Dr. Helmut Marko: So wird der Australien-GP laufen

Max Verstappen und Dr. Helmut Marko
Die neue Formel 1-Saison startet am kommenden Sonntag mit dem Grand Prix von Australien in Melbourne. Bevor es in die 76. Saison geht, war Red Bull-Motorsportberater Dr. Helmut Marko (81) zu Gast in der Live-Sendung «Sport und Talk aus dem Hangar-7» bei ServusTV in Salzburg, um die derzeit heissesten Themen anzusprechen.
Mit dem Wechsel von Lewis Hamilton (40) zur Scuderia Ferrari geht es in eine neue Ära, dazu kommen zahlreiche Jungspunde bei den Top-Teams, das Reglement ist ein letztes Jahr stabil, das ist alles eine vielversprechende Ausgangslage. Der Österreicher Marko sagt: «Die Ungeduld ist immer noch da, wenn man die nicht hat, sollte man den Job erst gar nicht angehen.»
Zur umstrittenen Formel-1-Show von London meint der Grazer: «Der Anlass 75 Jahre Formel 1 hat das gerechtfertigt. Ich kann mir aber nicht vorstellen, das jetzt jedes Jahr zu machen. Es war ein pro Hamilton-Publikum, das hat man stark gespürt. Die Teams sind ihre einzelnen Präsentation auch komplett unterschiedlich angegangen, eines hat seine Vorstellung völlig vom Sport losgelöst, andere Rennställe wie McLaren oder Ferrari setzten ganz auf Tradition.»
Zur Saison 2024 sagt Marko mit einem Blick in den Rückspiegel: «Wie wir wissen, ist das letzte Jahr technisch nicht so gut gelaufen. Max hat unsere Schwierigkeiten mit seinen außerordentlichen Künsten übertüncht. Wir haben dann bis Monza intensiv gearbeitet, das hat teilweise Früchte getragen. Das Auto hatte aber ein viel zu enges Arbeitsfenster. War man außerhalb dieses Fensters, war plötzlich eine Sekunde weg.»
«Das Ziel für 2025 bestand daher darin, dass wir für den Rennwagen einen breiteren Nutzbereich erzeugen, damit die Fahrer mehr Vertrauen ins Auto fassen. Das ist im Ansatz gelungen, aber noch nicht in Perfektion.»
Der frühere Formel-1-Fahrer und Le Mans-Sieger von 1971 weiss: «Die Wintertests kann man nicht als komplett gültigen Massstab hernehmen, es waren untypische Bedingungen. Ich glaube, dass das Bild, das in Bahrain zu sehen war, nicht fürs ganze Jahr zählt. McLaren war sehr schnell. In den Dauerläufen mussten die Fahrer mit viel Benzin an Bord fahren, da waren sie um eine Sekunde schneller. Wenn sie diesen Speed in Australien umsetzen, dann gibt das einen Doppelsieg für McLaren.»
Zur eigenen Lage bei Red Bull Racing sagt Marko: «Ein Teil der neuen Teile, die wir noch während des Tests ans Auto gebracht haben, hat gut funktioniert. Wir sind dann mit einem Zwittermodell gefahren. Wir sind nicht optimal unterwegs gewesen. Wir haben inzwischen alles analysiert – Max war auch ausgiebig im Rennsimulator. Er war sehr angetan, dass wir scheinbar die richtige Richtung gefunden haben. Melbourne wird warm sein, also ganz anders als die Verhältnisse in Bahrain, und was wir haben, ist der Max-Faktor.»
Welcher WM-Titel ist für Red Bull Racing eigentlich wichtiger?
Marko: «Der Fahrer-Titel. Red Bull ist kein Autohersteller. Da ist bei uns die Person im Vordergrund. An unsere Mitarbeiter werden Boni aber nach Platzierung in der Konstrukteurswertung ausgezahlt. Da gibt es Staffelungen, und wir sprechen hier von ordentlichen Beträgen. Da war im Rennwagenwerk schon Enttäuschung zu spüren, als im Vorjahr am Ende nur Rang 3 hinter McLaren und Ferrari rausgekommen ist.»