Training USA: Ferrari vor Verstappen, Mercedes baff
Max Verstappen (rechts) ist in Texas Drittschnellster
Die Formel-1-Fahrer stehen gewaltig unter Dampf: Nur ein freies Training heute auf dem Circuit of the Americas bei Austin (Texas), dann wird es um 23.30 Uhr (europäischer Zeit) schon in die Qualifikation für den Sprint gehen.
Das ist etwa für die Piloten von Mercedes-Benz und Red Bull Racing besonders stressig: Die beiden erfolgreichsten Rennställe der vergangenen zehn Jahre haben zahlreiche Verbesserungen nach Texas gebracht. Auch McLaren hat das letzte grosse Evo-Paket am Wagen.
Mercedes-Star Lewis Hamilton: «Es ist so gut wie unmöglich, den Spagat zu schaffen zwischen sorgfältigem Ausloten der neuen Teile und Erarbeiten einer guten Abstimmung für die Sprint-Quali. Du hast einfach zu wenig Zeit dazu.»
Die einzigen freien 60 Trainingsminuten begannen bei guten Verhältnissen, harmlos bewölktem Himmel, 25 Grad Lufttemperatur, der teilweise frisch asphaltierte COTA-Belag 38 Grad warm, wie angekündigt auffrischender Wind.
Formel-1-Champion Jenson Button: «Ich bin hier vor ein paar Wochen Sportwagen gefahren, der seit dem GP 2023 komplett neue Belag ist überaus glatt, die haben hier einen tollen Job gemacht. Aber in Kurve 3 hat es noch immer eine üble Welle, da hast du das Gefühl, dein Auto hebt ab. Die Formel-1-Fahrer werden verblüfft sein, wie viel Haftung die Piste bietet.»
Klar stürmten die Stars sofort auf die Bahn, um in den 20 Kurven der 5,513 Kilometer langen Bahn den Verbesserungen auf den Grund zu gehen. In den Kurven 6 und 14 wurde in den Scheitelpunkten Grasnarben angebracht, um den Fahrern das Abkürzen zu versauern.
Erster Schreckmoment: Williams-Fahrer Franco Colapinto kurz neben der Bahn, aber alles nochmals gut gegangen. Kurz darauf ein Verbremser von Oscar Piastri im McLaren, überrascht vom Rückenwind am Ende der Gegengeraden.
Charles Leclerc mit früher Bestzeit, eine Tausendstelsekunde vor Lando Norris, Ferrari stand hier 2022 (mit Carlos Sainz) und 2023 (mit Leclerc) auf Pole. Dann rückte Sainz nach vorne, die Bahn entwickelte sich rasant, bevor Verstappen die Spitze übernahm.
Nach zehn Minuten Dreher von Pierre Gasly in Sonderlackierung (Videospiel Indiana Jones), mit welcher der Alpine-Rennwagen aussieht wie ein McLaren. Der Franzose am Funk: «Alles okay, ich habe den Wagen lediglich aus der Kontrolle verloren.»
Dann Highspeed-Dreher von Hamilton im Mercedes, der Rekord-Champion war von Hülkenbergs Wagen kurz irritiert worden und knurrte am Funk: «Okay, ihr müsste den Unterboden und die verdammten Reifen checken.» Die verdammten Reifen war ruiniert, die Mechaniker inspizierten den Boden. Hamilton konnte von Glück reden, nirgendwo anzuschlagen.
George Russell am Funk: «War Lewis in Kurve 4 in Schwierigkeiten? Denn ich hatte dort eben einen Schreckmoment. Das ist sehr merkwürdig.»
Die Wiederholung zeigte, wie die Mercedes-Renner an der gleichen Stelle querschlugen. Kurz darauf doch ein Dreher von Russell, allerdings in Kurve 1. Damit also drei Zwischenfälle bei Mercedes innerhalb von nur 20 Minuten.
Nach einer halben Stunde gönnte sich WM-Leader Max Verstappen weiche Pirelli-Reifen: Bestzeit, 1,1 Sekunden schneller als Leclerc, aber das Gesicht von Max’ Renningenieur Gianpiero Lambiase sagte: Das reicht nicht. Max am Funk: «Die Reifen waren zu Beginn der Runde zu wenig warm.»
Sergio Pérez verlor auf Max acht Zehntelsekunden: «Der Wagen liegt in langsamen Kurven nicht gut und hoppelt zu sehr.» Der Mexikaner wird hier in Texas wieder von Renningenieur Hugh Bird betreut, der aus der Vaterschaftspause zurückgekommen ist.
McLaren-CEO Zak Brown: «Das sagt alles noch wenig aus, wir folgen strikte unserem Fahrplan, die Fahrer sind mit der Fahrzeugbalance noch nicht happy.» Nur Lando Norris fährt in Texas den neuen Frontflügel. Damit rutschte der Engländer kurz neben die Bahn, Runde im Eimer, Auto unversehrt, aber sichtlich nervös.
Eine Viertelstunde vor Schluss brachte Sauber-Fahrer Guanyu Zhou den Wagen zurück: «Ich habe keine Motorleistung mehr.»
Nun auch die Red Bull Racing-Gegner auf weichen Reifen: Hamilton rückte auf Rang 2 (eine halbe Sekunde hinter Verstappen), dann Sainz mit neuer Bestzeit, vor Verstappen und Alonso.
Oscar Piastri versemmelte die Einfahrt zur Box, daher kurz virtuelle Safety-Car-Phase, das verdarb Charles Leclerc eine schnelle Runde. George Russell stolperte über den Williams von Franco Colapinto, danach leistete er sich einen Fahrfehler.
Oscar Piastri rückte auf Platz 3 hinter Sainz und Verstappen. Erst zwei Minuten vor Schluss ging der dreifache Saisonsieger Lando Norris mit weichen Reifen auf die Bahn.
Dann Leclerc auf P2, nur 21 Tausendstel hinter Sainz, während Norris mit nervösem Wagen auf Rang 4 vorstiess, nur 13 Tausendstel hinter Max Verstappen. Der Sieger von Miami, Zandvoort und Singapur erneut neben der Bahn – noch haben wir den wahren Speed von McLaren nicht gesehen.
1. Training, USA
01. Carlos Sainz (E), Ferrari, 1:33,602 min
02. Charles Leclerc (MC), Ferrari, 1:33,623
03. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing, 1:33,855
04. Lando Norris (GB), McLaren, 1:33,868
05. Oscar Piastri (AUS), McLaren, 1:33,908
06. Lewis Hamilton (GB), Mercedes, 1:33,963
07. George Russell (GB), Mercedes, 1:34,093
08. Kevin Magnussen (DK), Haas, 1:34,096
09. Fernando Alonso (E), Aston Martin, 1:34,112
10. Yuki Tsunoda (J), Racing Bulls, 1:34,313
11. Nico Hülkenberg (D), Haas, 1:34,364
12. Pierre Gasly (F), Alpine, 1:34,375
13. Liam Lawson (NZ), Racing Bulls, 1:34,443
14. Alex Albon (T), Williams, 1:34,618
15. Lance Stroll (CDN), Aston Martin, 1:34,619
16. Sergio Pérez (MEX), Red Bull Racing, 1:34,638
17. Esteban Ocon (F), Alpine, 1:34,806
18. Valtteri Bottas (FIN), Sauber, 1:35,041
19. Franco Colapinto (RA), Williams, 1:35,248
20. Guanyu Zhou (RCH), Sauber, 1:37,219