Damon Hill: «Kein einfaches Verhältnis zu Schumi»
Damon Hill: «Michael Schumachers ein Unfall lässt einen zwangsläufig etwas vorsichtiger werden»
In den 90ern waren Damon Hill und Michael Schumacher erbitterte Feinde. Die Rivalität der beiden Vollgas-Talente gipfelte 1994 in einer Kollision beim Saisonfinale in Australien, die Hill den Weltmeister-Titel kostete: Der damals 34-Jährige verlor die Meisterschaft mit einem Punkt Rückstand auf seinen grössten Konkurrenten.
Im Interview mit der Zeitung Times of India spricht der 22-fache GP-Sieger über sein Verhältnis zu Schumacher. Hill erklärt: «Solche Rivalitäten sorgen für Spannung. Am Ende bleibt es ein Spiel, in dem es Gewinner und Verlierer gibt. Wichtig ist der Wettbewerb. Du kannst nicht immer gewinnen, du kannst es nur immer versuchen. Der menschliche Geist ist eine wunderbare Sache. Wir lieben es, uns zu messen, in verschiedenen Situationen Wagnisse einzugehen. Jeder Sport hat seinen Helden, und bei uns gibt es da einen gewissen Michael Schumacher, der den Sport fast 15 Jahre lang dominierte.»
Auf die Frage, ob er seinem ehemaligen Kontrahenten die Erfolge abneide, antwortet Hill: «Michael hat es verstanden, unter allen Umständen und bei jeder Gelegenheit die Grenzen zu sprengen. Neid ist ein negativerer Begriff als Eifersucht. Aber die Eifersucht wirkt im Sport zerstörerisch. Da konzentriert man sich nicht auf die Anderen, sondern auf das, was man selbst erreichen kann. Du gibst dein Bestes, die Leistung der Konkurrenz kannst du nicht beeinflussen. Natürlich ist es zeitweise frustrierend, wenn jemand stets besser ist, aber im Sport ist das immer so. Man vergleicht sich, und so viele versuchen sich und scheitern. Ich spiele ja auch Gitarre, obwohl ich weiss, dass ich nie ein Jimmy Page oder Eric Clapton werde.»
Damon Hill: «Schumachers Unfall ist eine Tragödie»
Hill erinnert sich: « Ich habe Michael letztmals 2010 in Monaco gesehen. Da war ich als Rennkommissar im Einsatz. Aber wir haben nicht wirklich miteinander gesprochen, obwohl er einige Male im Fahrerlager unterwegs war. Uns verbindet kein einfaches Verhältnis...»
Der schlimme Ski-Unfall des Rekord-Weltmeisters, der mit einem Schädel-Hirn-Trauma im künstlichen Koma liegt, war dennoch ein Schock für den früheren Gegner: «Das ist zweifelsohne eine Tragödie, die uns alle erkennen lässt, wie verletzlich wir sind und wie wertvoll das Leben ist. Das war ein unglaublicher Schock für alle. Natürlich birgt das Skifahren ein gewisses Risiko, wie die Formel 1 übrigens auch. Und so ein Unfall lässt einen zwangsläufig etwas vorsichtiger werden. Aber ich würde das Skifahren niemals aufgeben, nur weil Michael Schumacher einen schlimmen Unfall hatte.»
Den Kontakt zur Schumacher-Familie hat Hill seit dem Unglück in Méribel aber nicht gesucht: «Ich habe seit dem Unfall nicht mit Michaels Familie gesprochen, denn wir kommunizieren nicht wirklich miteinander. Natürlich bete auch ich für Michaels Genesung. Mein Mitgefühl gehört seiner Familie – Corinna und seinen Kindern. Ich hoffe sehr, dass er sich bald davon erholt.»