Johnny Herbert: «Die Buh-Rufe sind nicht fair»
Tapfer: Italien-GP-Sieger Sebastian Vettel lächelt auf dem Podest in Monza
«Wenn auf irgend einer Strecke im WM-Kalender Buh-Rufe für Sebastian Vettel zu erwarten waren, dann hier», erklärte Ex-GP-Pilot Anthony Davidson. Dass die meisten Herzen im Highspeed-Tempel von Monza für das unweit vom Königlichen Park beheimatete Ferrari-Team schlagen, liegt auf der Hand.
Das weiss auch Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner. Der Brite winkte auf Nachfrage ab: «Natürlich wird Seb hier in Italien ausgebuht, denn die meisten GP-Besucher sind hier, um Fernando Alonso im Ferrari anzufeuern. Aber das macht nichts. Es ist eine seiner grössten Charakter-Stärken, dass er sich durch solche Sachen nicht entmutigen lässt. Ganz im Gegenteil, die Buh-Rufe treiben ihn an.»
Obwohl der jüngste dreifache Weltmeister der Formel-1-Geschichte diese undifferenzierte Kritik weglächelt, ist Ex-GP-Pilot Anthony Davidson überzeugt: «Mir kann keiner erzählen, dass das spurlos an ihm vorbeigeht. Abseits der Rennstrecke wird er sich schon Gedanken darüber machen. Ich denke auch, dass das nicht nur daran liegt, dass wir hier in der Ferrari-Hochburg zu Besuch sind. Das hat vielmehr mit seinem umstrittenen Überholmanöver an seinen Teamkollegen Mark Webber in Malaysia zu tun.»
Damon Hill stimmt seinem Landsmann zu. Der Weltmeister von 1996 betont: «Er wurde ja nicht nur hier ausgebuht, und ich bin überzeugt, dass seine Beliebtheit wegen des Malaysia-Zwischenfalls sehr gelitten hat. Seb ist ein unglaubliches Talent, der eine super Leistung abliefert. Er hat alles, was ein Rennfahrer braucht, um zu gewinnen.» Und der ehemalige Formel-1-Fahrer Herbert pflichtet seinem Landsmann bei: «Die Buh-Rufe sind nicht fair, denn dass er gewinnen will, darf man ihm nicht vorwerfen. Jeder gute Rennfahrer hat diesen unbedingten Siegeswillen. Natürlich hat Seb ein sehr gutes Auto, aber das allein ist es nicht, er macht auch einen super Job.»