 34
07. Haas 28
08. Alpine 13
09. Williams 6
10. Sauber 0