Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Sebastian Vettel: «Um halb fünf ging das Licht an»

Von Petra Wiesmayer
Sebastian Vettel bei ServusTV

Sebastian Vettel bei ServusTV

Schon in Indien gab es bei Red Bull Racing eine Fete, nachdem Sebastian Vettel und sein Team den vierten WM-Titel geholt hatten. In Abu Dhabi ließ es die Red-Bull-Racing-Truppe richtig krachen.

Sebastian Vettel drehte in den letzten beiden Rennen in Indien und Abu Dhabi nicht nur während des Rennens ordentlich auf, auch nach Saisonsieg Nummer 10 und 11 ließ der Heppenheim die Reifen qualmen. Zur Freude der Zuschauer an der Strecke und den Fernsehschirmen leistete sich der Red Bull Racing-Pilot etwas, was man sonst nur aus den USA kennt und was in der Formel 1 eigentlich streng verboten ist. Er drehte Donuts, die ihn beim ersten Mal in Indien teuer zu stehen kamen.

«Sicher waren die letzten zwei Rennen eine Ausnahmesituation, die Donuts waren sehr spontan und die in Indien waren sehr teuer», gab er bei «Sport und Talk aus dem Hangar 7» auf ServusTV lachend zu. «In Abu Dhabi kam Gott sei Dank keine Strafe dazu. Sieht aber ganz gut aus und klappte auch ganz gut. Ist nur ein bisschen schwer, die Orientierung zu behalten, wenn so viel Qualm rundherum entsteht, macht aber auf jeden Fall Spaß. Normalerweise ist es ja verboten, weil alle am Kommandostand, auch die Motoren-Ingenieure, die Krise kriegen, aber es war eine Ausnahme.»

Und der Heppenheimer erklärte auch, wieso er so außer Rand und Band war. «Von außen denkt man vielleicht, es ist ja immer das Gleiche, aber für uns steckt da deutlich viel mehr Arbeit dahinter und das letzte Rennen war eben etwas ganz besonderes. Mit sieben Siegen hintereinander gleichzuziehen mit einer der erfolgreichsten Zeiten, die ein Team je hatte, Ferrari damals mit Michael Schumacher, ist etwas Einzigartiges.»

Um das zu erreichen, müsse alles passen, fuhr Vettel fort. «Nicht nur, dass man selbst keine Fehler macht, auch, dass das ganze Team jedes Mal das Auto hinbringt, dass das Auto standfest bleibt, dass die Boxenstopps klappen. Bei sieben Rennen mit im Schnitt zwei Stopps, das sind 14 Boxenstopps, die perfekt sitzen müssen. Und dann braucht man auch das Quäntchen Glück. Da waren die letzten sechs Rennen schon eine Ausnahme und jetzt natürlich die letzten sieben.»

Nach den Donuts und einer kleinen Feier an der Strecke gab es bei Red Bull Racing am Abend auch noch eine weitere Party, die noch etwas länger gedauert hat, als die Feier in Indien nach dem Gewinn der Weltmeisterschaft. «Es war etwas schade, denn um halb fünf gingen dann die Lichter an, aber es war wohl für alle dann die gesündere Variante, einen Schlussstrich zu ziehen», grinste der neue Vierfachweltmeister. «Bei der Weihnachtsfeier, wenn die Saison ganz zu Ende ist, werden wir es aber nochmal richtig krachen lassen.»

Nach dem Grand Prix von Indien und dem vorzeitigen Gewinn der Weltmeisterschaft sagte Vettel, er würde eine große Leere verspüren und könnte noch gar nicht begreifen, was passiert sei. Dieses Gefühl habe sich mittlerweile etwas gegeben und das Wissen um das, was er erreicht hat, sei etwas mehr gesackt, gab der 26-Jährige zu.

«Es ist aber schwer. Die Fakten sind mir bekannt und die sind auch ein bisschen eingesickert, aber ich glaube, die wirkliche Bedeutung ist schwer zu begreifen. Auch, weil das ganze Team – nicht nur in diesem Jahr, sondern auch in den letzten Jahren - eine Haltung zu der Sache hatte, die sehr auf den Moment bezogen war. Ich glaube, das war einer der großen Schlüsselfaktoren, die letztlich zum Erfolg und dazu geführt haben, dass wir uns durchgesetzt haben.»

Man konzentriere sich immer nur auf den Moment und daher sei es schwer zu verstehen, was das Erreichte gesamtheitlich bedeute, meinte der 26-Jährige. «Wenn ich mir vorstelle, dass ein Alain Prost vier Titel gewonnen hat und jeder, der die Formel 1 kennt, kennt Alain Prost und weiß, wie viele Titel er gewonnen hat und, dass man da jetzt gleichauf ist, das ist für mich selber jetzt nicht wirklich zu verstehen. Wenn ich vielleicht irgendwann keine Haare mehr auf dem Kopf und einen dicken Bauch habe, dann werde ich das eher ein bisschen besser einschätzen können.»

Statistiken seien für den Rekordjäger jedenfalls keine Motivation, Rennen zu fahren, erklärte Vettel. «Ich bin nach wie vor aufgeregt, wenn ich ins Auto steige und es gehen einem unheimlich viele Sachen durch den Kopf. Wenn man nach dem Rennen die Zahlen an den Kopf geschmissen bekommt, ist das etwas ganz Besonderes, aber es ist nicht der Grund, warum man ins Auto steigt.»

Natürlich hätte auch er schlechte Tage, gestand der Red-Bull-Racing-Pilot. «Man merkt dann, dass man nicht ganz da ist und vielleicht kommt dann nicht alles so zusammen. Man merkt dann aber auch im Nachhinein, dass man damit nicht glücklich ist, wenn man als Zweiter, Dritter oder Fünfter ins Ziel fährt. Wenn man selber weiß, dass die Konzentration vielleicht nicht ganz perfekt war, dann grübelt man natürlich und es gibt einem nicht die Zufriedenheit wie wenn alles gut läuft und man weiß, dass man das Beste aus sich rausgeholt hat. Dann ist das Ergebnis fast sekundär. Wenn die Chance da ist, zu gewinnen, will man gewinnen. Wenn die Chance nicht da ist und das Maximum Platz 5 ist, dann will man eben Fünfter werden und nicht Sechster oder Siebter.»

Neben dem Grand Prix von Indien, als er die vierte Weltmeisterschaft klar gemacht hat und den 11. Sasionsieg in Abu Dahbi, war für Sebastian Vettel in diesem Jahr ein anderer Sieg besonders wichtig: der erste Heimsieg seiner Karriere beim Grand Prix von Deutschland. «Wir haben das die letzten drei Jahre sehr hart probiert und, dass es jetzt geklappt ist, ist schon sehr, sehr schön. Das war ein ganz besonderer Tag und auch ein ganz besonderes Rennen. Wir hatten unheimlich viel Druck von hinten, denn die Lotus waren an dem Tag schneller als wir, aber wir konnten uns trotzdem durchsetzen und sowas schmeckt dann natürlich besonders süß.»

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