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Red Bull Racing: Erst Partyteam, dann Champions

Von Gerhard Kuntschik
Vor 20 Jahren hatte Red-Bull-Gründer und Motorsportfan Dietrich Mateschitz seinen Traum vom eigenen – wirklich eigenen – Formel-1-Team verwirklicht. Ein Rückblick auf das, was vorher den Weg ebnete und später geschah.

Dietrich Mateschitz (1944-2022) wollte immer Großes. Und vor allem nicht einer von vielen sein. Als er die Idee des «Energy Drinks» von Asien nach Europa brachte – und dabei (anfangs) belächelt wurde. Als er die Formel 1 als globales Marketinginstrument erkannte und 1995 als Dritteleigentümer bei Sauber einstieg – und mit seinen Zielen verkannt wurde. Und 2005, als «sein» Team Red Bull Racing debütierte: Im Grand Prix von Australien in Melbourne. 6. März vor 20 Jahren.

Die Premiere verlief für viele erstaunlich, nicht nur für Mateschitz selbst. Platz 4 für David Coulthard beim Auftaktsieg von Giancarlo Fisichella (Renault), Platz 7 für Red Bull-Zögling Christian Klien. Zwei Mal Punkte, sieben insgesamt (die ersten Acht schrieben damals an). Das von Mateschitz gekaufte Jaguar-Team hatte in der gesamten Vorsaison mit Rookie Klien und Mark Webber ganze zehn Zähler eingefahren. RBR sollte am Ende der ersten Saison mit 34 Punkten auf Platz 7 abschließen – gleich wie Jaguar.

Zehn Saisonen lang, von 1995 bis 2004, war der Red Bull-Gründer Miteigentümer (davon die meisten mit Zweidrittelmehrheit nach Übernahme der Anteile von Fritz Kaiser) und Titelsponsor von Sauber. Doch die alleinigen Entscheidungen – wirtschaftlich wie sportlich – lagen beim Teamgründer Peter Sauber. Mit dem es lang Einvernehmen gab, ehe vor der Saison 2001 die ersten Differenzen das Verhältnis trübten.

Da war Helmut Marko längst mit seinem Nachwuchsteam zur Juniorenabteilung von Red Bull und er selbst zum «Berater» seines Landsmannes Mateschitz geworden. Als Sauber für 2001 auf den unbekannten Rookie Kimi Räikkönen, einen unerfahrenen Formel-Renault-Fahrer, bestand, Marko aber seinen Schützling Enrique Bernoldi im Cockpit sehen wollte, gab es den ersten Zoff. In dem sich Sauber durchsetzte. Aber: Bernoldi wurde mit Red Bull-Geld und -Logos im Arrows untergebracht.

Bernoldi-Arrows-Red Bull hielt nur bis 2002. Im letzten Jahr als Sauber-Eigner, 2004, waren Mateschitz und sein verlängerter Arm Marko wieder zweigleisig unterwegs: Das Formel-3-Talent Christian Klien kam im Jaguar zum Formel-1-Debüt. Die grünen Boliden im Eigentum von Ford trugen ein bescheidenes Logo «Hangar-7», die junge Eventlocation samt Museum in Salzburg.

Doch für Mateschitz (und natürlich Marko) war das klare Ziel ein eigenes Team, in dem man allein entscheiden konnte. Gleichzeitig wurde der mächtige Ford-Konzern des teuren Formel-1-Abenteuers, das in fünf Jahren keine sportlichen Großtaten brachte, überdrüssig.

Die Ford-Bosse und Mateschitz einigten sich im Herbst 2004 nach langen Gesprächen auf den Verkauf an den Salzburger Unternehmer. Zum kolportierten symbolischen Preis von einem Dollar. Am Sonntag, dem 14. November, bestätigte Mateschitz abends in einem langen Telefonat dem Autor den Kauf samt allen Details. Einen Tag darauf wurde die große Story der «Salzburger Nachrichten» offiziell bestätigt. Red Bull Racing war geboren.

Da bereits und in der Folge noch öfters behielt der Spruch «Man trifft sich immer zwei Mal» Geltung. Ford war 1995/96, in Red Bulls Formel-1-Anfangsjahren, der Motorenpartner von Sauber. 1997 wechselten die Amerikaner von Sauber zum neuen F1-Team des dreifachen Champions Jackie Stewart als Werksteam.

