Dr. Helmut Marko über Sebastian Vettels Blindflug
Sebastian Vettel und Dr. Helmut Marko
Dr. Helmut Marko ist gnaden- und schonungslos. Bei guten Ergebnissen freut er sich, weist aber sofort auf Schwachpunkte hin. Bei mittelmässigen Resultaten bleibt nicht mehr viel Raum für Positives. Bei schlechten Bilanzen darf vor dem Urteil des Grazers gezittert werden.
Die Bilanz aus Australien: eine Mischung aus mittelmässig bis nicht so toll. Wie der Chefberater von Red Bull in einer überschaubaren Journalistenrunde festhält. «Ernüchterung», fasst er seine Stimmungslage in einem Wort zusammen.
Herr Marko, wo ist der wunderbare Speed aus dem Abschlusstraining hingekommen? Immerhin hattet ihr beide Autos in der ersten Startreihe.
Mein Fazit ist sehr ernüchternd. Der Reifenverschleiss war enorm. Und – was ungewöhnlich ist: bei Sebastian deutlich höher als am Wagen von Mark. Normalerweise ist es umgekehrt. Wir mussten unser Tempo so ausrichten, dass die Reifen halten. Also waren wir weit davon entfernt, Räikkönens Tempo mitgehen zu können. Das war sicher nicht, was wir uns erwartet hatten. Als Vettel angefangen hat, das Tempo zu erhöhen, haben sich die Reifen sofort verabschiedet.
Hatte sich das in den Dauerläufen vom Freitag nicht abgezeichnet?
Es gab ja nie wirklich lange Trockenphasen, aber jene Langläufe, die wir fahren konnten, die waren eigentlich okay.
Ihr hattet schon im Winter erwähnt, dass die Reifen kritisch sein könnten.
Ja, aber wenn es ein Kimi Räikkönen schafft, mit diesen Reifen zwei Runden vor Schluss noch die beste Rennrunde zu fahren und im Rennen mit zwei Stopps auszukommen, dann darf man das nicht auf die Reifen schieben. Und die langen im Qualifying um Sekunden hinten. Das muss einem zu denken geben.
Warum kam Mark Webber am Start so schlecht weg?
Einerseits ein schlechter Start von ihm, andererseits hatte er auch kein KERS zur Verfügung. Das war die Hauptursache. Später gab es zwei schlechte Boxenstopps. Der dritte Rennteil von Mark wiederum war sehr gut.
Aber so gut im Training, dann eine Niederlage im Rennen, das wirft die Frage auf: Was kann dieser Wagen wirklich?
Er ist im Qualifying sehr schnell, aber auf dieser Bahn und unter diesen äusseren Bedingungen über die Distanz einfach nicht so schnell war wie der Wagen von Räikkönen und auch nicht jener von Alonso. Wir müssen uns da in Sachen Abstimmung etwas einfallen lassen müssen. Letztlich liegt das Übel irgendwo in der Abstimmung des Fahrzeugs. Wir müssen nicht nur im Qualifying schnell sein, sondern auch im Rennen.
Fussnote
Ein anderes Problem hat die Situation nicht verbessert: Ein Problem mit der Datenübermittlung zwischen Vettels Wagen und der Box machte die Ingenieure bei gewissen Informationen übers Auto gewissermassen blind.
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