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Formel-1-Wunderkinder: Mit Vollgas in die Sackgasse

Von Mathias Brunner
Verblüffend: Von den zehn jüngsten Piloten der Formel-1-WM-Historie haben nur drei später Rennen gewinnen können. Ein Warnsignal für Sauber-Teenager Sergey Sorotkin?

Jenson Button weiss, wovon er spricht: Der Engländer ist heute 33 Jahre und 237 Formel-1-Rennen alt, er hat dabei 49 Podestränge und 15 Siege erobert. Er ist Formel-1-Weltmeister der Saison 2009. Aber er hat auch nicht vergessen, wie er im zarten Alter von 20 Jahren und 53 Tagen in Melbourne des Jahres 2000 sein Formel-1-Debüt gab. Darauf basierend und als Bemerkung auf den angekündigten Formel-1-Einstieg von Sauber-Fahrer Sergey Sorotkin sagt der McLaren-Fahrer: «Ich weiss, dass ich mit knapp 18 Jahren nicht für den Grand-Prix-Sport bereit gewesen wäre.» Tatsächlich zeigt die Statistik: Wer zu früh in die Königsklasse aufsteigt, stürzt umso härter ab.

Wir haben uns die zehn jüngsten Formel-1-Fahrer der WM-Historie seit 1950 angeschaut und wollten dabei wissen, was aus ihnen geworden ist. Konnten die Wunderkinder die Erwartungen erfüllen? Die Antwort ist erschütternd, aber lesen Sie selber.

Jaime Alguersuari (E)
Formel-1-Debüt: Ungarn 2009 (19 Jahre und 125 Tage)
Wurde Ende 2011 nach 46 Rennen bei Toro Rosso ersetzt – zu wenig Perspektive, zu Red Bull Racing aufzusteigen. Wurde damit mit 21 Jahren zum jüngsten Formel-1-Arbeitslosen. Heute bei Pirelli als Testfahrer engagiert. Ohne Geldgeber im Rücken wenig Aussicht auf ein GP-Comeback. Highlights: zwei Mal Rang 7 (in Monza 2011 und Südkorea 2011).

Mike Thackwell (NZ)
Formel-1-Debüt: Kanada 1980 (19 Jahre und 182 Tage)
Wurde im GP-Sport nur fünf Rennen alt. Konnte mit unterlegenem Material von Arrows, Tyrrell und RAM-March nie zeigen, welch vorzüglicher Rennfahrer er war. Drehte dem Sport ernüchtert den Rücken und wurde Hubschrauber-Pilot. Highlight: In der Formel 1? Keines – keine einzige Zielankunft!

Ricardo Rodriguez (MEX)
Formel-1-Debüt: Italien 1961 (19 Jahre und 208 Tage)
Der jüngere Bruder von Pedro galt als künftiger Weltmeister – falls er überleben würde. Die Risiko-Bereitschaft war, gemessen am Sicherheits-Standard von Strecken und Fahrzeugen, ein reines Russisches Roulette auf Rädern. Stürzte im Training zum Heim-GP von Mexiko 1962 in der überhöhten Peraltada-Kurve zu Tode. Highlight: Rang 4 in Spa-Francorchamps 1962 als Ferrari-Werksfahrer.

Fernando Alonso (E)
Formel-1-Debüt: Australien 2001 (19 Jahre und 218)
Formel-1-Champion 2005 und 2006 (mit Renault), heute Starfahrer von Ferrari. Mit etwas Glück könnte er bereits fünffacher Champion sein – Alonso schrammte mit McLaren 2007 sowie mit Ferrari 2010 und 2012 jeweils knapp am Titel vorbei.

Esteban Tuero (RA)
Formel-1-Debüt: Australien 1998 (19 Jahre und 320 Tage)
Von der argentinischen Regierung zum Aufstieg in die Formel 1 gedrängt. Vom GP-Renner komplett überfordert. Schloss sich teilweise heulend in die Hotelzimmer ein und wollte nicht zum Training erscheinen! Fährt heute mittelprächtig erfolgreich in der argentinischen Tourenwagen-Meisterschaft. Highlight: Rang 8 in Imola 1998.

Chris Amon (NZ)
Formel-1-Debüt: Belgien 1963 (19 Jahre und 324 Tage)
So wie Stirling Moss der beste Fahrer ist, der nie Weltmeister wurde, ist Chris Amon der beste Fahrer, der nie einen Grand Prix gewonnen hat. Unzählige Male lag der stille Kettenraucher in Führung – nur um den so lange ersehnten Triumph im Rahmen der Formel-1-WM durch ein Missgeschick oder technischen Defekt zu verlieren. Schaffte es auch immer wieder, seine Karriere schlecht zu timen. So verliess er Ferrari desillusioniert vor der Saison 1970 und der Renaissance der Roten mit Jacky Ickx und Clay Regazzoni. Formel-1-Abenteuer mit einem Eigenbau war ein Desaster. Wurde im Zeitraum von 14 Jahren 96 Grands Prix alt. Highlights: Drei zweite Ränge (Deutschland 1968, Belgien 1970, Frankreich 1970). Gewann in fast jeder Kategorie, in der er antrat, auch in der Formel 1 – aber Silverstone 1970 und Argentinien 1971 zählten eben nicht zur Weltmeisterschaft. Lebt heute als glücklicher Bauer zuhause in Neuseeland.

Sebastian Vettel (D)
Formel-1-Debüt: USA 2007 (19 Jahre und 349 Tage)
Dreifacher Formel-1-Champion seit 2011 mit Red Bull Racing.

Eddie Cheever (USA)
Formel-1-Debüt: Südafrika 1978 (20 Jahre und 53 Tage)
Von den sieglosen Formel-1-Youngstern dieser Tabelle am meisten Einsätze: 132 Formel-1-WM-Starts. Verschwendete die meiste Zeit seiner Karriere mit mittelmässigem Material. Highlights: Zweite Ränge in Detroit 1982 und Kanada 1983. Gewann später das Indy 500 und wurde IndyCar-Teamchef.

Jenson Button (GB)
Formel-1-Debüt: Australien 2000 (20 Jahre und 53 Tage)
Weltmeister 2009 mit BrawnGP, heute Starfahrer von McLaren.

Tarso Marques (BR)
Formel-1-Debüt: Brasilien 1996 (20 Jahre und 72 Tage)
24 Starts mit Minardi, 2001 an der Seite von Alonso. Highlights: zwei neunte Ränge (Brasilien 2001 und Kanada 2001). Fährt heute in der brasilianischen Stock-Car-Meisterschaft.

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