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Pirelli-Rechtfertigung: Kein Vorteil für Mercedes

Von Mathias Brunner
Paul Hembery

Paul Hembery

Der Formel-1-Reifenausrüster informiert: Der Barcelona-Test war kein Vorteil für Mercedes.

Die Telefon-Konferenz beginnt mit einer akustischen Laufflächen-Ablösung: Minutenlang passiert gar nichts, ausser Beethovens dritter Symphonie, die ausgerechnet «Heroica» heisst, und einer weiblichen Stimme, die um Geduld bat.

Mit 23 Minuten Verspätung geht es endlich los, das Wort hat Paul Hembery, Rennleiter von Paul Hembery.

«Wir sind enttäuscht von der Berichterstattung in den Medien und auf den sozialen Netzwerken, daher wollen wir im Rahmen dieser Konferenzschaltung einiges klarstellen.»

Pirelli unter Zeitdruck

«Beim Test mit Mercedes ging es vor allem um den 2014er Reifen. Zur Erinnerung: Wir sollen gemäss Vertrag in zwölf Wochen Daten über 2014er Reifen liefern, falls wir dann noch in der Formel 1 sind. Die Zeit drängt. Wir sahen Daten von Teams, was die 2014er Autos angeht, daran erkannten wir schnell, dass wir die Reifen dramatisch ändern müssen, um den anderen Anforderungen durch Turbo-Motoren Herr zu werden. Also fanden wir den Test dringend nötig. Wir bewegen uns da in einer Grauzone – wir sprechen von durchdrehenden Rädern im vierten und fünften Gang, wir sprechen von Topspeed, die 30 km/h höher sein könnten. Viele weitere Anforderungen kennen wir noch überhaupt nicht.»

«Der Test in Barcelona war sozusagen blind: Mercedes hatte keine Ahnung, was da am Wagen steckte, also hatten sie auch keinen Vorteil. Die verwendeten Reifen werden in dieser Form nicht im Rennen eingesetzt, und Mercedes hätte auch nicht gewusst, um welche Reifen es sich handelt. Wir haben die Bahn gemietet, wir haben Mercedes aufgeboten und den Zeitpunkt gewählt.»

Laufflächen-Ablösung: Reifen verändert 

«Neben Tests im Hinblick auf 2014 gab es auch Tests mit einem verbesserten 2013er Reifen, allerdings mit einer Mischung, wie sie dieses Jahr nicht verwendet wird. Hier ging es nur darum zu sehen, ob sich die Änderungen gegen Laufflächen-Ablösungen auf der Bahn bewähren, nachdem wir unsere Lösung im Werk eingehend getestet hatten. Wir sind hier beim Gürtel auf eine Lösung aus 2011 und 2012 zurückgegangen.»

«Der Plan besteht darin, diese Reifen im freien Training in Kanada zu verwenden und dann das ganze Wochenende über in England. Ich kann mir nicht vorstellen, dass dieser Einsatz von einem oder mehreren Teams verweigert wird.» (Zur Änderung der Reifen-Spezifikation bedarf es der Zustimmung aller Teams, M.B.)

Paul Hembery bestätigt, dass es einen anderen Test gab, «mit wem der jedoch stattgefunden hat, ist vertraulich». (Es war Ferrari. M.B.) «Der Test bezog sich auf Entwicklungen von Pirelli, also sahen wir keine Veranlassung, die anderen Teams zu informieren.»

Wieso ein 2013er Mercedes?

 «Wieso haben wir nicht unseren üblichen Testträger verwendet, bin ich gefragt worden. Aus zwei Gründen – weil der Wagen zu jener Zeit bei einer Demofahrt auf den Philippinen war und weil das Fahrzeug inzwischen vier Sekunden pro Runde langsamer ist, gemessen etwa an einem 2013er Mercedes.»

«Die Testmöglichkeit von maximal 1000 Kilometer pro Jahr haben wir am 12. März den Rennställen mitgeteilt. Die Antwort darauf war limitiert.»

Informationen für die FIA

 «Was den Protest von Ferrari und Red Bull Racing und die Untersuchung der FIA betrifft: Die beiden Teams haben uns gegenüber betont, dass sich ihr Protest nicht gegen Pirelli richtet, es geht hier lediglich um eine Klärung, was erlaubt ist und was nicht. Der Autoverband FIA hat uns um alle relevanten Daten gebeten, und die haben wir bereitwillig zur Verfügung gestellt.»

«Die Sache liegt nun in den Händen der FIA, wir haben alle Fragen beantwortet. Wie das weitergeht, weiss ich nicht, der Ball liegt beim Autoverband.»

«Wir wollen relevante Testfahrten»

«Wir machen uns derzeit bei der FIA für renngerechte Bedingungen für die Saison 2013 stark, will heissen, wir können nicht im kalten Europa testen und dann unter heissem Wetter Rennen fahren. Wir machen uns bei der FIA auch dafür stark, dass wir wieder während der Saison mit allen Rennställen testen können, so dass wir auf etwaige Entwicklungen reagieren können.»

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