Giancarlo Minardi: «Wir waren zu wenig organisiert»
Für Giancarlo Minardi begann in Brasilien das Abenteuer Formel 1
Am 5. April 1985 um 9:30 morgens begann für Giancarlo Minardi mit dem ersten freien Training auf der Jacarepaguá-Strecke in Rio de Janeiro das Abenteuer Formel 1, das 340 Grands Prix lang dauern sollte. «Nach der ganzen Arbeit, das Auto zusammen zu bauen und die Überseereise zu organisieren, wurde uns erst, als wir das Auto anließen und es auf die Strecke fuhr, richtig klar, was wir geschafft hatten», erinnert sich Minardi.
Begonnen hatte aber eigentlich alles schon viel früher, denn Minardi gründete bereits 1974 sein Formel-2-Team, hatte aber schon damals die Formel 1 im Hinterkopf. Das Team erzielte mit Michele Alboreto, Alessandro Nannini, Paolo Barilla und Pierluigi Martini auch schöne Erfolge, das Ziel war aber die Königsklasse. Die Gelegenheit bot sich dann 1984, als Minardi den Präsidenten von Alfa Romeo, Ettore Massacesi, kennenlernte und der am Ende langer Verhandlungen einwilligte, Minardi mit einem 8-Zylinder-Turbomotor auszustatten. Der Teambesitzer begann daraufhin, das erste Minardi Formel-1-Auto zu bauen, das im Juli 1984 vorgestellt wurde.
«Alles war bereit, dann brach Alfa plötzlich sein Versprechen. Da war es aber zu spät, die Uhr zurück zu drehen. Der Minardi F1 war für die Weltmeisterschaft gemeldet. Wir beschlossen also, einen Ford-Cosworth/Mader-Saugmotor für die ersten Rennen einzubauen, während wir darauf warteten, dass die neue Firma <Motori Moderni> von Piero Mancini and Carlo Chiti uns einen V6-1500-Turbomotor liefern würde», erzählt der Italiener weiter.
«In Rio war alles neu. Wir waren als Chassishersteller neu und mussten in letzter Minute einen neuen Motor einbauen. Wir mussten als Privatteam gegen Legenden wie Ferrari, BMW, Ford und Renault antreten. In der Formel-2-Meisterschaft hatten wir uns als Konstrukteur schon bewiesen, dieses Abenteuer war aber komplettes Neuland für uns. Es war ein kleines Team und das Auto war nur ein paar Kilometer gefahren», sagt der 66-Jährige.
«Wir mussten alles lernen, von den Prozeduren an der Strecke bis hin zum Verhalten des Autos. Zu dieser Zeit wurden die Boxen willkürlich verteilt und die Verteiling basierte nicht auf dem Rang in der Konstrukteursmeisterschaft. Da konnte es vorkommen, dass deine Box zwischen Ferrari und McLaren oder Williams, Lotus oder Renault war und du die Möglichkeit hattest zu sehen, wie sie arbeiteten und so an Erfahrung gewinnen konntest», erinnert sich Minardi «mit Freude».
Der Sprung in die Formel 1 sei aber nicht aus kommerziellen Gründen erfolgt, betont er. «Wir wollten Autos nur für den Rennsport bauen, das war eine Firmenentscheidung. Wir hatten auch eine große Anzahl an Mitarbeitern, die für ein Formel-2-Auto ausreichten, um in der Formel 1 anzutreten, waren wir aber etwas zu wenig organisiert. Wir mussten diesen Schritt in die oberste Klasse aber machen. Wir hatten bereits bewiesen, dass wir ein Chassis bauen konnten, die Achillesferse war aber der Motorwechsel spät in der Saison.»
Minardi und Tyrrel waren die einigen Teams, die mit einem Saugmotor antraten. «Und obwohl Tyrrel viel Erfahrung hatte, konnten wir auf Augenhöhe gegen sie kämpfen. Wenn das Punktesystem damals so gewesen wäre, wie es jetzt ist, dann hätten wir, dank Martinis achtem Platz in Australien, schon in unserer ersten Saison Punkte geholt.»
Pierluigi Martini, Giancarlo Minardis Neffe, war in seiner ersten Formel-1-Saison 24 Jahre alt und fuhr insgesamt 103 Rennen für das Team aus Faenza. «Seitdem sind viele Jahre vergangen und es war für alle eine aufregende Zeit. Die Atmosphäre war fantastisch. Wir hatten alle den festen Willen, unser Bestes zu geben. In Brasilien hatten wir ein paar Probleme, aber es war der Beginn eines neuen Abenteuers», sagt der heute 52-Jährige.