Sebastian Vettel: «Sich zerfleischen bringt nichts»
Francorchamps, 12.37, die Sonne scheint, Wind kommt auf, die Frisur sitzt
Für viele im Fahrerlager ist der vierte WM-Titel von Sebastian Vettel in Folge nur noch eine Frage der Zeit. Sie wissen: In den letzten 13 Jahren hat der WM-Leader vor dem Belgien-GP nur vier Mal am Ende nicht die Nase vorn gehabt. Mit gegenwärtig 38 Punkten Vorsprung wird Vettel – ungeachtet jedes Ergebnisses in Belgien – auch nach Monza als WM-Leader kommen. Selbstgefälligkeit ist beim neuerdings blondierten Star von Red Bull Racing aber keine zu spüren.
«Wir hatten eine tolle erste Saisonhälfte, allerdings auch einen Ausfall (Getriebeschaden in England, M.B.). Generell aber bin ich sehr zufrieden. Nun folgt eine ziemlich hektische Phase mit vielen Rennen, aber wir dürfen sehr zuversichtlich sein – das Auto sollte stark genug sein, um auch bei den kommenden Rennen ein Wörtchen um den Sieg mitzureden. Wir müssen weiter ruhig unseren Weg gehen und uns nicht ablenken lassen.»
Noch ist die Beförderung von Daniel Ricciardo zu Red Bull Racing nicht bestätigt, daher die Frage an Sebastian Vettel, was er generell von einem Stallgefährten erwartet.
Der Heppenheimer sagt: «Idealerweise will man einen ungefähr gleich starken Stallgefährten, der einen selber antreibt. Was man nicht will, ist, dass sich die Fahrer gegenseitig zerfleischen. Schliesslich soll der Wagen ja gemeinsam entwickelt werden. Ob man den anderen nun mag oder nicht, spielt eine untergeordnete Rolle. Einen Teamgefährten zu haben, mit dem man gut auskommt, ist ein Bonus.»
Nach dem Ungarn-GP wurden Kimi Räikönen gute Chancen auf den zweiten Wagen von Red Bull Racing eingeräumt. Das hat sich inzwischen erledigt.
Sebastian: «Ich habe gehört, dass Kimi nicht im zweiten Auto sitzt. Aber das war immer Entscheidung des Teams. Kimi hätte aus verschiedenen Perspektiven Spass gemacht. Das wird nun nicht passieren. Also ist es müssig, darüber zu sprechen, wie es an seiner Seite gewesen wäre. Aber wir sind beide ja noch jung! Vielleicht passiert es eines Tages doch noch. Ich höre, er könnte zu Ferrari gehen. Was ich davon halte? Er ist mein Kumpel, und ich freue mich, wenn er ein gutes Auto bekommt. Ich weiss nicht, wie realistisch der Wechsel zu Ferrari ist. Aber was ich weiss – Ferrari würde einen unpolitischen Fahrer zurück erhalten, der immer geradeaus ist und an Wirbel kein Interesse hat.»
Lewis Hamilton ist in der Form von Ungarn als heisser WM-Aussenseiter gehandelt werden. Vettel selber meint dazu: «Hamilton ist einfach einer meiner Gegner. Wir wissen, wie schnell der Mercedes im Training schon das ganze Jahr über war. In Ungarn konnten sie den Speed auch im Rennen umsetzen, aber das ist ja auch nichts Neues gewesen. Nico Rosberg hatte zuvor schon in Monaco und England gewonnen. Lotus sollte man auch nicht abschreiben. Ich sehe Lewis nicht als meinen einzigen Gegner. Wir konzentrieren uns darauf, die eigene Arbeit auf die Reihe zu bekommen. Alles andere ergibt sich von selber.»