Lewis Hamilton: Psychologischer Vorteil in Kanada?
Lewis Hamilton 2010 beim zweiten von ingesamt drei GP-Siegen in Kanada
Der Engländer Lewis Hamilton ist grimmig entschlossen, die Niederlage gegen seinen Mercedes-Stallgefährten Nico Rosberg in Monaco auszubügeln. Die Ausgangslage dazu ist hervorragend, denn der Weltmeister von 2008 reist mit einem psychologischen Vorteil nach Kanada – mit besonders positiven Erinnerungen.
Lewis sagt: «Montreal ist eines meiner Lieblingsrennen. Ich habe dort in der Saison 2007 meinen ersten Grand Prix gewonnen und seitdem noch zweite weitere Siege erzielt. Ich verbinde mit der Strecke also besonders positive Erinnerungen.»
Nico Rosberg hingegen ist bislang über einen fünften Rang (2013) nicht hinausgekommen in Kanada. Dafür bringt er den Schwung aus Monaco mit: «Es ist grossartig, dass ich die WM-Wertung jetzt wieder anführe. Aber es ist noch sehr früh in der Saison und es wird weiterhin ein extrem enger Zweikampf zwischen uns bleiben. Aus Monaco geht es über den grossen Teich nach Kanada. Montreal gehört zu meinen Lieblingsorten im Rennkalender. Es ist eine wundervolle, aber auch etwas verrückte Stadt, genau der richtige Ort also, um ein gutes Ergebnis zu feiern! Darauf arbeite ich auch an diesem Wochenende hin.»
Mercedes-Rennchef Toto Wolff blickt voraus: «Unser Team hat mittlerweile ein sehr hohes Niveau erreicht, aber wir müssen den Ball flach halten, bescheiden bleiben und weiter arbeiten. Man könnte meinen, dass Kanada auf dem Papier eine Strecke ist, die unserem Paket liegen sollte. Wir besitzen jedoch keine Kristallkugel und wurden in der Vergangenheit von solchen Gedanken schon kalt erwischt. Uns ist bewusst, dass unsere Gegner immer näher kommen und dass wir das gesamte Potential ausschöpfen müssen, um auch in Montreal eine starke Leistung zu zeigen. Lewis besitzt eine fantastische Erfolgsbilanz in Kanada und Nico reist mit dem Rückenwind seines Sieges in Monaco an.»
Technikchef Paddy Lowe weiss: «Kanada ist eine weitere ungewöhnliche Strecke, deren Charakteristik genau entgegengesetzt zu jener von Monte Carlo ist. Auf dieser Strecke kommt es auf die Leistung an und wir freuen uns darauf, zu erleben, wie das Mercedes-Benz Hybrid-Paket sich auf diesem Streckentyp schlagen wird. Mit Blick auf die hohe Belastung einiger Komponenten kommt auch der Haltbarkeit eine wichtige Bedeutung zu. Dieses Wochenende stellt die Antriebseinheit in vielen Bereichen auf den Prüfstand. Nach dem Rennen in Monaco gab es wegen des Ausfalls von Valtteri Bottas einige Bedenken, aber das Team in Brixworth hat extrem hart gearbeitet, um das Problem zu verstehen und sicherzustellen, dass es in allen Motoren behoben wird. Wir sind zuversichtlich, dass es so sein wird. Montreal ist eine Strecke, auf der sich Lewis schon immer auszeichnen konnte. Er und Nico sind in absoluter Bestform und wir erwarten, dass sie sich auch im Verlauf dieses Wochenendes gegenseitig antreiben werden. Dafür muss ihnen das Team wie gewohnt ein gutes Paket mit einer ebenso starken Zuverlässigkeit zur Verfügung stellen. Wir werden eine Reihe an Updates für das Auto ausprobieren, sowohl an der Antriebseinheit als auch auf der Aerodynamikseite.»
