Mit Video: Härtetest für die Reifen in Malaysia
In Malaysia kommen die härtesten Pirelli-Reifen zum Einsatz
In Malaysia stehen die neuen Reifen vor ihrem bislang härtesten Test, denn in Sepang erwartet die Teams ein anspruchsvoller Kurs, der bekannt ist für seinen extrem rauen Asphalt und ebenso extreme Witterungsbedingungen. Die Skala reicht dabei von enormer tropischer Hitze bis zu monsunartigen Wolkenbrüchen und, um diesen besonderen Herausforderungen gewachsen zu sein, nominierte Pirelli die beiden härtesten Mischungen: den harten P Zero Orange und den Medium-Reifen P Zero White.
«Malaysia ist erst das zweite Rennen für unsere komplett neue Reifen-Range, entwickelt für die jüngste Generation der Formel 1-Autos. Zudem gibt die 2014-Version des harten Slicks ihr Debüt. Der Medium-Reifen zeigte in Australien eine gute Leistung, doch die äußeren Bedingungen in Malaysia stehen in einem scharfen Kontrast zu den Gegebenheiten in Down Under», sagt Motorsport Direktor Paul Hembery.
«Statt des glatten Asphalts von Melbourne treffen wir hier auf einen sehr rauen Belag, statt der relativ kühlen Witterungsbedingungen im Albert Park erwarten uns hier ungleich höhere Außen- und Streckentemperaturen», erklärt der Brite die Unterschiede des Grand Prix von Malaysia zum ersten Saisonrennen in Melbourne. «Das ist für die neuen Autos und die Piloten natürlich eine enorme Herausforderung. Auch dürfen wir nicht vergessen, dass wir uns in einem sehr frühen Stadium der Saison befinden und auf der Lernkurve noch sehr weit unten stehen. Weil es während des Qualifyings in Australien regnete, konnten die Teams ihre Erfahrungen mit den neuen Intermediates und Regenreifen vertiefen. Das könnte sich in Sepang als sehr nützlich erweisen.»
Pirelli-Berater Jean Alesi bestätigt, dass der Grand Prix von Malaysia «zu den härtesten Rennen des Jahres» zählt, «für die Fahrer ebenso wie für die Reifen.» Das Layout der Strecke ermögliche allerdings eine flüssige Linie. «Wer einen guten Rhythmus beibehält, kann so die Belastung der Reifen verringern. Deren größter Feind in Malaysia ist der hitzebedingte Verschleiß. Bis jedes Team sein Potenzial voll entfaltet hat, wird es noch einige Rennen dauern. Daher befinden wir uns momentan in einer interessanten Situation.»
Außerdem müsse man in Malaysia auch immer damit rechnen, dass es plötzlich anfängt heftig zu regnen, gibt der Franzose zu bedenken. «Die Weiterentwicklung der Regenreifen seit meiner aktiven Zeit ist unglaublich. Ich glaube, niemand konnte damals die enorme Wasserverdrängung vorhersehen, die wir heute erreicht haben. Was sich in Sepang allerdings als ernstes Problem erweisen könnte, sind riesige Pfützen auf der Strecke. Auf diesen großen Wassermengen kann es zu Aquaplaning kommen, wobei die Fahrer die Kontrolle über ihre Autos verlieren. Nicht zuletzt beeinträchtigt hochspritzendes Wasser die Sicht jedes Piloten, der hinter einem Konkurrenten fährt.»
Die Strecke aus Sicht der Reifen
Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von über 210 km/h im Qualifying und vielen Hochgeschwindigkeitskurven zählt Sepang zu den schnellen Strecken. Aufgrund der häufigen Beschleunigung im Highspeed-Bereich ist die Traktion entscheidend. Das von den meisten Teams bevorzugte Setup mit viel Abtrieb sowie die hohen seitlichen Fliehkräfte lassen Belastungsspitzen von rund 830 kg auf die Reifen entstehen. Die Kombination der unterschiedlichen Kräfte führt zu starkem mechanischen und thermischen Leistungsabbau.
Die hochbelastbare Mischung des harten P Zero Orange wurde für extremste Bedingungen entwickelt. Im Gegensatz dazu ist der Medium P Zero White für geringere Belastungen ausgelegt. Durch eine Feinjustierung der Kombination der Mischungen gelang es, den Einsatzbereich aller Reifen in diesem Jahr zu vergrößern.
Das gilt auch für die Regenreifen. Ihr hinteres Laufflächenprofil wurde neu gestaltet, um unter äußerst nassen Bedingungen resistenter gegen Aquaplaning zu sein. In diesem Jahr können sie bei 300 km/h 65 Liter Wasser pro Sekunde verdrängen, fünf Liter mehr als im Vorjahr. Zudem wurde die Mischung der Regenreifen so weiterentwickelt, dass sie nun ein breiteres Einsatzfenster hat.
Der linke Vorderreifen wird in Malaysia am stärksten belastet. Die Reifentemperatur des Profils kann 120 Grad Celsius erreichen. Denn die in Sepang auftretende Reibungsenergie ist die vierthöchste aller F1-Strecken. Stärker ist sie nur noch in Silverstone, Barcelona und Suzuka.
Im vergangenen Jahr beeinflusste Regen die Rennstrategie. Die fünf bestplatzierten Fahrer kamen jeweils viermal in die Boxengasse. Als erfolgsentscheidend erwies sich die Wahl der optimalen Zeitpunkte für den Reifenwechsel. Sebastian Vettel (Red Bull) gewann das Rennen. Er startete auf Intermediates, wechselte dann auf Mediums, absolvierte anschließend zwei Runden auf harten Reifen, ehe er auf den Medium-Slicks das Rennen beendete.