Max Verstappen: Red Bull Racing-Krise als Vorteil
Max Verstappen
Die Formel-1-WM 2024 endete im Konstrukteurs-Pokal so: McLaren holte den ersten Titel seit 1998, Ferrari wurde Zweiter, Red Bull Racing rutschte auf Rang 3 ab, weil das Team in Sachen Entwicklung falsch abbog und Monate brauchte, um im Detail zu verstehen, wieso sich das gute Fahrverhalten verflüchtigt hatte.
Diese Enttäuschung für RBR bietet allerdings einen Vorteil: Gemäss des F1-Reglements darf der Rennstall für 2025 und 2026 mehr an der Aerodynamik arbeiten als McLaren und Ferrari.
Im Reglement der Königsklasse ist seit 2021 exakt verankert, wie oft die Teams in den Windkanal gehen dürfen und wie viele Flussdynamik-Berechnungen sie anstellen dürfen.
Die Denke dahinter: Wer hinterher fährt (so wie 2024 Sauber) soll durch mehr aerodynamische Entwicklung die Chance erhalten, wieder aufzurücken; wer das Tempo vorgab, so wie in der zweiten Saisonhälfte oft McLaren, muss Einschränkungen in Kauf nehmen.
Die Saison wird dabei auf zwei Hälften geteilt: Bis Ende Juni 2025 gilt der Stand im Konstrukteurs-Pokal 2024, von Juli bis Dezember 2025 gilt der WM-Stand am 23. Juni 2025.
Diese ATR (aerodynamic testing regulation) gibt vor: Basierend auf einem Richtwert darf der Sieger im Konstrukteurs-Pokal (also McLaren) fürs erste Halbjahr 2025 nur noch zu 70 Prozent entwickeln, dann geht es in Schritten von fünf Prozent hinunter bis zum WM-Letzten (Sauber), die damit auf 115 Prozent kommen.
Anders gesagt: Sauber erhält 45 Prozent mehr Zeit für die aerodynamische Entwicklung als McLaren.
Gemäss WM-Stand 2024 kommen die Teams damit auf folgende Entwicklungszeit im ersten Halbjahr 2025
McLaren 70 % (224 Windkanalstunden, 1400 CFD-Berechnungen)
Ferrari 75 % (240/1500)
Red Bull Racing 80 % (256/1600)
Mercedes 85 % (272/1700)
Aston Martin 90 % (288/1800)
Alpine 95 % (304/1900)
Haas 100 % (320/2000)
Racing Bulls 105 % (336/2100)
Williams 110 % (352/2200)
Sauber 115 % (368/2300)
Der grosse Unterschied zur Arbeit der Aerodynamiker vor einem Jahr: Ab 1. Januar 2025 darf im Windkanal und in Sachen Computer-Berechnungen an den Rennwagen der Generation 2026 gearbeitet werden.
Die Spezialisten müssen also sorgsam abwägen, wie viel Entwicklung sie für die 2025er Renner investieren wollen und wie viel für 2026.