Nico Rosberg: «Ein kleiner Teil von mir ist stolz»
Nico Rosberg, wie stehen die Chancen auf deinen zweiten Saisonsieg in Shanghai?
Ich weiss, dass ich hier gewinnen kann, und das ist natürlich eine Riesenmotivation. Mein grösster Gegner wird wohl mein Teamkollege Lewis Hamilton sein.
China liegt dir, und wenn du am Sonntag siegst, dann hast du gleich viele Siege feiern können wie dein Vater Keke Rosberg. Was bedeutet das für dich?
Ja, das stimmt, und ich habe vor zwei Tagen schon darüber nachgedacht, was ich auf diese Frage antworten werde. Und die Antwort ist: Ich freue mich über meine eigenen Sieg, und wenn ich gewinnen werde, dann ziehe ich nicht den Vergleich mit meinem Vater. Das lässt sich ja auch überhaupt nicht vergleichen, das sind ganz andere Zeiten. Ich bin auch stolz auf alles, was mein Vater erreicht hat.
Wie viele Diskussionen gab es nach dem harten Duell mit Hamilton?
Dass wir als Team das Rennen hinterher noch einmal diskutieren, ist ganz normal, das hatte nicht viel mit dem Duell zu tun. Es war auch nicht das erste Mal, es gab unzählige Situationen wie diese – wir fuhren ja schon in den unteren Klassen gegeneinander. Bis jetzt haben wir es immer geschafft, das Ganze mit dem nötigen Respekt zu diskutieren und hinter uns zu lassen. Und ich bin überzeugt, dass uns das auch weiterhin gelingen wird.
Gibt es nach dem Rennen von Bahrain denn speziellen Gesprächsbedarf oder war es ein ganz normales Rennen?
Nein, normal kann man dieses Rennen nicht nennen, das war auch für uns ein aussergewöhnlicher GP. Deshalb ist es wichtig, dass man sich nochmal zusammensetzt. Es ist wichtig, dass wir alles durchdiskutieren, schauen, was wir anders machen können, und dann abhaken.
Muss man denn etwas ändern? Die Zuschauer fanden das Duell ja klasse...
Das ist klar, und ein kleiner Teil von mir ist auch stolz auf dieses Feedback. Zu wissen, dass ich auch einen Teil dazu beigetragen habe, gute Werbung für unseren Sport zu machen, ist natürlich grossartig. Mit allem Respekt: Die Medien versuchen natürlich immer, das Gewürz in der Sauce zu finden, das war schon immer so. Auch die anderen Teams werden darauf herumreiten, denn das ist die einzige Möglichkeit, wie sie uns potenziell schwächen können, wenn es denn funktioniert. Das ist ganz normal, aber wir sind gerüstet, denn wir sind als Team zusammengeschweisst und es ist wichtig, dass wir weiterhin auch als Team agieren. Auch wenn wir als Pilot weiter gegeneinander fahren und einen gewissen Egoismus in den Zweikämpfen auch haben.
Was war deiner Ansicht nach die wichtigste Szene von Bahrain?
Ich denke, das waren die Duelle, denn es kommt nicht so oft vor, dass man sich über mehrere Runden duelliert. Die Chance besteht, dass wir hier wieder einen harten Zweikampf sehen. Aber das werden nicht die gleichen Situationen sein wie in Bahrain, das ist immer etwas anders.
Hast du dir den Zweikampf auch auf Video angeschaut?
Ja, aber ich denke nicht, dass der Zweikampf von Aussen enger ausgesehen hat als aus der Cockpit-Perspektive. Das war einfach unglaublich eng, zwischen meinen Rädern und jenen von Lewis hatte zeitweise keine Handbreite mehr Platz.
Ist das die Rennsituation, von der jeder Fahrer träumt?
Wenn ich es mir aussuchen könnte, würde ich natürlich lieber vorne wegfahren. Aber ein enger Zweikampf ist auch ganz okay. Während des Rennens war es definitiv ein grosser Kick. Es hat sehr viel Spass gemacht, und darum geht es beim Rennfahren ja letztlich.
Gibt es eine spezielle Szene, bei der du im Nachhinein sagen kannst: Da habe ich den Sieg verloren?
Nein, da gibt es keinen speziellen Fehler, der heraussticht. In der ersten Kurve wurde es nach dem Start etwas eng – das war aber auch die einzige Szene, die heikel war. Danach war es knifflig, aber wir kämpften beide immer mit dem nötigen Respekt.
Du hast dich in der ersten Kurve über Boxenfunk beschwert...
Ich finde, es war etwas übertrieben, wie Lewis mich in der ersten Kurve nach dem Start rausgedrückt hat. Wenn man auf der Kurven-Innenseite die Nase vorn hat, dann hat man auch das Sagen. Und ich finde, Lewis hat da ein wenig übertrieben. Deshalb habe ich mich auch über Funk beschwert. Aber ich will mich jetzt nicht darauf versteifen. Alles in allem war es ein faires Rennen.
Wie viele Rennen wie jenes in Bahrain kannst du dir noch erlauben, wenn du beim WM-Titel ein Wörtchen mitreden willst?
Jedes Rennen zählt, ich muss gewinnen und will das auch. Es ist also keine Frage, ob ich mir noch viele solche Rennen wie den Bahrain-GP leisten kann. Wichtig ist, dass ich mich auf das jeweilige Rennen konzentriere – und das tue ich auch. Ich schaue von Rennen zu Rennen und konzentriere mich jetzt auf Shanghai.