Formel 1: «Dumme Regel half Verstappen»

Barcelona, Tag 3: Wieder Bestzeit für Sauber

Von Mathias Brunner
Sergio Pérez gab tüchtig Gas.

Sergio Pérez gab tüchtig Gas.

Aufregung in Barcelona: Verbesserter Red Bull Racing, sprachloses Ferrari, schneller Sauber, und dann auch noch Regen.

Wir predigen seit Wochen, dass die Testzeiten so behutsam aufgenommen werden sollten wie ein verschreckter Igel. Aber einige Hinweise sind dennoch erlaubt: Wenn – abgesehen von Pechvogel Kimi Räikkönen, dazu gleich mehr – das ganze Testfeld innerhalb einer Sekunde liegt, dann liegt das natürlich an unterschiedlichen Programmen (und einer fragwürdiger Zeitnahme). Es ist aber auch ein Indikator dafür, dass das Feld zusammengerückt ist und wir uns ab Melbourne auf fabelhafte Grands Prix freuen dürfen.

Die Messwerte im mittleren Sektor müssen teilweise in Frage gestellt werden. Als Bruno Senna zwischendurch Bestzeit fuhr, gingen Augenbrauen in die Höhe, vor allem, weil er im zweiten Pistenbereich offenbar so etwas wie einen Nachbrenner gezündet hatte …

Mit anderen Worten: Der Eindruck des Zusammenrückens ist nicht falsch, aber wir halten nicht alle Zeiten von heute für korrekt.

Die Ersten werden die Letzten sein: Nach zwei Lotus-Bestzeiten mit Romain Grosjean mussten wir heute mit dem Finger in der Liste schon bis ganz nach unten fahren, um den Rennwagen von Kimi Räikkönen zu finden: Die modifizierte Lenkung ist noch nicht nach dem Geschmack des Finnen.

Auch ein anderer Weltmeister konnte nicht das geplante Testprogramm abhaken: Jenson Buttons McLaren kränkelte an einem Hydraulikdefekt. Dem Speed des Chrompfeils und dem Nervenkostüm des Fahrers konnte das nichts anhaben.

Die Probleme von Ferrari bleiben ungelöst: Felipe Massa fuhr seine beste Runde auf der Mischung «extraweich», die in ihrem Verhalten einem Qualifikations-Reifen gleichkommt. Gegnerische Renner sind schneller, und das auf härterer Mischung. Etwa der Tagesbeste Sergio Pérez – der Mexikaner spulte mit Sauber eine Quali-Simulation ab, sein Bestwert kam auf der Mischung «weich» zustande. SPEEDWEEK-Technikexperte Gary Anderson: «Braucht noch jemand einen Beweis dafür, dass Sauber seine Quali-Schwäche abgelegt hat?»

Apropos Sauber: Am erneuerten Red Bull Racing RB8 fällt eine Auspuff-Anordnung wie am Sauber auf. Wenn wir davon ausgehen, dass RBR-Technikchef Adrian Newey der Klassenprimus ist, dann hatten die Schweizer offenbar den richtigen Riecher. Dazu gab es am RB8 neue Flügel vorne und hinten und einen sichtlich zufriedenen Mark Webber. Hier sagt die Tagesplatzierung über das wahre Potential nichts aus.

Und wenn wir schon beim Thema «Nicht-Aussagen» verweilen: Ferrari hat entschieden, dass Felipe Massa heute und Fernando Alonso morgen nicht mit Medienvertretern parlieren. Damit liegen die Roten auch in der Sympathie-Wertung der Berichterstatter nicht eben auf den vorderen Plätzen, um den Unmut unter meinen Kollegen höflich zu umschreiben.

Ein Kollege ätzt: «Vielleicht denken sie, die Probleme lassen sich einfacher lösen, wenn man nicht darüber spricht.»

Caterham nutzte die Gelegenheit, um ein wenig zu sticheln. Das Team twitterte postwendend: «Heikki Kovalainen spricht nach Testschluss gerne mit jedem Journalisten, der bei uns vorbeischaut …»

Um Punkt 77 Minuten vor Testschluss begann es in Kurve 7 zu regnen, leider nicht nur 7 Minuten lang: Das brachte die Langläufe einiger Fahrer zum vorzeitigen Ende, eröffnete jedoch die Gelegenheit, auch mal mit den Intermediates von Pirelli auszurücken. Die Meldung «Hagel in Kurve 1» war dann aber doch etwas übertrieben, die Roten Flaggen mussten nicht wegen des angeblichen Wolkenbruchs hinausgehängt werden, sondern weil Bruno Senna seinen Williams ausrollen lassen musste

Es war auch die Wassertaufe einer Generation von Rennwagen, die uns – Knicknase hin oder her – noch viel Freude machen wird.

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Die Bestzeiten vom Samstag:

1. Sergio Pérez (MEX), Sauber C31-Ferrari, 1:22,094 (111 Runden)
2. Jenson Button (GB), McLaren MP4/27-Mercedes, 1:22,103 (44)
3. Daniel Ricciardo (AUS), Toro Rosso STR7-Ferrari, 1:22,155 (131)
4. Felipe Massa (BR), Ferrari F2012, 1:22,413 (121)
5. Paul Di Resta (GB), Force India VJM05-Mercedes, 1:22,446 (108)
6. Bruno Senna (BR), Williams FW34-Renault, 1:22,480 (111)
7. Heikki Kovalainen (FIN), Caterham CT01-Renault, 1:22,630 (64)
8. Mark Webber (AUS), Red Bull Racing RB8-Renault, 1:22,662 (70)
9. Nico Rosberg (D), Mercedes MGP W03, 1:22,932 (128)
10. Kimi Räikkönen (FIN), Lotus E20-Renault, 1:25,379 (43)

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