Pole für Sebastian Vettel, Nico Hülkenberg überrascht
Die Formel-1-Stars staunten nicht schlecht, als sie im Qualifying zum Grossen Preis der USA ganz andere Streckenbedingungen antrafen als noch im dritten freien Training am Morgen. Die Sonne war über Mittag durch die Wolken gedrungen, und eigentlich rechneten alle mit einer Verbesserung der Streckenverhältnisse. Doch stattdessen wurde die Piste langsamer, wie die das Mercedes-Team einem verdutzten Lewis Hamilton über Funk bestätigen musste: «Offenbar ist die Strecke langsamer geworden.»
Der ehemalige TV-Experte und heutige Formel-1-Experte Marc Surer erklärte: «Es kann schon sein, dass die Strecke in der Hitze langsamer wird. Ich habe das einmal in Dallas erlebt, da kam die Sonne raus und die Strecke wurde auf einen Schlag zwei Sekunden langsamer. Das lag daran, dass die Hitze das Wasser aus den Poren des Asphalts herauszog, was die ganze Strecke rutschig machte. Es fühlte sich an, als ob die Strecke nass wäre.»
Marc Surer: «Das war ein dummer Fehler»
Nicht nur Hamilton bekundete seine Mühe, auch sein ehemaliger Teamkollege Jenson Button klagte: «In den schnellen Ecken habe ich starkes Übersteuern und in den langsamen leichtes Untersteuern. Wir müssen herausfinden, woran das liegt.» Surer hatte Mitleid mit dem McLaren-Star: «Das ist das Schlimmste überhaupt, wenn schon, dann sollte es umgekehrt sein.» Und Sauber-Pilot Nico Hülkenberg klagte: «Ich erkenne das Auto nicht mehr.»
Für Diskussionen sorgte nicht nur die Strecke, sondern auch Hülkenbergs Teamkollege Esteban Gutiérrez, der Williams-Pilot Pastor Maldonado klar behinderte, weil er etwas zu spät zur Seite rückte. Die Regelhüter kündigten umgehend an, dass diese Szene nach dem Stechen um die Startaufstellung untersucht werde. Surer ärgerte sich: «Das war ein dummer Fehler, dieser Spurwechsel. Ich fürchte, das zieht eine Strafe nach sich. Er wollte Platz machen, aber er war zu spät.»
Explodierte Bremsscheibe: Adrian Sutil im Pech
Eine positive Überraschung lieferte Williams-Rookie Valtteri Bottas, der im ersten Qualifying-Segment die Bestzeit aufstellte. Auf der anderen Seite der Gefühlsskala fand sich dessen Nebenmann Maldonado wieder, der wie Force-India-Pechvogel Adrian Sutil schon nach nur 20 Minuten unter die Dusche durfte. Der Deutsche musste seine schnelle Runde wegen einer geborstenen Bremsscheibe abbrechen, und Surer erklärte: «Das klingt komisch, ich denke, er hat ein technisches Problem, deshalb ist er ausgerollt, als er merkte, dass etwas nicht stimmt.»
Auch die beiden Caterham-Piloten Giedo van der Garde und Charles Pic sowie das Marussia-Duo Jules Bianchi und Max Chilton schafften den Sprung ins Q2 nicht. Pic, der sich hinter seinem Teamkollegen auf Platz 20 einreihte, wird den GP vom letzten Startplatz aus in Angriff nehmen müssen, weil das Getriebe seines Renners ausserplanmässig gewechselt werden musste.
Böse Überraschung für Nico Rosberg
Prominente Opfer forderte auch der zweite Schnitt: Toro-Rosso-Pilot Daniel Ricciardo war der erste Verlierer, hinter ihm reihten sich Force-India-Fahrer Paul di Resta, McLaren-Star Jenson Button (der noch drei Startplätze nach hinten rücken muss, weil er im Training überholt hatte, als die roten Flaggen geschwenkt wurden), Mercedes-Pilot Nico Rosberg, Ferrari-Abschiedskandidat Felipe Massa und Ricciardos Teamkollege Jean-Eric Vergne.
Surer kommentierte trocken: «Ich sag’s ja, Ferrari ist ein Ein-Mann-Team. Aber dass Rosberg raus ist, wundert mich doch stark. Der war mit den Zeiten so richtig weit weg.» Grund dafür war eine zu reifenschonende Fahrzeug-Abstimmung, wie Rosberg hinterher erklärte: «Ich rutschte nur rum, vielleicht hätte ich beim Set-up etwas mehr wagen sollen.» Lobende Worte fand Surer für McLaren-Fahrer Sergio Pérez, der sich mit der neuntschnellsten Zeit einen Platz im Top-Ten-Stechen sicherte: «Das ist eine Überraschung, auf diesem Platz hätten wir eher Button gesehen.»
Sebastian Vettel unschlagbar
Die Bestzeit fuhr ein Mal mehr Sebastian Vettel. Der Weltmeister umrundete den texanischen Kurs in 1:38,338 min und blieb damit knapp eine Zehntelsekunde schneller als sein Teamkollege Mark Webber, der auch aus der ersten Reihe starten darf. Red Bull-Motorsportberater Dr. Helmut Marko lobte: «Mark hat in den ersten beiden Sektoren eine Superzeit hingelegt, und hätte er im dritten Segment nicht ein paar kleine Fehler gemacht, dann würde er ganz vorne stehen.»
Während das keine grosse Überraschung darstellte, sorgte Nico Hülkenberg für hochgezogene Augenbrauen. Der Sauber-Pilot klassierte sich mit dem vierten Platz vor Mercedes-Pilot Lewis Hamilton und Ferrari-Star Fernando Alonso. Hülkenbergs Teamkollege Esteban Gutiérrez musste sich mit dem zehnten Platz hinter Williams-Überraschung Bottas begnügen. Sergio Pérez drehte die siebtschnellste Runde, Kimi Räikkönen-Ersatz Heikki Kovalainen erntete für den achten Startplatz Lob vom Lotus-Team.