Max Verstappen: Norris fällt auf Psycho-Trick herein

Max Verstappen in Bahrain
Die Ausgangslage vor dem Abschlusstraining zum Bahrain-GP: McLaren hat das schnellste Auto, so wie vor einer Woche auch in Suzuka. Allerdings – den Traditions-GP von Japan gewonnen hat weder Lando Norris noch Oscar Piastri, nein, am Ende hatte Weltmeister Max Verstappen die Nase vorn, mit einer makellosen Darbietung.
Klar reibt der 27-jährige Niederländer der Konkurrenz ein wenig Salz in die Wunde. Er hat nach seiner Glanztat zu verstehen gegeben: «Mit einem McLaren wäre ich in Japan am Horizont verschwunden, ihr hättet mich nie wiedergesehen.»
Darauf hat WM-Leader Norris im Fahrerlager des Bahrain International Circuit ziemlich dünnhäutig reagiert: «Max kann sagen, was immer er möchte. Ich glaube, dass Oscar und ich gute Fahrer sind. Verstappen ist vielleicht in einigen Dingen besser, aber gewiss nicht in jedem Bereich.»
«Ich hege grossen Respekt vor Max, aber ich weiss auch, dass einige Dinge nicht wahr sind. Er darf gerne mal kommen und unser Auto testen, wann immer er will, und ich freue mich darauf, die Enttäuschung in seinem Gesicht zu sehen, wenn er aussteigt.»
Oscar Piastri blieb, wie immer, gelassen: «Ach, das hat Max doch nur im Scherz gesagt.»
Also legte der vierfache Champion in Bahrain noch eine Schippe nach: «Das war kein Scherz, das war mein voller Ernst. Aber klar werden wir nie herausfinden, wie das wirklich ist, ich kann ja nicht in den McLaren steigen.»
Der Engländer Martin Brundle, von Brasilien 1984 bis Japan 1996 bei 158 Formel 1-WM-Läufen am Start, hat sich das ganze Geplänkel in Ruhe angehört. Der GP-Experte unserer Kollegen der britischen Sky ist der Überzeugung: Norris und Piastri hätten auf Verstappens Behauptung nie eingehen dürfen.
Der 65-jährige Brundle erklärt zu den ganzen Psycho-Spielchen: «Es ging hier für Max darum, seinem Team einen Denkzettel zu verpassen und gleichzeitig die McLaren-Fahrer ein wenig zu ärgern. Das ist ihm ein Volltreffer gelungen, denn beide gingen sofort in die Defensive.»
«Ich sehe das als eine riskante Strategie, denn Max sagt damit den 1500 Fachkräften im Rennwagenwerke, die ihm gerade ein siegfähiges Auto hingestellt haben: «Euer Auto ist nicht sehr gut.’ So etwas kann demotivieren.»
«Auf der anderen Seite haben wir die McLaren-Fahrer, vor allem Lando, der ein bisschen das Gleiche über sein Auto gesagt hat, im Sinne von: ‘Na ja, versuch es mal du damit. Aber du wirst enttäuscht sein, Max.’ Letztlich finde ich, das McLaren-Duo hätte diesen Köder nicht schlucken sollen. Das ist ziemlich clevere Psychologie von Max.»
Brundle, Sportwagen-Weltmeister von 1988 und Le Mans-Sieger von 1990, sieht bei den Papaya-Rennern einen Nachteil: «Ihr Probleme besteht darin, dass sie zwei Fahrer haben, die um die Weltmeisterschaft kämpfen. Das ist eine Zwickmühle, mit der sie in dieser Saison und wahrscheinlich auch in den nächsten zurechtkommen müssen.»
«McLaren will keinen benachteiligen. Hätte man in Japan einen Tausch vorgenommen oder Lando früher zum Stopp hereingebracht, dann wäre er in den Verkehr geraten, und dann braucht es nur noch eine Safety Car-Phase, und Lando ist ratz-fatz Siebter und damit seine WM-Führung los.»
«Es ist sehr einfach, auf dem Sofa zu sitzen und Richtung McLaren zu sagen: ‚Tut dies oder tut das.’ Fakt ist, dass ein Rennstall in einer solchen Situation ganz schnell ganz dumm dastehen kann.»
«Hier in Bahrain werden wir ein völlig anderes Rennen erleben, eines, in welchem sich Fahrer einen Reifen-Vorteil erarbeiten kann, indem man länger draussen bleibt und am Ende des Rennens frischere Reifen hat. Dazu lädt der reifenfressende Belag hier förmlich ein. In Suzuka hingegen war Verschleiss kein Thema.»
Fazit dennoch für den erfahrenen Brundle: «Hätte McLaren in Japan versuchen sollen, Red Bull Racing u destabilisieren und etwas ganz Anderes zu versuchen, statt mit der gleichen Strategie Verstappen hinterher zu fahren? Ja, ich finde, das hätten sie wohl tun sollen.»
2. Training, Bahrain
01. Oscar Piastri (AUS), McLaren, 1:30,505 min
02. Lando Norris (GB), McLaren, 1:30,659
03. George Russell (GB), Mercedes, 1:31,032
04. Charles Leclerc (MC), Ferrari, 1:31,045
05. Kimi Antonelli (I), Mercedes, 1:31,227
06. Isack Hadjar (F), Racing Bulls, 1:31,238
07. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing, 1:31,330
08. Lewis Hamilton (GB), Ferrari, 1:31,576
09. Oliver Bearman (GB), Haas, 1:31,584
10. Carlos Sainz (E), Williams, 1:31,623
11. Alex Albon (T), Williams, 1:31,696
12. Liam Lawson (NZ), Racing Bulls, 1:31,706
13. Gabriel Bortoleto (BR), Sauber, 1:31,772
14. Jack Doohan (AUS), Alpine, 1:31,788
15. Fernando Alonso (E), Aston Martin, 1:31,825
16. Esteban Ocon (F), Haas, 1:31,870
17. Pierre Gasly (F), Alpine, 1:31,947
18. Yuki Tsunoda (J), Red Bull Racing, 1:32,024
19. Lance Stroll (CDN), Aston Martin, 1:32,382
20. Nico Hülkenberg (D), Sauber, 1:32,496
1. Training, Bahrain
01. Lando Norris (GB), McLaren, 1:33,204 min
02. Pierre Gasly (F), Alpine, 1:33,442
03. Lewis Hamilton (GB), Ferrari, 1:33,800
04. Alex Albon (T), Williams, 1:33,928
05. Esteban Ocon (F), Haas, 1:34,184
06. Nico Hülkenberg (D), Sauber, 1:34,262
07. Jack Doohan (AUS), Alpine, 1:34,396
08. Liam Lawson (NZ), Racing Bulls, 1:34,397
09. Yuki Tsunoda (J), Red Bull Racing, 1:34,484
10. Oscar Piastri (AUS), McLaren, 1:34,508
11. Gabriel Bortoleto (BR), Sauber, 1:34,628
12. Isack Hadjar (F), Racing Bulls, 1:34,667
13. Luke Browning (GB), Williams, 1:34,885
14. Dino Beganovich (S), Ferrari, 1:35,055
15. Lance Stroll (CDN), Aston Martin, 1:35,116
16. Felipe Drugovich (BR), Aston Martin, 1:35,198
17. Ryo Hirakawa (J), Haas, 1:35,261
18. Frederik Vesti (DK), Mercedes, 1:25,325
19. Ayumi Iwasa (J), Red Bull Racing, 1:35,475
20. Kimi Antonelli (I), Mercedes, 1:38,051