Martin Brundle: «Ich fühlte mich sehr unwohl»
Sebastian Vettel nimmt die Buhrufe gelassen
Am letzten Wochenende in Singapur fuhr Sebastian Vettel zum dritten Mal in seiner Karriere auf die Pole Position, führte jede einzelne Runde des Rennens an, markierte die schnellste Rennrunde und feierte am Ende einen Sieg, den 33. seiner Formel-1-Karriere.
Zweifel, dass der Red-Bull-Racing-Pilot 2013 seinen vierten Titel in Folge holt, hat kaum noch jemand. «Es braucht eine Invasion von Nordkorea in Südkorea, ein Erdbeben in Japan, Dengue-Fieber Indien, einen Sandsturm in Abu Dhabi, eine Schießerei in Texas und einen bewaffneten Raubüberfall in Brasilien, um Sebastian Vettel auf dem Weg zum jüngsten WM-Titel aufzuhalten», beschrieb die britische Daily Mail die Situation.
Als der 26-Jährige in Singapur zwischen Fernando Alonso und Kimi Räikkönen auf dem Podium stand, gab es trotz – oder vielleicht wegen der überlegenen Vorstellung – wieder mal Pfiffe und Buhrufe vom Publikum. Ex-Grand-Prix-Pilot Martin Brundle, der die Interviews auf dem Podest führte, war der Erste, der die Fans ermahnte, dass sich so etwas nicht gehöre.
«Das ist beschämend und ich fühlte instinktiv, dass ich etwas sagen musste», sagte der Brite bei Sky Sports F1. «Vettel tut das alles zwar mit Humor ab, aber ich fühlte mich wirklich unwohl, als ich das erster Hand miterlebte, und sie haben nicht mal mich ausgebuht.»
Wenn das Publikum seinen Unmut hätte kundtun wollen, «dann hätte es auch gereicht, still zu sein. Buhen ist aber richtig unverschämt und unhöflich und wirft ein schlechtes Licht auf alle Formel-1-Fans, was auch nicht fair ist», meinte Brundle.
Der Fahrer des Rennens war für den 54-Jährigen aber weder Sebastian Vettel, noch Kimi Räikkönen, der von Startplatz 13 aufs Podium fuhr, sondern Fernando Alonso. «Sein Start ließ die anderen wieder mal aussehen wie Anfänger. Seine Starttechnik und dann sein unheimliches Selbstvertrauen, ohne das Auto zu sehr zu beanspruchen, ist etwas ganz Besonderes. Wenn er nur im Qualifying besser wäre. Vielleicht kann ihm Räikkönen da nächstes Jahr helfen.»
Am beeindruckendsten sei jedoch gewesen, wie der Spanier es geschafft hat, von Runde 25 bis 61 auf einem einzigen Reifensatz zu fahren, «in einem Auto, das wenig Haftung aufbaut», lobte Brundle den Ferrari-Piloten. «Er passt so gut auf seine Reifen auf und ist gleichzeitig so schnell und macht keine Fehler. Ich würde ihn zu gerne in einem Red Bull Racing sehen, oder einem Auto mit dem Tempo, das der Red Bull Racing hat. Ich weiß nicht, wer gewinnen würde. Vettel wurde in der letzten Zeit nie so herausgefordert.»
Natürlich äußerte sich Martin Brundle auch zum Thema Mark Webber und seiner Verwarnung wegen der Taxifahrt mit Fernando Alonso. «Sicher war das nicht der beste Ort, an dem Fernando Alonso gestoppt hat, genau hinter einer Kurve, aber wir reden hier über Autos, die innerhalb von 100 Metern von 320 km/h auf Null abbremsen können.» Nach dieser dritten Verwarnung der Saison, die den Australier in Korea 10 Startplätze kostet, «wird Mark gewisse Aspekte der Formel 1 nicht vermissen – obwohl auch es auch bei den Sportwagen Strafen gibt. Er sollte sich also nicht zu früh zurücklehnen.»