René Arnoux: «Alonso hat den schwächeren Charakter»
René Arnoux ist gespannt auf die Hackordnung zwischen Fernando Alonso und Kimi Räikkönen
Kimi Räikkönen mit Fernando Alonso bei Ferrari, oder Kimi Räikkönen gegen Fernando Alonso bei Ferrari? Die Frage, ob die beiden vom Charakter total unterschiedlichen Weltmeister nächstes Jahr miteinander auskommen werden, oder ob in Maranello schon nach kurzer Zeit Krieg herrscht, beschäftigt die Formel 1. René Arnoux, der von 1983 bis 1985 für die Scuderia fuhr, gibt dem Asturier und dem Finnen maximal drei oder vier Rennen, dann komme es sicher zum ersten Krach.
«Kimi kümmert sich um nichts. Der fährt seine Rennen und dann fährt er heim, oder wohin auch immer er will. Alleine seine Anwesenheit könnte Alonso aber Feuer machen», sagt Arnoux gegenüber unseren Kollegen der «Gazzetta dello Sport». «Ich glaube nicht, dass Räkkönen sich über irgendetwas aufregt, Alonso hat aber einen schwächeren Charakter. Man muss sich nur an Fernando und Lewis Hamilton bei McLaren erinnern. Da hielt der Frieden nur kurz und ich glaube, dass es auch jetzt wieder so enden wird.»
Er hoffe natürlich, dass er sich irre, betont Arnoux, «auch, weil man zwei starke Piloten braucht, um die Konstrukteurswertung zu gewinnen und bei Ferrari will man auch zwei starke Charaktere. Bei den beiden ist aber der eine aufbrausend, dem anderen ist alles egal. Das Team hat sich da eine explosive Mischung an Bord geholt und riskiert jeden Sonntag, dass es knallt. Vom neutralen Zuschauerpunkt aus gefällt mir dieses Paar.»
Mit Felipe Massa neben sich ist Alonso der unumstrittene Platzhirsch bei Ferrari, eine Situation, die sich mit Kimi Räikkönen ändern wird, da der Finne sich kaum unterordnen wird. Arnoux weiter: «Die Position eines Fahrers ergibt sich aus seinen Resultaten. Zu Beginn des Jahres sind alle gleich, dann liegt es an ihnen, ihre Antworten auf der Strecke zu geben.»
Früher hätte es bei Ferrari immer eine klare Nummer 1 und eine Nummer 2 gegeben, fuhr Arnoux fort. «Zu Zeiten von Schumacher, Irvine und Barrichello gab es Nummer-2-Verträge und ich glaube, dass es am Ende auch bei Massa so war. Von außen sah das immer alles ganz klar aus. Ferrari wird aber sicher beiden identische Autos geben.»
Er hätte in seiner Karriere immer gerne einen sehr starken Teamkollegen gehabt, betont der WM-Dritte von 1983. «Das Wissen, dass dein eigener Teamkollege dein erster Konkurrent ist, gibt dir zusätzlichen Biss. Wenn ich jetzt noch fahren würde, dann hätte ich gerne Alonso oder Räikkönen im gleichen Auto.»
Kimi Räikkönen erscheine ihm gereifter seit seiner Rückkehr in die Formel 1, meinte der Franzose. «Sein Charakter ist immer noch derselbe, aber während seiner Zeit bei Ferrari hatte er großartige Rennen und andere, bei denen man ihn kaum sah. Seit er bei Lotus ist, ist er viel konstanter, auch, weil Grosjean immer noch ein mittelmäßiger Fahrer ist und sich das Team im Grunde völlig auf Kimi stützt.»
Es gäbe wohl auch keinen Zweifel, dass Kimi Räikkönen, im Gegensatz zu Fernando Alonso, auch wenn es mal nicht so läuft, völlig hinter dem Team stehen werde, ist der 65-Jährige sicher. «Ich kenne Alonso nicht gut, aber er hat sicher den schlechteren Charakter», vermutet er. «Das kann beim Kampf auf der Strecke zwar ein Vorteil sein, im Team kann es jedoch Probleme und Unstimmigkeiten hervorrufen. Ich würde gerne sehen, ob Alonso wirklich so gut ist, wie die Leute immer sagen. In Barcelona ist er ein unglaubliches Rennen gefahren, eine Meisterleistung, bei ein paar Rennen danach war er aber nirgendwo.»
Und genau in solchen Situationen würde der Spanier leicht verbal übers Ziel hinausschießen, findet Arnoux. «Man kann dann nicht immer alles aufs Team schieben, das ist zu einfach. Soweit ich mitbekommen habe, hat das Team ihm auch gesagt, er solle seinen Mund halten. Sich zu beschweren ist leicht. Bezüglich Räikkönen im Team habe ich keine Zweifel, bezüglich Alonso dagegen schon.»
Ob die Entscheidung, Kimi Räikkönen zurück zu holen, die beste war, werde sich zeigen, glaubt René Arnoux. «Kurzfristig gesehen, war die Entscheidung für Kimi sicher richtig. Ob ein junger Fahrer vielleicht besser gewesen wäre, wird sich mit der Zeit zeigen. In der Formel 1 sind aber alle immer in Eile, sie können die Dinge nicht mittelfristig sehen.»