Daniel Ricciardo: «Wenn der Vettel mich versohlt...»
Daniel Ricciardo und Sebastian Vettel verstehen sich
Zwei Jahre Altersunterschied und vier WM-Titel trennen Sebastian Vettel und Daniel Ricciardo, den nächsten Australier im Team von Red Bull Racing, der in dieser Woche noch zum ersten Mal im Simulator bei Red Bull Racing sitzen wird. Im nächsten Jahr wird es für den 24-Jährigen Toro-Rosso-Piloten ernst, wenn er als Nachfolger seines Landsmanns Mark Webber als Teamkollege von Vettel ins Weltmeisterteam wechselt.
Angst hat der junge Mann aus Perth vor seinem großen, künftigen Stallgefährten aber nicht. Ganz im Gegenteil. «Ehrlich gesagt freue ich mich wie ein kleines Kind auf das nächste Jahr. Ich bin ziemlich aufgeregt. Und ich werde so schnell fahren, wie ich kann, so viel ist klar», versprach Ricciardo gegenüber der Zeitung Die Welt. Außerdem wolle er natürlich mithelfen, 2014 den WM-Titel in der Konstrukteurs-Meisterschaft zu verteidigen und viel von Vettel lernen. «Ich weiß, dass ich mit Sebastian die beste Referenz habe, die es in der Formel 1 gibt. Ich bin sehr gespannt, wie ich im Vergleich mit ihm abschneiden werde.»
Der größte Druck würde sowieso auf dem Deutschen lasten, meint Ricciardo, er könne die Saison ganz ruhig angehen. «Ich glaube, Sebastian hat als viermaliger Weltmeister viel mehr Druck als ich. Sollte unser Auto schnell genug sein für Siege, worauf ich sehr hoffe, wird jeder von ihm erwarten, dass er wieder den Titel gewinnt», erklärte er. «Ich hingegen bin nur der junge Fahrer. Bei mir rechnet niemand damit, dass ich Sebastian besiegen kann. Trotzdem werde ich es natürlich versuchen.»
Ob er dazu allerdings große Chancen habe werde, bezweifelt der Australier. «Er ist in der Form seines Lebens, ich sehe keine Schwäche bei ihm. Vielleicht sollte ich ihm etwas ins Essen mischen», lachte er. «Nein, im Ernst: Ich will ihn natürlich mit fairen Mitteln besiegen.» Vettel würde einfach alles richtig machen und genau das wolle er von seinem künftigen Teamkollegen lernen, sagte der Noch-Toro-Rosso-Pilot weiter. «Das werde ich mir genau anschauen und dann versuchen, es so gut es geht nachzumachen. Hoffentlich entdecke ich dann noch ein paar geheime Reserven in meinem Körper, sodass ich vorbeiziehen kann, wenn es möglich ist. Aber es wird schwierig.»
Daniel Ricciardo und Sebastian Vettel kennen sich bereits seit sieben Jahren und verstanden sich immer gut. «Ich weiß, dass er ein phänomenaler Fahrer ist, der jeden seiner vier Titel absolut verdient hat. Daran besteht überhaupt kein Zweifel. Aber ich habe ihn auch abseits der Strecke kennengelernt und weiß, dass er ein sehr bodenständiger Mensch ist, der sich selbst nicht zu wichtig nimmt», beschreibt Ricciardo den Heppenheimer und sieht einige Parallelen zwischen sich und Vettel.
«Es sieht für Außenstehende vielleicht anders aus, aber wir sind uns charakterlich sehr ähnlich. Er scheint ein lustiger Typ zu sein. Ich versuche auch, ein lustiger Typ zu sein, deswegen werden wir bestimmt viel zusammen lachen. Er versucht, sein Privatleben so gut es geht weg von der Strecke zu halten. Er kommt hierher, um seine Arbeit zu erledigen und nicht, um seine Familie von den Kameras filmen zu lassen. Manche halten das anders, aber ich sehe es so wie Sebastian. Seine Einstellung gefällt mir.»
Eine echte Freundschaft zwischen Teamkollegen ist jedoch immer schwierig und wird wohl auch zwischen ihm und Sebastian Vettel kaum möglich sein, weiß Daniel Ricciardo. «Wir kennen uns ja auch von der Red-Bull-Akademie und gingen zu der Zeit ein paar Mal gemeinsam essen. Das waren immer sehr angenehme Abende. Natürlich ändern sich ein paar Dinge, wenn man plötzlich im gleichen Team fährt.»
Freundschaft unter Teamkollegen sei, «dass man zusammen essen geht oder ins Kino. Dass man sich über Sport genauso unterhalten kann wie über Probleme mit der Freundin. Es setzt eine Art natürlichen Respekt voreinander voraus.» Gemeinsam Weihnachten feiern würde er mit seinem Stallgefährten aber eher nicht.
«Ich glaube, dass es schwierig ist, mit seinem Teamkollegen befreundet zu sein. Beide wollen gewinnen, aber es gibt immer einen, der verlieren muss. Wenn er mir nächstes Jahr den Hintern versohlt, bin ich nicht glücklich über mich selbst. Und gleichzeitig wäre ich dann sauer auf ihn, weil er mir die Schläge verpasst hat.»