Stewart Grand Prix lebte nur drei Jahre, ehe Ford dem Schotten das Team samt Fabrik in Milton Keynes abkaufte – für kolportierte 40 Mill. Dollar wurde daraus Jaguar Racing. Was günstig war, weil Ford zuvor massiv in Stewart GP investiert hatte.

2001 bekam der US-amerikanische Teamchef und Indy-Held Bobby Rahal einen Vorgesetzten, um das Team vorwärts zu bringen: Niki Lauda wurde von Wolfgang Reitzle, dem Boss der «Premier Automotiv Group» von Ford (mit den Luxusmarken Jaguar, Volvo, Aston Martin, Lincoln), engagiert. Laudas Versuch, den schon als «Guru» gesehenen Designer Adrian Newey von McLaren abzuwerben, scheiterte im letzten Moment – Mateschitz war im November 2005 erfolgreicher und konnte im privaten Kreis lächelnd verkünden: «Wir haben ihn.»

Als Ford Lauda/Rahal ablöste, kam der britische Ingenieur Tony Purnell zu Teamchef-Ehren, und sein Adlatus David Pitchforth wurde Geschäftsführer. Als Mateschitz Jaguar übernommen hatte, hieß es, vorerst seien keine Änderungen im Teammanagement geplant. Doch schon im Februar 2005, noch vor dem ersten GP von Red Bull Racing, wurden die beiden Briten durch den jungen Formel-3000-Teamchef Christian Horner ersetzt.

Als der öffentlichkeitsscheue Mateschitz vor Weihnachten 2004 seinen Antrittsbesuch in Milton Keynes absolvierte, wurde er am Empfang auch der etwas älteren Rezeptionistin vorgestellt. Die war von den Socken über den Besucher: «Mr. Mateschitz, you are real?!» Ja, es gab den Mr. Red Bull wirklich in Person.

Von Beginn an wollte Red Bull Racing anders sein als die anderen Teams, man wollte vor allem ein Kontrapunkt zur steifen Hierarchie bei Ron Dennis‘ McLaren sein. Das Motorhome, später «Energy Station», wurde Partyzone. Bei fast jedem GP gab es irgendwelche Feten. Eine satirisch-humorvolle Fahrerlagerzeitung wurde an den drei Tagen eines GP produziert und verteilt (angeblich soll Dennis das Magazin in seinem Motorhome verboten haben).

Die Konkurrenz betrachtete Red Bull Racing eher von oben herab. Im Debütjahr musste man noch mit Cosworth-Motoren auskommen, 2006 war dann schon Ferrari Partner, später Renault – immer das, was gerade am siegfähigsten aussah. Ende 2005 wurde mit der Verpflichtung von Newey die Trendwende erreicht: Die Konkurrenz machte sich erstmals Gedanken über die lustigen Bullen mit der lauten Boxenmusik.

Mit dem Kauf von Minardi Ende 2005 um kolportierte 50 Mill. Euro hatte Mateschitz ein zweites Standbein und konnte mit Juniorenchef Marko Nachwuchspflege betreiben. Kurioserweise gewann das nun Toro Rosso benannte Team früher einen GP als RBR (Vettel 2008 in Monza).

Es dauerte noch bis 2009, bis Red-Bull-Fahrern die ersten Siege gelangen. Fünf Jahre nach dem Debüt von Red Bull Racing war das Team mit österreichischer Lizenz, österreichischem Eigner und britischer Basis, erstmals Weltmeister. Webber, der von Red Bull 2005 nicht von Jaguar übernommen wurde, dockte 2007 nach zwei Jahren bei Williams doch bei den Bullen an. Und wurde Teamkollege von Coulthard, dem er 2005 hatte Platz machen müssen. Coulthard wiederum wurde von Jungstar Sebastian Vettel beerbt. Coulthard und Webber sind (nach jahrelanger Freundschaft mit Mateschitz) Red Bull noch heute eng verbunden.

Das Ex-Partyteam geht nun mit sechs Konstrukteurs- und acht Fahrer-WM-Titeln, 122 GP-Siegen, 282 Podestplätzen, 99 schnellsten Rennrunden, 103 Pole Positions und dem zweiten Vierfach-Weltmeister nach Vettel, Max Verstappen, ins 21. Jahr. Und ja: Ab 2026 heißt der Partner wieder Ford – wie schon 1995...

Und mit Flügeln, wie immer.

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