Pirelli: Ist die Änderung der Reifen illegal?
Pirelli bleibt im Fokus
In loser Reihenfolge gehen wir in Form von «SPEEDWEEKipedia» auf Fragen unserer Leser ein. Dieses Mal ist die Frage brandaktuell und Bodo Fischer aus Hamburg will wissen: «Wir haben gestern am Stammtisch darüber diskutiert, dass Pirelli für Kanada andere Reifen bringen will, genauer: Reifen in einer anderen Konstruktion, nicht einfach eine andere Mischung. Ein Kollege meinte dabei – das sei illegal und entspräche nicht dem Reglement. Simmt das?»
Ja und nein.
Gemäss Artikel 12.6.3 des technischen Formel-1-Reglements wissen wir: «Die Reifen-Spezifikationen müssen von der FIA nicht später als am 1. September der vorhergehenden Saison bestimmt werden. Einmal definiert, darf die Spezifikation des Reifens während der Saison nur mit Einwilligung aller Rennställe verändert werden.»
So weit zur Ausgangslage.
Fakt ist, dass die Rennställe höchst zerstritten sind, was die Art der Reifen angeht. Die einen wollen den bisherigen weiterverwenden, ganz einfach, weil ihr Auto damit hervorragend funktioniert (wir denken an Ferrari, Lotus oder Force India). Andere machen sich dafür stark, eine Änderung zu bewirken (wir denken an Mercedes und Red Bull Racing).
Fakt ist jedoch auch, dass Pirelli aufgrund von Sicherheitsbedenken (Laufflächen-Ablösung) reagieren musste. Aus Sicherheitsgründen, so sagt ein anderer Artikel, kann die FIA jede Änderung umgehend umsetzen.
Fakt ist überdies, dass wir uns derzeit reglementarisch in einem Vakuum befinden, weil das so genannte Concorde-Abkommen nicht unterzeichnet ist, jene Formel-1-Verfassung, welche die wirtschaftlichen und sportlichen Zusammenhänge im Dreiecke Automobilverband (FIA), Rechtehalter (CVC, Vertreten durch Bernie Ecclestone) und Rennställe regelt.
Da in diesem Vakuum die FIA allein das Sagen hat (auch dies ist reglementarisch festgelegt), kann Pirelli die Änderung für Kanada problemlos durchführen – trotz Artikel 12.6.3.