Ferrari von Alonso & Räikkönen: Wo liegt das Problem?
Kimi Räikkönen: Bremsprobleme im Australien-GP
Wenige Tage vor dem Formel-1-Saisobeginn in Australien ergriff Ferrari-Präsident Luca Montezemolo in einem offenen Brief das Wort an die Fans: «So wie Sie liebe ich das Extreme an der Formel 1, ich will einen Sport sehen, in dem die Technik und die Fahrer Grenzen ausloten. Solch wichtige Änderungen haben ganz neue Grauzonen eröffnet – beim Spritverbrauch, bei der Software. Ich gehe davon aus, dass der Autoverband FIA wachsam bleibt, um jede Trickserei zu unterbinden, die es in der Vergangenheit gegeben hat, die sich aber zum Wohle des Sports nicht wiederholen darf.»
Dabei erwies sich der charismatische Manager durchaus als Prophet – prompt kam es in Australien zur Benzindurchfluss-Affäre um Daniel Ricciardo samt Disqualifikation des neuen Red Bull Racing-Fahrers nach Rang 2 im Albert-Park.
Schon damals fanden viele den Zeitpunkt der Wortmeldung auffällig: Wieso solche Worte ausgerechnet so kurz vor dem Saisonstart?
Derzeit lässt Ferrari auf der eigenen Homepage darüber abstimmen, wie attraktiv die neue Formel 1 sei. Auch hier sei die Frage gestattet: Wozu? Selbst wenn am Ende eine Mehrheit Mühe bekundet, sich mit der neuen Formel 1 anzufreunden – wir haben sie nun mal, und dem grundlegenden Reglement hat unseres Wissens auch Ferrari zugestimmt.
Es ist schon seltsam: Da hat Ferrari-Chef Montezemolo jahrelang darüber geschimpft, die Formel 1 sei zu Aerodynamik-lastig, nun erweist sich der GP-Sport wieder als echte Motoren-Formel, und Ferrari nörgelt erneut.
Die Formel 1 ist viel zu politisch, um in solchen Wortmeldungen Zufälligkeit zu wittern. Zufällig passiert in der Formel 1 ziemlich wenig.
Soll hier möglicherweise nur von eigenen Problemen abgelenkt werden? Der neue Ferrari hat in Melbourne die Ränge 4 (Alonso) und 7 (Räikkönen) erreicht, besonders der Finne hatte reichlich Probleme, das Team-Ergebnis ist gewiss nicht, was sich die Italiener zum Saisonstart erhofft hatten.
Ferrari-Technikchef James Allison gibt Probleme bei der Höchstgeschwindigkeit zu. Und die liegen nur zum Teil an der Aerodynamik. Es dürfte kein Zufall sein, dass Ferrari-Kunde Sauber mit Gewichtsproblemen kämpft – der Motor von Ferrari ist schlicht zu schwer, um gut ein Dutzend Kilo. Hatte sich Ferrari deshalb bis zuletzt für eine Erhöhung des Mindestgewichts stark gemacht?
Ein Teil des Ferrari-Problems geht auf die späte Fertigstellung zurück – bei Mercedes und Renault wurde länger entwickelt. Ein anderes Problem wollen die Kollegen von «Autosprint» aufgedeckt haben: es soll Probleme mit der Rückgewinnung der Brems-Energie geben. Zusammen mit der Energie, die am Turbo gesammelt wird, sei das zu wenig, um die vollen 33 Sekunden zusätzlicher 160 PS während einer vollen Runde einsetzen zu können. Ist deshalb die Topspeed ungenügend? Weil es an zusätzlichem Schub in voller Stärke aus dem Hybridsystem mangelt?
Die grossen Probleme von Renault verwässern bislang das Kräfteverhältnis: Was passiert, wenn die französischen Antriebseinheiten klaglos laufen? Dann könnte sich Ferrari auf einmal als dritte Motorenkraft wiederfinden.