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Sebastian Vettel: «Privat bin ich ein Mensch»

Kolumne von Elmar Brümmer
Erster Heimsieg für Sebstian Vettel

Erster Heimsieg für Sebstian Vettel

Dreifachweltmeister Sebastian Vettel rückte in letzter Zeit das etwas verfälschte Bild zurecht, das in der Öffentlichkeit von ihm bestand.

An Ausdrucksvermögen hat es bei Sebastian Vettel noch nie gefehlt, vornehmlich tut er das mit dem Gaspedal, wie bei seinem ersten Sieg beim Großen Preis von Deutschland eindrucksvoll zu besichtigen war. Aber reduziert werden möchte er darauf nicht. Aus «Vettel, dem Dauer-Weltmeister» ist – schnell unzufrieden, wie die deutsche Sport-Nation manchmal eben sein kann – für manche «Vettel, der Besessene» geworden. Unverstanden fühlt sich der 26-Jährige dann, und die Stallorder-Affäre von Malaysia war auch nicht unbedingt ein Imagegewinn. Vor dem Großen Preis von Deutschland ist er deshalb ähnlich in die Offensive gegangen wie sonst mit seinem RB9. Nur nicht so aggressiv, ganz im Gegenteil. Die führenden Blätter und Magazine der Republik sollten das Bild korrigieren, dass sich mancher Fan nach der Lektüre oberflächlicher Sport-Publikationen vielleicht gemacht hat. Fasst man die große Weltmeister-Botschaft zusammen, dann könnte sie in etwas lauten: «Privat bin ich ein Mensch!»

Verzeihen sei ihm an dieser Stelle im Namen aller SPEEDWEEK-User der Kernsatz aus dem «stern»-Gespräch: «Ich bin nicht so online...» Aber die Verweigerung von Social Media, die er gern Fernando Alonso überlässt, taugt allein nicht zur Beantwortung der großen Frage, die hinter dem Rätsel Vettel steht: Für was steht der zweiterfolgreichste deutsche Formel-1-Pilot denn nun? Erstaunliche erste Botschaft aus der aktuellen Ausgabe der Hamburger Zeitschrift: Der Mann kann auch langsam. Zumindest beim Zähneputzen... (Das breite Grinsen stellt man sich automatisch vor).

Es folgt allerdings ein schneller Ritt durch alle Lebensbereiche. Vettel, der Gesellschaftskritiker: Die vielen Autos auf deutschen Straßen setzt er in Relation zum Elefantenritt in Indien; wichtig sind ihm deutsches Brot und acht Stunden Schlaf (der «Tatort» wird aufgezeichnet); Leute gucken in der U-Bahn mag er ebenso wie eine unverstellte Frau Merkel.

In der «Süddeutschen» rückt er seine allgemeine Kritik an den Reifen etwas gerader und spricht als Vordenker der Fahrerzunft über Sicherheit, und damit verbunden über die Liebe am puren Sport: Ein Überholmanöver müsse ein Überholmanöver bleiben, «es darf kein künstlicher Vorgang sein, der aufgrund der Reifen zustande kommt.» Dementsprechend sieht sein liebster Dienstwagen aus (nein, kein Infiniti): Es muss in jedem Fall zu hören sein, in was für einem Auto man sitze: «Die Formel 1 muss brutal sein, die Kräfte, die wirken, müssen außergewöhnlich sein.»

Brutal starke Sätze, die seinem sonst unter feuerfesten Fasern verborgenen Innenleben entstammen, finden sich auch in der «Frankfurter Allgemeinen». Kostprobe: «Ich habe mir mein Glück selbst erarbeitet.» Seine Rolle im Team beschreibt der Hattrick-Champion als hart, aber herzlich. Er bestreitet es, ein Regime bei Red Bull zu führen, aber er formuliert klar seine Erwartungen: Jeder müsse, bitteschön, sich so professionell vorbereiten wie er selbst. Vorbild will er sein, was zur enormen mentalen Anstrengung beitrage. Und für alle, die ihm Hartherzigkeit und Gier nachsagen, kommt das klare Dementi: Er denke weder an Geld und Macht, während er im Auto sitze. Dafür gibt es dann noch ein Geständnis: «Manchmal helfen Niederlagen, um die Sehnsucht nach ganz oben noch größer zu machen.»

Der Zustand, in dem Sebastian Vettel so sein kann, wie er es am liebsten ist, stellt sich immer an Abenden wie nach dem Großen Preis von Deutschland ein: «Wenn die Zielflagge fällt, dann fällt alles von einem ab.»

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