Formel 1: Lewis Hamiltons erster Ferrari-Tag

Formel 1 in Monaco: Mehr Schein als Sein

Von Mathias Brunner
Die Schickeria feiert, die Normalbürger staunen

Die Schickeria feiert, die Normalbürger staunen

Schaulaufen der Stars und Sternchen: Der Lack ist ab, aber die Krise wird ein Wochenende lang weggelächelt.

So stellt sich Herr Normalverbraucher den Monaco-GP vor: Träge im Hafen dümpelnde Yachten, vom Champagner träge dümpelnde Besitzern an Bord, mit leicht glasigem Blick aufs glitzernde Wasser guckend, einen Punkt fixierend, den nur sie kennen. Neben sich eine vollbusige Schönheit, bei welcher nicht alles von Mutter Natur erschaffen wurde, sondern auch von Onkel Botox und seinem Bruder, Herrn Silikon.

Mann zeigt gerne, was Mann hat: ein Ferrari ist da schon das Mindeste, wenn schon, dann wenigstens in Spezial-Lackierung, sonst hebt sich Herr Millionär nicht vom nächsten ab. Die Dame von Welt trägt schon zu Mittag Abendrobe, und ein kleiner Hund als trippelndes Markenzeichen gehört zum Standard.

Vor Jahren sassen wir im Motorhome zusammen mit Peter Sauber. Erste Anzeichen der Krise zeigten sich. Sauber zeigte auf eine Yacht wenige Meter entfernt, auf dem Schild stand «à vendre» (zu verkaufen), dazu die achtstellige Telefonnummer für Kauflustige. Peter Sauber schmunzelte: «Was die Wenigsten wissen, das ist nicht etwa die Telefonnummer, das ist der Preis ...»

Zu verkaufen ist hier eine Menge, die fetten Jahre sind vorbei. Früher wurde ein Zuschauer-Plätzchen auf einem Balkon für zehntausend Dollar verkauft, heute bleiben die Balkonbesitzer weitgehend unter sich.

Monaco ist ein Spiegelbild der Formel-1-Welt: Mehr Schein als Sein.

Rennställe haben Sponsoren auf den Autos, die – wenn überhaupt – nur teilweise bezahlt haben. Rennställe bieten Fahrern Anteile am Team an, weil sie deren Gehalt nicht aufbringen können. Rennställe wissen nicht, wie sie die Saison finanziell überstehen sollen. Geschweige denn wissen sie, wie sie 2014 die sündhaft teuren Turbomotoren bezahlen sollen.

Das alles ist nicht Finanz-Schwarzmalerei von ewigen Pessimisten, das ist Formel-1-Realität anno 2013.

Aber besonders an diesem Wochenende tun alle so, als gäbe es das Wort Krise nicht. In Monaco wird tüchtig geprotzt.

Da passt auch wunderbar, dass im nahen Cannes «Der grosse Gatsby» läuft: Ein junger Millionär und undurchsichtiger Geschäftsmann, Gastgeber glanzvollster Partys, aber im Herzen einsam, der Vergangenheit nachträumend.

Nie war Gatsby aktueller als heute.

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