Marc Surer: Es ist normal, dass Lauda Vettel will
Niki Lauda sagte gerade erst, er würde nicht versuchen, Sebastian Vettel von Red Bull Racing weg zu locken, da sein Team, Mercedes, die beste Fahrerpaarung habe, die man sich wünschen könne und Vettel sowieso einen sehr langfristigen Vertrag habe. Vor wenigen Tagen bestätigte der Österreicher jedoch indirekt, dass der deutsche Weltmeister durchaus auf der Wunschliste stehe. Er möchte «gerne weitertreiben, was Haug angefangen hat», sagte Lauda in der Bild am Sonntag.
Ex-Rennfahrer und Sky-Experte Marc Surer sieht diese Art Personalpolitik als völlig normal. «Wenn man ein Top-Team sein will, dann muss man versuchen, den Gegner zu schwächen. Das geht nur, wenn man der Konkurrenz den besten Fahrer wegnimmt. Man schwächt damit den Rivalen und stärkt sich selbst. Ein völlig normaler Vorgang, dass Niki Lauda versucht, Vettel zu bekommen», meint der Schweizer.
Wer im Falle einer Verpflichtung des dreimaligen Weltmeisters bei Mercedes seinen Hut nehmen müsste, steht für Surer fest. «Es ist schon eine unangenehme Geschichte, wenn man als Fahrer weiß, dass das eigene Team schon nach Alternativen schaut, weil man selbst nicht gut genug ist. Wenn man die Vertragssituation betrachtet, geht es dabei wohl eher um Rosberg», stellt der 61-Jährige fest.
«Hamilton ist bestimmt nicht für nur ein Jahr geholt worden. Aber Rosberg sah zuletzt schlechter aus als er ist. Beim vergangenen Rennen stand er immerhin auf der Pole-Position. Wenn er seine Pechsträhne überwunden hat, wird er das hoffentlich noch häufiger zeigen», so Surer weiter.
Am kommenden Wochenende steht aber erst einmal der Grand Prix von Spanien an, das erste Europarennen der Saison, bei dem die Teams nach vier Überseerennen mit neuen Teilen an den Autos einen zweiten Start in die Saison angehen wollen. «Es ist immer wie ein Neustart, wenn man nach Barcelona kommt», sagt Surer, der zwar auf Sebastian Vettel als Sieger tippt, aber Lokalmatador Fernando Alonso durchaus auf der Liste hat, am Sonntag als Erster die Zielflagge zu sehen.
«Ich traue ihm absolut zu, dass er dort gewinnen kann. Er hat vor allem aufgrund des Teams in den letzten Rennen an Boden verloren. Der Ausfall in Malaysia war die Schuld von Ferrari», erklärt er. «Die Mannschaft hätte ihn mit seinem defekten Frontflügel in die Box rufen müssen. Bei seinem kaputten DRS (Drag Reduction System) in Bahrain hat ebenfalls das Team versagt: Da haben sie ihn reingeholt und versucht, den verklemmten Heckflügel durch Runterdrücken zu reparieren, was nicht funktioniert hat. Also musste er noch mal die Box anfahren und hat wieder Plätze verloren. Eine Fehlentscheidung, die ich überhaupt nicht verstanden habe.»
Zum Thema Reifen meint Surer die Änderungen, die Pirelli für Barcelona vorgenommen hat, seien im Grunde ein Witz und das eigentliche Problem bestünde weiter. «Alle haben gesagt, ‹die weichen Reifen sind zu weich›. Also macht man die härteren Reifen einfach ein bisschen weicher. Eigentlich ein Witz. Pirelli hat das Gegenteil von dem gemacht, was alle erwartet haben», betont er.
«Auf der anderen Seite rückt die härtere Mischung näher an den Medium-Reifen heran, was bedeutet, dass beide im Rennen sehr gut einsetzbar sein sollten. Denn in Barcelona wird mit ‹Medium› und ‹Hard› gefahren. Bei der Reifenwahl hat man also dazu gelernt und geht auf Nummer sicher. Das grundsätzliche Problem, welches zum Beispiel Red Bull mit ‹Soft› und ‹Supersoft› hatte, ist nicht gelöst.»