MotoGP: Das Saisonfinale ist in Barcelona

Dr. Marko: «Verdammt glücklich, überlebt zu haben»

Von Agnes Carlier
Rasant im Regen: Dr. Helmut Marko blickt heute noch als Rennfahrer auf die schnellen Renner auf nasser Piste

Rasant im Regen: Dr. Helmut Marko blickt heute noch als Rennfahrer auf die schnellen Renner auf nasser Piste

Red Bull-Motorsportkonsulent Dr. Helmut Marko erinnert sich im exklusiven Interview mit SPEEDWEEK.COM an jenen folgenschweren Sonntag, an dem seine Rennfahrer-Karriere endete.
Dr. Helmut Marko, in Ihrer aktiven Zeit als Rennfahrer nahmen Sie an Formel-1-Grands Prix und Sportwagen-Rennen teil. 1971 konnten Sie sogar die prestigeträchtigen 24 Stunden von Le Mans gewinnen. Welche Serie war Ihnen lieber? 

Es war etwas ganz anderes. Die Sportwagen-Rennen waren im Vergleich zur Formel 1 einfacher. Mir waren sie auch lieber, denn da hatte ich ein Siegesauto...

Haben Sie in Ihrer aktiven Zeit jemals mit Ferrari verhandelt?

Vor meinem Unfall vom 2. Juli 1972 beim Frankreich-GP in Clermont-Ferrand war ich kurz davor, einen Vertrag mit Ferrari zu unterschreiben. Ich hoffte auf Ferrari, denn kein Team ist ruhmreicher.

Hat Ferrari denn bei Ihnen angeklopft?

1972 fuhr ich für Ferrari Sportwagen-Rennen. Ich fuhr im Regen auf Platz 2 und wir einigten uns mehr oder weniger mündlich. Man sagte mir, ich müsse noch nach Maranello kommen, um das Ganze in einem Treffen mit dem Commendatore abzuschliessen.

Der Unfall in Clermont-Ferrand, bei dem Sie Ihr linkes Auge durch einen aufgewirbelten Stein verloren haben, bedeutete Ihr Karriere-Ende. Woran können Sie sich an diesem Tag noch erinnern? An die schlimmen Schmerzen?

Nach dem Unfall lag ich zwei Monate im Krankenhaus. Die Schmerzen waren gross. Beide Augen waren abgedeckt und ich hatte viel Zeit zum Nachdenken. In einer Nacht entschied ich dann: Ich muss etwas Neues machen. Rückblickend analysiere ich diesen Unfall ganz anders. Ich denke, dass ich mich verdammt glücklich schätzen kann, dass ich das überlebt habe. 

Sie haben in der Langstrecken-Szene mehr Erfolge gefeiert als in der Formel 1. In Le Mans haben Sie 1971 einen Rekord aufgestellt, der bis zum 24h-Rennen 2010 hielt. War es ein Schock für Sie, diesen nach so langer Zeit zu verlieren?

Ich war viel eher überrascht, wie lange sich der Rekord halten konnte. Es wurde aber eine neue Schikane errichtet, das hat sicher auch dazu beigetragen. Und: Im Leben ist eben nichts für die Ewigkeit...

Derzeit läuft mit dem Streifen Rush ein Film aus alten Formel-1-Tagen im Kino. Haben Sie ihn schon gesehen?

Ich war mit einigen Freunden, die nichts mit Motorsport zu tun haben, bei der Premiere in Wien. Sie waren sehr beeindruckt. Es ist gut, dass alle Kinozuschauer realisieren, wie gefährlich das Ganze zu jener Zeit noch war.

Wenn Sie sich heute ein Training oder Rennen anschauen – sehen Sie das mit dem Blick eines Managers oder dem Blick eines Rennfahrers?

Wenn ich ein Rennauto im Regen beobachte, dann fühle ich mich wie ein Rennfahrer. Vor allem, wenn es seitlich rutscht...

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