Vettel und Räikkönen: Sieg ist nie Zufall
Räikkönen und Vettel haben den Dreh raus
Aber hier soll es nicht um den moralischen Aspekt des Rennfahrens gehen, sondern eher um die Frage: Pirelli hin oder her – waren die beiden Siege von Kimi Räikkönen (Melbourne) und Sebastian Vettel (Red Bull Racing) Zufall oder zwingend?
Anderson sieht sich die Renner jeweils auch entlang der Bahn an. Dabei fallen ihm Details auf, welche uns vielleicht verborgen bleiben.
Zum fabelhaften Sieg von Lotus-Fahrer Räikkönen in Australien meint Gary Anderson: «Es wird ja viel darüber geredet, dass die 2013er Reifen-Generation von Pirelli zu weich sei. (Lesen Sie dazu bitte auch unser Editorial weiter unten, M.B.) Ich bin aber der Meinung: Ein moderner Formel-1-Fahrer muss in der Lage sein, innerhalb der Möglichkeiten eines solchen Reifens zu fahren. Diese Walzen haben etwas tröstlich Salomonisches – alle haben mit den gleichen Problemen zu kämpfen, und auch das Beispiel Force India beweist, siehe Führung von Adrian Sutil in Australien, dass man nicht in einem Top-Team fahren muss, um vorne mitmischen zu können.»
«Was Kimi angeht, so ist er in Melbourne einfach genial mit seinen Reifen umgegangen. Der heutige Fahrer ist ja gläsern, die Daten enthüllen alle Schwächen, sie zeigen aber auch viele Stärken. Ein Lotus-Ingenieur hat mir verraten, dass Kimi seine Räder im Laufe der ganzen Renndistanz nur drei Mal hat durchdrehen lassen. Sonst nutzte er exakt die Möglichkeiten der Reifen aus. Genau dieses Feingefühl macht dann eben den Unterschied aus.»
«Bei Vettel fiel mir im Training auf – er fährt das Auto genau so, wie es entworfen worden ist. Was ich meine: Er nutzt das Potential des aufs Heck ausgerichteten Auspuffs optimal. Er geht auf der Bremse in die Kurve hinein, der Wagen untersteuert. Dann geht er vom Bremspedal, die Vorderachse beginnt zu beissen, wie wir das nennen, und sofort geht Vettel aufs Gas, um durch den Auspuffstrom exakt jenen zusätzlichen Abtrieb zu erhalten, den er an der Hinterachse braucht.»