GP in Silverstone: 2. Saisonsieg von Nico Rosberg
In den ersten sieben Rennrunden war noch Mark Webber der grosse Verlierer des Grossbritannien-GP. Der Red Bull Racing-Pilot fiel beim Start vom vierten Platz auf Position 15 zurück und funkte wütend an die Box: «Was zur Hölle ist denn da beim Start passiert?»
Einer der Gründe für den Positionsverlust des 36-jährigen Australiers war ein kleiner Ausritt neben die Fahrbahn, den er in der ersten Kurve nach einem Schubser von Romain Grosjean unternehmen musste. Ex-GP-Pilot und SkyTV-Experte Marc Surer nimmt den als Crash-König verschrienen Lotus-Piloten in Schutz: «Romain weicht da nur dem Auto neben ihm aus, das kann passieren.» Die Folge: Webber musste bis zum ersten Boxenstopp mit einem leicht beschädigten Frontflügel auskommen. Doch der älteste Formel-1-Pilot im Feld kämpfte sich zurück und durfte als Zweiter schliesslich – wie schon in den vergangenen vier Silverstone-GP – mit aufs Treppchen.
Rätselhafte Reifenplatzer
Den Sieg sicherte sich Nico Rosberg, der vom Pech seines Mercedes-Teamkollegen Lewis Hamilton profitierte. Der Pole-Setter fiel in Führung liegend auf den letzten Platz zurück, weil sein linker Hinterreifen den Dienst quittierte. Surer analysiert: «In der Zeitlupe sieht man, dass der Reifen erst Luft verliert und dann explodiert. Das ist natürlich bitter.» Hamilton kämpfte sich in der Folge zurück und kam als Vierter ins Ziel.
Es blieb nicht der einzige linke Hinterreifen, der explodierte: In Runde 10 drehte sich Felipe Massa, nachdem sich sein linker Hinterreifen in seine Bestandteile aufgelöst hatte. Surer staunte: «Den zerreisst es einfach!» Fünf Umdrehungen später ereilte Toro-Rosso-Pilot Jean-Eric Vergne das gleiche Schicksal. Deshalb schickten die Organisatoren das Safety-Car auf die Strecke. Surer weiss: «Es kann nicht an der Mischung liegen, denn bei Vergne war es die harte Mischung. Bei ihm hat sich die Lauffläche abgelöst, das muss Pirelli nun genauer unter die Lupe nehmen.» Am Ende reichte es Massa für Platz 6, Jean-Eric Vergne musste 17 Runden vor Rennende die Segel streichen.
Pechvogel Sebastian Vettel
Sechs Runden verbrachten die Formel-1-Stars hinter dem Safety-Car. Wie die meisten anderen Piloten wurde auch Weltmeister Sebastian Vettel während des Schleichgangs von seinem Renningenieur angehalten, die Randsteine zu meiden: «Wir haben Schnitte in deinem linken Hinterreifen gefunden, bitte bleib den Randsteinen fern», lautete die Direktive von der Boxenmauer.
Was Vettel da noch nicht wusste: Das Getriebe seines Dienstwagens gab zehn Runden vor Schluss den Geist auf – der Weltmeister fiel in Führung liegend aus. Hinterher klagte er: «Der Schaden kam unerwartet. Als ich in der 15. Kurve vom fünften auf den sechsten Gang schalten wollte, hat sich der fünfte Gang verabschiedet. Dann waren auch alle anderen Gänge weg – ein klassischer Getriebeschaden. Warum das passiert ist, weiss ich nicht.»
Einen bitteren Ausfall musste auch Sergio Pérez hinnehmen. Der McLaren-Pilot fiel sechs Runden vor dem Fallen der schwarz-weiss karierten Flagge wegen eines Schadens am linken Hinterreifen aus.
Den dritten Platz eroberte Ferrari-Star Fernando Alonso, der von Startplatz 9 Schadensbegrenzung betreiben musste. Der Weltmeister von 2005 und 2006 erklärte noch auf dem Podest: «Ich bin glücklich über die Punkte, die wir heute holen konnten, aber das Tempo war nicht schnell genug, ich könnte optimistischer sein.»
Hinter Alonso reihten sich Hamilton, Kimi Räikkönen, Massa, Adrian Sutil, Daniel Ricciardo, Paul di Resta und Nico Hülkenberg auf den restlichen Top-Ten-Rängen ein.