Helmut Marko: «Eines der besten Rennen von Vettel»
Sebastian Vettel mit Dr. Helmut Marko
Einige hatten gar von einem Fluch gesprochen: Keinen seiner 29 Grand-Prix-Siege hatte Sebastian Vettel auf deutschem Boden errungen, also bei Formel-1-Läufen in Hockenheim oder auf dem Nürburgring. Und: der Monat Juli war bislang für den dreifachen Formel-1-Champion eine Dürreperiode, was Siege angelangt. All dies hat sich geändert, und das freut auch Red-Bull-Chefberater Dr. Helmut Marko. Wir treffen ihn, als er von ohrenbetäubender House-Musik der Mechaniker aus der Red-Bull-Racing-Box vertrieben wird.
Dr. Marko, wie hat sich das Rennen aus ihrer Sicht entwickelt?
Zunächst einmal freuen wir uns über einen tollen Sieg von Sebastian, den er sich im dichten Verkehr der Nachzügler und gegen die aufsässigen Lotus hart verdienen musste.
Aber es gab auch einige Schreckmomente. Da war der missglückte Boxenstopp von Mark, ich hoffe, dem Kamermann geht es bald wieder gut. Wir haben aufgrund der Vorkommnisse an der Box dann bei den folgenden Stopps eine Sicherheitsmarge von einer zusätzlichen Sekunde eingebaut. Zum Glück ist nichts mehr passiert. Wir hatten überdies einen Ausfall von KERS beim Wagen von Vettel und haben bei den Überrundungen einige Sekunden verloren. Das war – bis auf die Safety-Car-Phase – ein Rennen absolut am Limit. Aber so soll ja der Motorsport auch sein!
Wie gut hat das Sebastian heute gemacht?
Man muss ihm ein Extra-Lob machen. Für mich war das eines seiner besten Rennen! Ich finde, man sollte auch Pirelli loben: Wir sind absolut am Limit gefahren, und die Reifen waren tadellos. Auch in Sachen Rennstrategie wüsste ich nicht, was wir heute hätten besser machen können. Am Wagen von Vettel war in Sachen Temperaturen und Spritverbrauch alles im grünen Bereich.
Was genau ging beim Boxenhalt von Webber schief?
Das Rad war einfach nicht richtig befestigt. Weil wir auf die Schnelle die genaue Ursache dafür nicht erkannten, haben wir in den so genannten Sicherheitsmodus umgeschaltet, da dauern die Stopps eine Sekunde länger.
Würden Sie aufgrund des Rennverlaufs hier sagen: Es gibt durch die geänderten Pirelli-Reifen ein neues Kräfteverhältnis?
Nein, das würde ich nicht sagen. Ich glaube, die ganze Situation normalisiert sich vielmehr. Wenn man voll fahren kann, dann sieht man eben auch wieder das ganze Potenzial.
Ist das nach dem Tiefschlag für Vettel in Silverstone für Sie ein Moment des erleichterten Durchatmens?
Nein, denn der Ausfall von Sebastian in England war schon ein gewisser Schock. Denn wir hatten zuvor eine ganze Weile lang keinen mechanischen Defekt gehabt. Wir haben nun noch ein Rennen, dann geht es in die Sommerpause. Eigentlich besteht das Ziel schon darin, nicht schon wieder eine Entscheidung im letzten Rennen des Jahres zu haben. Wir haben dazu den richtigen Weg eingeschlagen: Wir nehmen ein Rennen ums andere und wollen im jeweiligen Grand Prix so gut wie möglich aussehen.