MotoGP: Das Saisonfinale ist in Barcelona

Wegen Kritik nach Spanien-GP: Pirelli reagiert

Von Mathias Brunner
Pirelli-Rennchef Paul Hembery

Pirelli-Rennchef Paul Hembery

Neue Reifen ab Silverstone-GP Ende Juni – Rennleiter Paul Hembery hat Zeichen der Zeit erkannt.

Die Rennleitung zählte im Rahmen des Spanien-GP 82 Boxendurchfahrten, viele Zuschauer zuhause vor den Fernsehschirmen blicken hin, aber nicht durch.

Und sie sind nicht die Einzigen. Force-India-Fahrer Paul Di Resta erkundigte sich im Laufe des Rennens über Funk, welche Strategie man nun verfolge und wo er überhaupt stehe. Der Schotte hatte den Überblick verloren.

Ex-GP-Pilot Martin Brundle sagt: «Ich kann mich gut in Paul hineinfühlen. Ich fand, wir haben ein Rennen erlebt, das die Spannung in die WM zurückgebracht hat, aber ich könnte jetzt nicht behaupten, dass ich es ein gutes Rennen fand. Vier Stopps pro Fahrer, das ist einfach zu viel, die meisten haben doch längst keine Ahnung mehr, was da vor sich geht.»

Red-Bull-Racing-Teamchef Christian Horner meint: «Die Formel-1-Rennen sind für die Zuschauer momentan ungefähr so spannend anzuschauen wie ein Schachspiel. Ein Siegfahrer wie Sebastian ist mit dieser Situation nicht glücklich. Er würde lieber mehr Gas geben.»

Ist es noch Formel-1-Sport auf höchstem Niveau, wenn die Fahrer mit 80 bis 90 Prozent ihrer Möglichkeiten fahren?

Dürfen Grands Prix so reifendominiert sein?

Sauber-Chefdesigner Matt Morris: «Wir haben den kritischen Punkt überschritten. Auf einer Piste, welche die Teams so gut kennen, und an einem Tag, an dem die Temperatur nun wirklich nicht als aussergewöhnlich bezeichnet werden kann, an so einem Tag also vier Stopps einlegen zu müssen, das ist einfach zu viel. Ich sehe ja auch, dass die Fahrer unglücklich sind. Sie müssen ständig den Reifen Sorge tragen und können nicht nach Herzenslust Gas geben. Auch wir am Kommandostand finden das Geschehen oft sehr verwirrend. Für mich liegt das Problem nicht bei den Reifenmischungen, sondern in der Reifenkonstruktion, denn die ist auch weicher geworden. Und das muss Pirelli ändern. Gleichzeitig wird das die Teams erneut auf eine harte Probe stellen, denn die Wagen sind aerodynamisch sehr sensibel und auf das exakte Verhalten des gegenwärtigen Reifens ausgelegt. Wenn sich da etwas ändern, kann das Vieles über den Haufen werfen.»

Pirelli-Rennleiter Paul Hembery hat ein Einsehen: «Barcelona hat ganz besondere Pisteneigenschaften, das hat zu übermässigem Reifenverschleiss geführt. Ich gehe nicht davon aus, dass wir das nochmals erleben werden. Wir streben im Rennen zwei bis drei Stopps pro Fahrer an, vier, das ist auch uns zu viel, und das ist eigentlich erst einmal passiert, im ersten Jahr unseres neuen Formel-1-Engagements, in der Türkei. Wir arbeiten an Änderungen, die sollten Ende Juni in Silverstone umgesetzt sein.»

Pirelli tat gut daran, zu reagieren: Auf den sozialen Netzwerken brach nach dem Spanien-GP ein wahres Gewitter an Kritik über dem Mailänder Hersteller herein.

Klar will keiner dieser Fans fade Prozessionen wie früher sehen. Aber er will ein Rennen auch verstehen können, um daran Spass zu haben.

Die Fahrer werden die Änderung begrüssen. Drei Viertel aller Funksprüche drehen sich derzeit ausschliesslich um Reifen.

Nach einer erneuten Warnung, doch bitte auf die Reifen zu achten, antwortete Mercedes-Star Lewis Hamilton: «Noch langsamer kann ich nicht fahren.»

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