MotoGP: Neuer Yamaha-Motor zu stark

Michael Schumacher – Damon Hill: Knall in Australien

Von Mathias Brunner
​13. November 1994: Michael Schumacher wird auf dem australischen Strassenkurs von Adelaide erstmals Formel-1-Weltmeister, nach einem kontroversen Duell mit Williams-Fahrer Damon Hill.

An diesem 13. November 2024 sind es genau 30 Jahre her, dass Michael Schumacher in Adelaide (Australien) seinen ersten WM-Titel gewonnen hat. Die WM-Entscheidung hätte kaum kontroverser verlaufen können.

13. November 1994 also, Grosser Preis von Australien, Runde 34 auf dem Strassenkurs von Adelaide. Michael Schumachers Benetton gerät, in Führung liegend, in der East Terrace-Linkskurve von der Ideallinie und schlägt rechts breitseits in eine Begrenzungsmauer ein, trudelt auf die Strecke zurück.

Der dichtauf folgende Williams-Pilot Damon Hill zögert keine Sekunde und greift in der folgenden Rechtskurve an.

Schumacher wird von seinem Instinkt überwältigt: Als Hill an die Innenseite des Benetton von Michael taucht, lenkt Schumi nach rechts, in den Rennwagen seines Gegners hinein. Die Räder berühren sich, der Benetton steht kurz mit zwei Rädern in der Luft, sackt auf den Asphalt zurück und prallt dann geradeaus in die Reifenstapel.

Hills Williams rollt weiter, aber Damon muss kurz darauf wegen beschädigter Radaufhängung aufgeben.

Die Rennkommissare entscheiden: ein Rennzwischenfall.

Was wohl heute in einem solchen Fall entschieden würde?

Damon Hill sagt dazu heute: «In jenem Moment war mir nicht klar, dass der Wagen von Michael beschädigt ist. Ich sah eine Lücke und stach hinein. Wenn ich zurückblicke, dann hätte ich einfach warten müssen. Michael wäre mit diesem Auto nicht mehr weit gekommen, ich hätte mit Leichtigkeit an ihm vorbeigehen und zum Titel fahren können.»

Ross Brawn (69) war jahrelang Wegbegleiter von Michael Schumacher, zunächst bei Benetton (WM-Titel 1994 und 1995), später bei Ferrari (einmalige Serie von fünf Titeln in Folge, 2000 bis 2004). Gegenüber RTL sagte Ross über die Anfänge des jungen Schumacher in Spa-Francorchamps 1991: «Bei Benetton waren Tom Walkinshaw und ich dabei, das Team neu zu strukturieren. Wir kannten Michael aus der Sportwagen-Szene und hatten deshalb einen Wissensvorsprung gegenüber den anderen Teams. Wir wollten ihn unbedingt haben. Für mich war es keine Überraschung, dass sich Michael damals in Spa bei seinem Formel-1-Debüt so gut geschlagen hat.»

Nur ein Rennen später, in Monza, sass Michael nicht mehr im Jordan, sondern schon in einem Benetton.

Ross Brawn weiter: «Er war damals schon selbstbewusst und hatte keine Angst zu sagen, was ihn bewegte, aber er kritisierte immer auf konstruktive Art und Weise – und stets intern. Ausserdem hatte er als Kfz-Mechaniker schon früh ein sehr gutes Verständnis fürs Auto.»

«Auf der Strecke hat er sich schnell Respekt verschafft, indem er in Zweikämpfen niemandem Platz gelassen hat. Ganz wichtig dabei: Michael kam nicht in ein Weltmeister-Team, sondern er formte mit uns ein Weltmeister-Team. Als wir 1994 ein Auto hatten, mit dem er um den Titel kämpfen konnte, war er bereit.»

