Lotus: Ist der Zug schon fast abgefahren?
Die Kommentare, die aus Enstone immer wieder zu hören sind, erinnern an Pfeifen im Wald. Bis zum Grand Prix von Spanien sollte man die Lücke zur Spitze schließen können und wieder um Podiumsplätze mitfahren können. Sogar bis zum übernächsten Rennen in Bahrain , «sollten wir schon einen Schritt weiter sein», orakelte Lotus' neuer stellvertretender Teamchef Federico Gastaldi im Vorfeld des Grand Prix von Malaysia. Noch weiter geht Alan Permane, der leitende Ingenieur an der Rennstrecke. Er glaubt, dass sein Team bereits an diesem Wochenende in Malaysia wieder konkurrenzfähig sein kann.
Beim ersten Saisonrennen 2014 in Australien war der E22 im Vergleich zur Konkurrenz aber nicht nur viel zu langsam, die beiden Lotus-Piloten kamen nicht einmal ins Ziel. Ex-Formel-1-Pilot Franck Montagny sieht kaum noch Hoffnung für Romain Grosjean und Pastor Maldonado, dass sich ihre Situation noch grundlegend ändern kann.
«Sie befinden sich wirklich in einer schwierigen Lage», sagte der ehemalige Super-Aguri-Fahrer und heutige Fernsehkommentator gegenüber der Tageszeitung Le Figaro. «Sie haben Eric Boullier an McLaren verloren, aber das ist nicht alles. Nach dem Winter sind es einhundert Leute weniger in Enstone. Einhundert Leute sind wichtig und können nicht so einfach ersetzt werden. Ich sehe momentan keine Möglichkeit, wie sie wieder an die Spitze kommen könnten. Sie werden um Punkte kämpfen können, aber höhere Ziele zu erreichen, wird wohl sehr schwer.»
Ganz anders schätzt der 36-Jährige die Situation bei Williams ein, deren FW36 im Moment als das zweitschnellste Auto hinter dem Mercedes gilt. Wie lange sich das Team aus Grove vorne halten kann, wagt Montagny allerdings nicht zu prophezeien.
«Williams hätte in Australien auf dem Podium sein sollen», meinte der Franzose. «Felipe Massa konnte am Start nichts machen, als Kamui Kobayashi ihn abschoss und Valtteri Bottas hatte den Reifenschaden. Wir müssen aber vorsichtig sein, denn bei Saisonmitte werden sie nicht mehr die Mittel haben, so aggressiv weiterzuentwickeln wie die großen Teams.»