Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Schumi: Computer-Virus, Video-Fakes, Facebook-Rüpel

Kolumne von Mathias Brunner
Die meisten Facebook-Nutzer wünschen Schumi nur das Beste

Die meisten Facebook-Nutzer wünschen Schumi nur das Beste

Der schwere Skiunfall von Michael Schumacher (45) ist Anlass, gefälschte Videobilder des Unglücks ins Netz zu stellen und den Racer für tot zu erklären. Seine Fans wehren sich.

YouTube ist aus unserem vernetzten Leben kaum mehr wegzudenken: Jeden Tag werden mehr als 65.000 neue Videos auf jenes Portal hochgeladen, das im Februar 2005 gegründet worden ist und im Oktober 2006 für 1,31 Mia Euro an den Suchmaschinenbetreiber Google verkauft wurde. YouTube-Filme werden weltweit täglich mehr als 4 Milliarden Mal aufgerufen, in jeder Minute laden die Nutzer mehr als 72 Stunden neues Material hoch. Leider dreht sich nicht jedes Filmchen um bislang verkannte Gesangstalente oder um ein harmloses Hoppala eines Haustiers.

Michael Schumacher (45) liegt nach seinem schweren Skiunfall weiter im künstlichen Koma. Millionen von Menschen nehmen Anteil am Schicksal des siebenfachen Formel-1-Champions. Sie hoffen und beten, dass der 91fache GP-Sieger bald über den Berg ist und sich komplett von seinen Kopfverletzungen erholen wird.

Auf YouTube ist der Unfall von Schumi jedoch Anlass, gefälschte Unfallvideos ins Netz zu stellen, angeblich aufgenommen von Michael Schumachers Helmkamera, die zum Zeitpunkt des Sturzes angestellt war. Das ist menschenverachtend und geschmacklos.

Die richtigen Video-Bilder hat nur einer: Staatsanwalt Patrick Quincy (62). Und der stellt sie ganz gewiss nicht auf YouTube.

Die meisten YouTube-Nutzer sind durchaus tolerant und auch für einen deftigen Scherz zu haben. Aber hier hört sich alles auf, wie die Reaktion einiger Nutzer zeigen: «Wir krank und zurückgeblieben muss man sein, um solche Bilder hochzuladen?» schimpft einer als Reaktion auf die verwackelten Bilder aus dem Schnee.

Facebook und die Grenzen des guten Geschmacks

Auch Facebook ist ein Schwergewichtler im Netz: 1 Milliarde User, 5,1 Mia Dollar Jahresumsatz (2012). Vor Geschmacklosigkeit ist jedoch auch Mark Zuckerbergs Firma (im Februar 2012 an die Börse gegangen) nicht gefeit: Die Schweizer NZZ fand mehr als 100 Seiten im berühmtesten sozialen Netzwerk, die betitelt sind mit «R.I.P. Michael Schumacher», also «Ruhe in Frieden»!

«Dazu hauen emotionslosen Amöben noch Statements wie '1 Like = 1 Respect' raus, denn man möchte ja auch Likes bei der internationalen Fangemeinschaft abgreifen», echauffiert sich Mobilegeeks.de-Macher Sascha Pallenberg gegenüber den Kollegen der NZZ.

Social-Media-Berater Thomas Hutter ergänzt: «Wer hinter den Seiten steht, ist wie immer unklar, es dürfte sich hier um hyperaktive Geschäftemacher handeln, die darauf hoffen, möglichst schnell eine riesige Community mit tausenden oder hunderttausenden von Fans aufzubauen.»

Jeden Tag melden rechtschaffene Facebook-User solche Seiten zu Dutzenden. Wenn man eine dieser taktlosen Seiten meldet, erhält man teilweise die Mitteilung, dass sie nicht entfernt werde, weil sie nicht gegen die Gemeinschaftsstandards verstosse.

Was davon zu halten ist, machen stellvertrenden drei Facebook-User klar, die wir hier zitieren möchten:

Joschi Langenberg: «Wisst Ihr – die Leute, die so eine Seite erstellen – wie die Freunde und Verwandten sich fühlen, wenn sie so eine Seite sehen? Ich schäme mich dafür, so etwas sehen zu müssen!»

Nicole Nabein: «Habe diese Seite gemeldet! Erst hiess es, die Seite bleibt, dann wurde sie kurz gesperrt, und jetzt bekomme ich 'ne Nachricht, die Seite wurde wieder erlaubt ... Geschmacklos ist untertrieben!»

Petra Schumacher: «Ekelhaft, so eine Seite – schämt Ihr Euch nicht?»

Schumi-Unfallvideo als Viren-Verbreiter

Ebenfalls übel: eine Kombination aus Facebook und Unfallvideo, mit der sich ein Nutzer sogar noch einen Computer-Virus einhandelt!

Wer bei Facebook das französischsprachige Video mit dem Titel «Moment de l´accident de Michael Schumacher! (EXCLUSIF)» anklickt, wird anschliessend aufgefordert, es mit anderen Nutzern zu teilen und zum Sehen einen passenden Player auf seinem Rechner zu installieren.

In Wirklichkeit wird dabei ein so genannter «Trojaner» heruntergeladen, also ein im Hintergrund laufendes Programm, das es – in diesem Fall – auf Online-Banking-Daten abgesehen hat.

Ähnliche Aufforderungen kursieren derzeit auch in e-mails.

Auch hier gilt: Finger weg!

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