Die Art und Weise, wie sich Schumacher in Adelaide 1994 gegen Damon Hill zum WM-Titel ellbögelte, erzeugte viel Unmut. Aber Ross Brawn sagt: «Natürlich war es nicht besonders schön, die WM auf diese Art und Weise zu gewinnen. Aber wir hatten es verdient. Wir waren kein Hersteller-Team, haben die grossen Mannschaften wie Ferrari in dem Jahr jedoch trotzdem geschlagen. Wir standen extrem unter Druck, weil die Leute nicht verstanden haben, wie wir so stark sein konnten. Michael hat in dem Jahr viel gelernt und sich stark entwickelt. Für ihn war es der erste Titel, aber auch für mich als technischen Direktor. Es war ein sehr emotionales Rennen.»

Viele Wegbegleiter von Michael Schumacher heben immer wieder hervor, welch ausgeprägter Mannschaftsspieler Schumi ist. Ross Brawn bestätigt: «Das war eine seiner natürlichen Stärken. Er liebte es, Teil eines Teams zu sein. Er kannte alle Mechaniker, ihre Frauen und Kinder. Er wusste, dass er nicht alleine die WM gewinnt, sondern nur als Mannschaft. Natürlich musste er auf der Strecke liefern, aber er hat in den drei Jahren einen grossen Anteil am Aufbau des Teams gehabt, bevor wir 1994 erstmals die WM gewannen.»

1995 legte Michael Schumacher nach und wurde mit Benetton zum zweiten Mal Weltmeister – dann zog er zu Ferrari.

Ross Brawn weiter: «Michael brauchte eine neue Herausforderung, und für ihn war das Ferrari. Er musste mir deshalb auch gar nicht erklären, warum er uns verlässt. Damals hatten wir noch gar nicht darüber gesprochen, dass auch ich mitkomme. Ferrari hatte eine bestehende Teamstruktur, und es gab keinen Platz für mich.»

«Im ersten Jahr in Maranello hat Michael dann realisiert, dass uns mehr verband als nur eine Arbeitsbeziehung. Wir konnten uns vertrauen und aufeinander bauen. Und auch ich habe das vermisst, als er zu Ferrari ging. Als die Dinge dort nicht so liefen wie geplant, ergab sich auch für mich die Möglichkeit zum Wechsel.»

«Ferrari ist ein toller Rennstall. Wir hatten Erfolg, weil wir zwei Teststrecken hatten und auch das nötige Budget. Aber allem voran hatten wir diese tolle Truppe. Wir konnten alle aufeinander bauen. Michael war elementar für Ferrari. Er war ein talentierter Fahrer, aber auch ein Team-Player. Bei uns gab es keine interne Politik. Wenn es ein Problem gab, haben wir darüber geredet. Das hat uns so stark gemacht.»

Schumi trat zurück und dann trat er vom Rücktritt zurück – Comeback mit Mercedes. Und Ross Brawn war erneut an Bord.

«Michael und ich hatten schon vor seinem Comeback-Versuch mit Ferrari bei einem Bier über eine Rückkehr in die Formel 1 gesprochen. Als Jenson Button mir also eröffnete, dass er das Team in Richtung McLaren verlassen werde, war das erste, was ich gemeinsam mit Norbert Haug tat, Michael aufzusuchen. Es war nicht schwierig, ihn vom Comeback zu überzeugen. Er vermisste die Formel 1. Leute wie Michael lieben den Wettbewerb und die Rennen.»

«Wir hatten keine Zweifel an seiner Wettbewerbsfähigkeit. Es hat mich frustriert, dass wir ihm niemals das Auto geben konnten, das er verdient hatte. Er hatte nie die Möglichkeit zu zeigen, wozu er wirklich noch in der Lage war. Trotz allem war Michael ein Teil des Prozesses Mercedes zum Weltmeister-Team zu machen.»

Dank der Aufbauarbeit von Michael Schumacher und Ross Brawn setzte Mercedes-Benz zu einem Höhenflug an, als Lewis Hamilton ins Team kam und die Formel 1 in die Turbohybrid-Ära trat: Von 2014 bis 2021 gewann Mercedes acht Mal in Folge den Konstrukteurs-Pokal.


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