Lewis Hamilton: «So fahre ich in Kanada»
«Auf dieser Strecke musst du aggressiv fahren, deshalb kam sie meinem Fahrstil schon immer entgegen. Es ist sehr wichtig, den richtigen Bremspunkt für die erste Linkskurve zu finden. Denn sie geht direkt in eine sehr enge Rechtskurve über. Wer zu tief in die erste Kurve hineinfährt, ruiniert sich seine Linie für die zweite Kurve und verliert dadurch sehr viel Zeit. Gleichzeitig musst du auf die Randsteine achten, da diese das Auto ganz leicht aus der Balance bringen können, denn am Ausgang von Kurve 2 herrscht auch recht wenig Grip. Es ist ein kniffliger Beginn für eine Runde, an dem sich häufig Zwischenfälle ereignen, ganz besonders auf der ersten Runde des Rennens.»
«Die Kurven 3 und 4 sind die erste von vielen Schikanen auf dieser Strecke. Du musst den Kerb in dieser Kurve stark mitnehmen und dich dann weit hinaustragen lassen, bis ran an die Wand. Es ist sehr leicht, hier einen Fehler zu begehen. Die nächste Schikane in den Kurven 6 und 7 ist etwas enger und langsamer. Hier ist es wichtig, am Kurvenausgang gut rauszukommen und die Geschwindigkeit auf die folgende Gerade mitzunehmen. Diese führt zu einer weiteren Schikane in den Kurven 8 und 9, in der es oft Überholmanöver zu sehen gibt.»
«Auch hier ist es entscheidend, die Geschwindigkeit in Richtung des Stadion-Abschnitts in Kurve 10 mitzunehmen. Dort sind die meisten Fans auf den Tribünen. Die Haarnadel ist eine sehr enge Rechtskurve, die du so spät wie möglich anbremsen solltest. Du fährst tief in die Kurve hinein und fährst in V-Form wieder hinaus, um den bestmöglichen Kurvenausgang für die Gegengerade zu erwischen.»
«Die folgende Gerade scheint eine Ewigkeit anzudauern, hier ist auch die zweite DRS-Zone. Wenn du nach vorne schaust, ist es sehr schwierig, deinen Bremspunkt zu erkennen. Hier solltest du die berüchtigte „Wall of Champions“ unbedingt vermeiden und dann auf der Start-/Zielgeraden wieder Vollgas geben.»
Nico Rosberg: «So fahre ich in Kanada»
«Der Circuit Gilles Villeneuve ist die erste Strecke des Jahres, die nach weniger Abtrieb verlangt. Aus diesem Grund haben die Teams hier normalerweise ein besonderes Low-Downforce-Paket dabei. Ich freue mich sehr auf dieses Wochenende, denn mit der neuen Generation von Hybrid-Turbo-Autos sollten wir hier absolute Höchstgeschwindigkeiten erreichen! Auf der Geraden werden wir wahrscheinlich zwischen 340 und 350 km/h schnell sein!»
«Das Besondere an dieser Strecke, abgesehen davon, dass sie auf der beeindruckenden Île Notre-Dame liegt, ist, dass sie viele Schikanen aufweist, in denen du buchstäblich über die Kerbs springen musst. Das macht diesen Kurs zu einer echten Herausforderung, der du dich als Fahrer stellen musst. Ich mag das. Wenn du es richtig hinbekommst, spornt dich das noch mehr an.»
«Die Haarnadel, Kurve 10, gegen Ende einer Runde, ist einer der schwierigsten Abschnitte auf dieser Strecke. Du musst den Bremspunkt auf den Punkt genau treffen und darfst nicht zu tief hineinfahren, besonders nicht, wenn du angreifst oder dich verteidigst. Denn in dieser Kurve bieten sich nach der schnellen Passage zuvor gute Überholmöglichkeiten.»
«Die letzte Schikane in den Kurven 13 und 14, entlang der berüchtigten „Wall of Champions“, ist ebenfalls eine Besonderheit. Du fährst mit Topspeed darauf zu und musst rechtzeitig bremsen, bevor das Auto über die Kerbs springt. Viele grossartige Fahrer machten in der Vergangenheit unliebsame Bekanntschaft mit dieser Mauer und beschädigten dabei ihre Autos stark. So bekam sie ihren Namen.»