Lewis Hamilton (Mercedes): «Noch gebe ich nicht auf»
Lewis Hamilton erlebte in Singapur einige Höhenflüge
Es war nicht das Wochenende des Lewis Hamilton. Nach dem Abschlusstraining von Monza schimpfte der Formel-1-Champion des Jahres 2008 über sich selber: «Ich bin gefahren wie ein Idiot.» 66 Mal in Folge hatte es der Engländer geschafft, ins letzte Quali-Segment der schnellsten Zehn vorzustossen, damit war nun Schluss – Startplatz 12. Aufgrund übermässigen Reifenverschleisses und Problemen mit dem Funk war nicht mehr als der neunte Rang im Rennen drin. Als Hamilton ausstieg wusste er: In der WM liegt er nun 81 Punkter hinter Sebastian Vertel. Verständlicherweise sprach er in die Mikrofone: «Das war’s dann wohl mit dem WM-Titel.» Doch inzwischen hat der Silberpfeil-Schütze seine Meinung offenbar geändert.
«Man muss das verstehen, ich war nach dem Fallen der Zielflagge enttäuscht und wütend», sagt der 22fache GP-Sieger. «Inzwischen habe ich mich etwas beruhigt. Heute würde ich sagen: das Ruder in der WM noch herumzuwerfen, wird eine ziemliche Herausforderung. Ich muss schleunigst einige Rennen gewinnen, um meine Chancen intakt zu halten. In Ungarn konnte ich auf einer Bahn mit hohem Abtrieb gewinnen, es folgt der Singapur-GP, wo in gleicher Konfiguration gefahren wird. Wir sollten dort stark sein. Dann sehen wir weiter.»
Lewis Hamilton hat in Singapur immer wieder brilliert: Rang 3 beim ersten Nacht-GP 2008 (vom zweiten Startplatz), Pole-Position und Sieg 2009, Rang 3 im Abschlusstraining 2010 (im Rennen Kollision mit Mark Webber), Rang 5 im Jahre 2011 (vom vierten Startplatz aus), schliesslich erneut Pole 2012, aber – in Führung liegend – wegen Getriebeschadens ausgefallen.
BBC-Technikexperte Gary Anderson fällt auf: «Was ich bei Lewis derzeit vermisse, ist Stabilität. Er kommt mir vor wie ein Jojo – wenn alles gut läuft und es auch dem Hund gut geht, dann ist alles in Butter. Wenn es nicht gut läuft, dann scheint er verzweifelt, so wie unmittelbar nach dem Abschlusstraining von Monza und auch gleich nach dem Rennen. Ich könnte mir vorstellen: Das Team weiss nie so richtig, welcher Lewis auftaucht. Gleichzeitig bin ich davon überzeugt: das Team von Sebastian Vettel weiss immer, welcher Vettel auftaucht, weil der Deutsche nicht diesen Stimmungsschwankungen zu unterliegen scheint, so wie auch ein Michael Schumacher früher wie ein Fels war. Vielleicht muss Hamilton Privat- und Berufsleben besser trennen lernen.»