Reifenheizdecken-Verbot: Zu grosses Risiko?
Felipe Nasr mit Experimentalreifen, üblicherweise daran zu erkennen, dass die unbeschriftet sind
SPEEDWEEK.com-Leser haben es nicht vergessen: Im Reglement für die Saison 2015 steht, dass jede Form von Reifenaufwärmen verboten ist. Die FIA strebt hier eine Kostenverminderung an. Die Rennställe argumentieren, es werde am falschen Ort gespart. Reifenheizdecken kosten ein paar tausend Dollar und können jahrelang verwendet werden. Was hat die Konstruktion der neuen Motorengeneration gekostet? Oder der neuen Achtganggetriebe? Eigentlich wollte die FIA das Verbot schon für 2014 einführen, dagegen hat sich F1-Alleinausrüster Pirelli erfolgreich gewehrt. Die Mailänder wollen zuerst mehr Erfahrung mit den Reifen für die Turbo-Ära gewinnen.
Inzwischen hat ein erster solcher Test stattgefunden. Der Brasilianer Felipe Nasr ist im Rahmen des Bahrain-Tests mit ungekennzeichneten Pirelli ausgerückt, also mit Entwicklungsreifen für die Saison 2015. Absichtlich wurde aufs Reifenaufwärmen verzichtet.
Der Williams-Testpilot sagte daraufhin: «Es war sehr schwierig, den Reifen auf Temperatur zu bringen, obschon es auf dem Kurs von Sakhir sehr warm war. Wie das bei kühler Umgebungstemperatur in Silverstone oder Spa-Francorchamps gehen soll, ist mir ein Rätsel.»
Schon 2009 sollten die Heizdecken mal verboten werden, damals wehrten sich die Fahrer so lange, bis der Vorschlag wieder vom Tisch war.
Pirelli-Rennchef Paul Hembery meint: «Der Reifendruck bei einem kalten und bei einem betriebswarmen Reifen ist komplett anders. Wir wollen ja auch nicht, dass der Reifen ballonartig wird oder unfahrbar. Derzeit halten wir es für schwierig, den Plan der FIA für 2015 umzusetzen. Wir müssen auch in Betracht ziehen: Wie verhält sich ein solcher Reifen beispielsweise während einer Safety-Car-Phase, wenn Druck und Temperaturen wieder sinken? Der Druck macht uns derzeit grössere Sorgen als die Mischungen und ihr Verhalten.
Aber in anderen Serien wird doch auch ohne Heizdecken gearbeitet, werden einige an dieser Stelle einwerfen ...
Hembery nickt: «Ja, schon, in der GP2 etwa. Aber dort sind die Reifendimensionen anders und die Drücke beim Start sind erheblich höher. Wir müssen da sehr vorsichtig vorgehen, sonst erkenne ich viel Potenzial für negative Schlagzeilen.»
Mögliche Lösungen: Weniger Luft in den Reifen, andere Felgenprofile. Aber das will alles Weile haben.
Eine Hintertür bleibt immer offen: Aufgrund von Sicherheit kann jeder Regel mit sofortiger Wirkung geändert werden.