Formel 1: «Dumme Regel half Verstappen»

3. Training in Kanada: Mark Webber gewinnt Lotterie

Von Vanessa Georgoulas
Wieso das Formel-1-Training in Kanada auf 30 Minuten verkürzt wurde, wer sich für die Pole Hoffnungen machen darf.

Das dritte freie Training zum Kanada-GP in Montréal begann mit einer 30-minütigen Verzögerung: Die Formel-1-Stars mussten sich gedulden, weil im Rahmenprogramm der Ferrari Challenge ein roter Flitzer ausgangs Kurve 11 in die linke Leitschiene gekracht war. Und da gemäss Reglement zwischen dem dritten Training und dem Abschlusstraining eine Pause von zwei Stunden eingelegt werden muss, konnte das Qualifying nicht verschoben werden. Dass auch die ganzen Übertragungs-Satelliten schon für die regulären Zeiten gebucht worden waren, dürfte die Entscheidung mit beeinflusst haben, das letzte freie Training kurzerhand auf eine halbe Stunde zu verkürzen.

Der ehemalige GP-Pilot und heutige Sky-TV-Experte Marc Surer nahm die Zwangspause mit Humor: «Wie oft sassen wir hier 20 Minuten lang und keiner fuhr auf die Strecke? Jetzt müssen die Piloten selbst einmal warten, das tut ihnen ganz gut.»

McLaren-Sportdirektor Sam MIchael relativierte: «Normalerweise fahren wir von den 60 Minuten nur 40. Wenn wir jetzt also 30 haben, so bedeutet das – wir verlieren nicht eine halbe Stunde, sondern nur 10 min.»

Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner sah das Ganze verständlicherweise nicht ganz so locker: «Das macht es natürlich nicht einfacher.» Der Brite tröstete sich: «Es ist immer noch nass. Hoffentlich wird es bis zum Qualifying wieder trocken. Das Wetter soll besser werden, aber ich kann es noch nicht so recht glauben.»

Surer: «Nicht viel gelernt»

Erst in den letzten sieben Minuten konnten die Piloten auf Trockenreifen ausrücken: Ferrari-Star Felipe Massa war der Erste, der auf den Slicks die schnellste Runde drehte, doch kurz darauf setzten sich der Reihe nach Sauber-Neuzugang Nico Hülkenberg, Toro-Rosso-Talent Daniel Ricciardo, Williams-Pilot Pastor Maldonado, Lotus-Liebling Kimi Räikkönen und Ferrari-Star Fernando Alonso an die Spitze. Der zweifache Weltmeister ist übrigens seit 17 Rennen nicht mehr auf Pole gestanden!

Die Rundenzeiten purzelten und am Ende war Red Bull Racing-Pilot Mark Webber mit 1: 17,895 min der schnellste Mann im Feld. Hinter ihm reihten sich Force-India-Rückkehrer Adrian Sutil, Mercedes-Neuzugang Lewis Hamilton, Ferrari-Star Fernando Alonso und Weltmeister Sebastian Vettel ein.

Surer fasste zusammen: «Heute konnten die Teams nicht so viel lernen, weil es zu Beginn des Trainings einfach noch zu nass war und auch die Zeit fehlte, um etwas auszuprobieren. Die einzigen Informationen, die sie heute sammeln konnten, sind jene über das Aufwärmen der Reifen. Das hilft natürlich auch im Abschlusstraining.»

Fazit von GP-Sieger Johnny Herbert: «Die Zeiten sind nicht repräsentativ. Für eine gute Zeit musstest du einfach zum Schluss auf der Bahn sein und eine freie Runde haben.»

Damon Hill, Formel-1-Champion von 1996, findet: «Die schnellsten Autos stehen aber nicht zufällig vorne. Wer rausgeht und scheinbar mühelos gute Zeiten fährt, der wird auch am Nachmittag schnell sein – Red Bull Racing, Ferrari. Aus Lotus werde ich derzeit nicht so schlau. Vielleicht ist es für dieses Auto ein wenig zu kühl, um die Reifen optimal auf Temperatur zu bringen. Für die Fahrer ging es primär darum, ein Gefühl für die Bahn zu erhalten. Denn am Nachmittag werden die Bedingungen ähnlich sein. Ausser, es beginnt wieder zu regenen ...»

Auf Pole-Position in Montreal

2012 Sebastian Vettel – Red Bull Racing-Renault
2011 Sebastian Vettel – Red Bull Racing-Renault
2010 Lewis Hamilton – McLaren-Mercedes
2008 Lewis Hamilton – McLaren-Mercedes
2007 Lewis Hamilton – McLaren-Mercedes
2006 Fernando Alonso – Renault
2005 Jenson Button – BAR-Honda
2004 Ralf Schumacher – Williams-BMW
2003 Ralf Schumacher – Williams-BMW
2002 Juan Pablo Montoya – Williams-BMW
2001 Michael Schumacher – Ferrari
2000 Michael Schumacher – Ferrari
1999 Michael Schumacher – Ferrari
1998 David Coulthard – McLaren-Mercedes
1997 Michael Schumacher – Ferrari
1996 Damon Hill – Williams-Renault
1995 Michael Schumacher – Benetton-Renault
1994 Michael Schumacher – Benetton-Ford
1993 Alain Prost – Williams-Renault
1992 Ayrton Senna – McLaren-Honda
1991 Riccardo Patrese – Williams-Renault
1990 Ayrton Senna – McLaren-Honda
1989 Alain Prost – McLaren-Honda
1988 Ayrton Senna – McLaren-Honda
1986 Nigel Mansell – Williams-Honda
1985 Elio de Angelis – Lotus-Renault
1984 Nelson Piquet – Brabham-BMW
1983 René Arnoux – Ferrari
1982 Didier Pironi – Ferrari
1981 Nelson Piquet – Brabham-Ford
1980 Nelson Piquet – Brabham-Ford
1979 Alan Jones – Williams-Ford
1978 Jean-Pierre Jarier – Lotus-Ford

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