Lewis Hamilton, Ferrari: Steht Nachfolger schon fest?
Selten hat das Debüt eines Formel-1-Fahrers so hohe Wellen geschlagen wie der Einstand von Lewis Hamilton bei Ferrari: Ein erstes Foto des siebenfachen Weltmeisters in Fiorano wurde millionenfach geliked, Tausende säumten die Testbahn, als der 105-fache GP-Sieger endlich auf die Bahn ging – und später von ähnlichen Gefühlen sprach wie vor ihm Sebastian Vettel oder Carlos Sainz.
Hamilton, der sich angeblich vor dem ersten Test mit seinem Kumpel Sebastian Vettel kurzgeschlossen hatte, hat bei Ferrari einen Mehrjahresvertrag unterzeichnet, die Rede ist von 2025 und 2026, mit Option auf 2027.
Sein früherer McLaren-Stallgefährte Jenson Button ist der Ansicht, dass Lewis Hamilton die letzte Schärfe in der Quali als inzwischen 40-Jährigen abhanden gekommen ist, «was Lewis aber durch sein überragendes Rennhandwerk im Grand Prix wettmacht», wie Button meinte.
Dennoch: Als Arbeitgeber eines Ü40 muss sich Ferrari Gedanken machen, was nach Lewis Hamilton kommt. Und das bahnt sich bereits ein, wie auch Haas-Teamchef Ayao Komatsu spürt. Für Haas fährt der 19 Jahre junge Olivier Bearman seine erste komplette GP-Saison, nachdem der Brite 2024 in Saudi-Arabien für Carlos Sainz im Ferrari (Blinddarm-Operation beim Spanier) und in Baku sowie in Brasilien für Kevin Magnussen im Haas sass (der Däne in Aserbaidschan gesperrt und in Interlagos wegen einer Lebensmittelvergiftung out).
Bearman gelang es, in seinen ersten zwei Grands Prix zu punkten und das für zwei verschiedene Teams, das hat vor ihm noch keiner geschafft. Oliver wurde Siebter in Jeddah und Zehnter in Baku.
In einer Medienrunde mit britischen Journalistenkollegen hat Ayao Komatsu nun über Oliver Bearman gesagt: «Es geht bei Oli nicht nur um seinen Speed, es geht um alles. Ich habe einige Rookie-Fahrer erlebt, die in ein erstes freies Training gingen und durchaus schnell waren, aber nicht viele dieser Jungs sind wirklich darauf konzentriert, sich zu beweisen. Bei Ollie war das überhaupt nicht der Fall. Was mich bei ihm am meisten faszinierte, das war, dass er vor dem Traning in Mexiko wirklich verstanden hatte, woraus seine Rolle bestand. Er begriff, was das Team von ihm erwartete, was wir von ihm brauchten; er verstand es und setzte das um.»
«Ich erinnere mich daran, wie er in einer Quali-Simulation einen Fehler gemacht hat, aber auch hier hat er in seiner schnellen Runde nicht das Maximum herausgeholt. Gewiss, das war es eine Quali-Simulation, aber er hatte verstanden, was so etwas in einem ersten freien Training bedeutet. Während der darauffolgenden Abkühlungsrunde hat das Team Informationen zurückgespielt. Er war in der Lage, zu verdauen, was er getan hatte, Anpassungen vorzunehmen und diese dann auch für die zweite schnelle Runde zu korrigieren.»
«Selbst innerhalb dieser vier Runden und auch in der Nachbesprechung waren es seine Ruhe und die Art, wie er Dinge ausdrücken konnte, das, was mich am meisten beeindruckt hat. Ich konnte es fast nicht glauben, dass dieser Kerl erst 18 ist.»
Der Japaner fährt fort: «Wir behandeln Bearman nicht wie einen Rookie, weil wir sehr darauf achten, was er zu sagen hat, weil er voll in die Arbeit eingebunden ist. Er hat eine gute Ausbildung bei Ferrari hinter sich, auch im Simulator. Jedes Mal, wenn er ins Auto steigt, ist sein Feedback exzellent, seine Herangehensweise herausragend, seine Geschwindigkeit ist grossartig.»
Fazit von Ayao Komatsu: «Oliver ist ein Ferrari-Fahrer, und wir haben ihn für mindestens zwei Jahre ausgeliehen bekommen. Aber wenn wir mit ihm einen guten Job machen, bevor er einen guten Job macht, dann kann Ferrari das mittelfristig nicht ignorieren. Ja, ich sehe ihn als zukünftigen Ferrari-Fahrer.»