Vergne: «Sonst kämpft man nur noch mit sich»
Jean-Eric Vergne: «Wenn du im Pulk steckst, musst du zurückstecken»
Obwohl Jean-Eric Vergne bloss von Position 17 in den Malaysia-GP starten durfte, ist er mit dem Tempo seines Dienstwagens zufrieden. In seinem Blog auf tororoso.com beschreibt er: «Beim Start war die Aussenseite durch alle anderen blockiert, mir blieb nur die Innenlinie. Da habe ich beschlossen, dass ich zurückstecke, obwohl ich wusste, dass mich das viele Positionen kosten würde. Aber ich wollte keinen Schaden riskieren,; Wenn ich meine Position gehalten hätte, dann hätte es ziemlich sicher gekracht.»
Grosses Ausfall-Risiko
In dieser Situation müsse man darauf achten, was um einen herum passiert, erklärt Vergne. Er weiss, dass man beim Start sehr viel verlieren kann: «Wenn du im Pulk steckst, musst du zurückstecken um eine Kollision zu vermeiden. Man kann sich nach der ersten Kurve immer noch zurückkämpfen – solange man im Rennen bleibt. Wenn man aber am Streckenrand aus einem Wrack klettert, kämpft man nur noch mit sich, weil man einen Fehler gemacht hat.»
Ärgern durfte sich Vergne trotzdem, denn als die Strecke abtrocknete und alle zum Reifenwechsel abbogen, unterlief seiner Mannschaft ein kostspieliger Fehler: Sie liess den 22-Jährigen aus Pontoise genau in jenem Moment losfahren, in dem Charles Pic zur benachbarten Caterham-Box abbiegen wollte. Für die Kolission brummten die Regelhüter dem Team aus Faenza später eine 10.000-Euro-Strafe auf. Der Toro-Rosso-Pilot räumt ein: «Natürlich war das eine unsichere Freigabe, die Strafe der Regelhüter ist angemessen. Aber zu diesem Zeitpunkt war in der Boxengasse so viel los, dass ich nachvollziehen kann, wie es dazu kam. Das Ganze hat natürlich viel Zeit gekostet, mein Stopp dauerte zwischen 20 und 30 Sekunden länger als geplant.»
Fantastisches Tempo
An diesem Punkt dachte Vergne, sein Rennen sei gelaufen: «Ich hatte freie Bahn und nichts zu verlieren, deshalb habe ich Vollgas gegeben, um zu sehen, was sich aus dem Auto herauskitzeln lässt.» Schon auf den gebrauchten harten Reifen war er flott unterwegs: «Das Auto war schnell, aber es untersteuerte stark, und es war schwierig, die Reifen am Leben zu halten.»
Dafür lief es nach dem Boxenstopp umso besser. Vergne schwärmt: «Als ich auf dem neuen Satz der harten Mischung ausrückte, fühlte sich das Auto einfach fantastisch an. Ich flog regelrecht über die Strecke, unser Tempo war unglaublich! Ich konnte lange Zeit konstant schnelle Rundenzeiten fahren, und weil ich auf einer Dreistopp-Strategie unterwegs war, rückte ich so einige Positionen vor. Auf der Medium-Mischung habe ich mir dann die Jungs vor mir geschnappt.»
Vergne kam schliesslich als Zehnter ins Ziel, und sammelte damit nicht nur den ersten WM-Punkt der Saison für sich und die Red-Bull-Nachwuchsschmiede. Der 22-fache GP-Pilot drehte auch die viertschnellste Rennrunde in Malaysia. Dass er ausgerechnet auf dem Sepang International Circuit seinen ersten WM-Punkt der Saison einfuhr, überrascht ihn: «Das ist wirklich nicht meine Lieblingsstrecke, ich schaffe es dort einfach nicht, den richtigen Rhythmus zu finden. Aber ich habe in beiden Formel-1-Rennen, die ich auf diesem Kurs bestritten habe, auch gepunktet – offensichtlich stelle ich mich doch nicht so schlecht an.»
Schlechte Erinnerungen
Mit der nächsten Formel-1-Gaststätte verbindet Vergne keine so guten Erinnerungen: «In China lief es im vergangenen Jahr gar nicht. Ich qualifizierte mich für Startplatz 18, musste aus der Boxengasse losfahren und kam auf Position 16 über die Ziellinie. In diesem Jahr müssen wir eine andere Herangehensweise finden und besser abschneiden!» Die Chancen dafür stehen gut: «Das Renntempo ist ermutigend, ich habe in Malaysia die viertschnellste Runde gedreht. Natürlich war das auf frischen Walzen und mit wenig Sprit im Tank, aber zu diesem Zeitpunkt geht es allen Fahrern gleich, die Leistung stimmt also.»
Trotzdem mahnt Vergne zur Vorsicht: «Man sagt, in Malaysia kann man ein gewisses Kräfteverhältnis ablesen, aber ehrlich gesagt trifft das in diesem Jahr nicht zu, denn die Hitze und der Regen haben das Ganze durcheinander gewirbelt. Wir müssen jetzt einen Weg finden, das Potenzial des SRT8 schon in den Freitagstrainings und im Qualifying nutzen zu können.»