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Nico Rosberg gegen Lewis Hamilton: Zoff in Kanada?

Von Mathias Brunner
Rosberg vor Hamilton in der Mirabeau-Passage

Rosberg vor Hamilton in der Mirabeau-Passage

Nach dem Zwischenfall im Abschlusstraining zum Monaco-GP wird heftig darüber diskutiert, wie man künftig Ungerechtigkeiten im Qualifying stoppen könnte. Eine Ideallösung wird schwierig.

Noch immer gehen die Meinungen weit auseinander, ob der Verbremser von Nico Rosberg im Abschlusstraining zum Monaco-GP Absicht war oder nicht. Aus Sicht der FIA ist der WM-Leader vom Haken: anhand der Daten ist ihm kein Fehlverhalten nachzuweisen. Rosberg hatte im letzten Quali-Versuch einen Schnitzer im ersten Pistensektor (zu spät in die schnelle Links vom Casinoplatz eingelenkt) und wusste genau – der nach ihm folgende Hamilton wird alles für eine Pole-Runde geben. Also kam Rosberg mit mehr Speed aus der Casino-Passage heraus und versuchte, die Mirabeau-Kurve noch später anzubremsen. Zu spät, wie die Daten zeigen – den Bremspunkt dort um zehn Meter nach vorne zu verlegen, macht es fast unmöglich, die enge Rechts zur Loews hinunter ohne Dreher zu schaffen. Rosberg wählte klugerweise den Notausgang.

Das alles spricht nicht für ein Foul des Deutschen, sondern für den verzweifelten Versuch, alles auf eine Karte zu setzen: Nico wusste, dass er in den Sektoren 2 und 3 so schnell wie nie zuvor sein muss, um Hamilton hinter sich zu halten.

Dennoch und typisch für das Piranha-Becken Formel 1 bleibt offenbar für viele im Fahrerlager ein «G’schmäckle» übrig. Kritiker verweisen auf die seltsam wirkenden Lenkbewegungen des Australien- und Monaco-Siegers. Aber auch das ist erklärbar: Rosberg musste sich blitzschnell entscheiden zwischen Geradeausfahren oder Einlenken (was wohl zu einem Dreher in die Leitschiene geführt hätte), zudem kämpfte er mit dem in der Bremszone nervösen Wagen. Auch hier gibt die FIA Entwarnung: solche Lenkbewegungen sind in dieser Situation nichts Zweifelhaftes.

Unzweifelhaft ist: Der Rutscher hat den letzten Versuch von Rosbergs Mercedes-Stallgefährten Lewis Hamilton vereitelt (und auch die schnelle Runde einiger weiterer Fahrer). Also macht man sich beim Autoverband FIA Gedanken darüber, wie so etwas künftig verhindert werden könnte.

Ein Vorschlag, der auf dem Tisch liegt: Ein offensichtlich aufgehaltener Pilot erhält nochmals einen Quali-Versuch. Haken an der Sache: Was soll ihm das nützen, wenn er bis dahin sein Reifenkontingent fürs Training aufgebraucht hat?

Anderer Vorschlag: Dem fehlbaren Piloten (also hier Rosberg) die schnellste Zeit streichen oder eine Zeitstrafe aufbrummen. Haken an der Sache: Warum sollen Rennfahrer dafür bestraft werden, alles aus dem Wagen herauszuholen? Kommen wir dann nicht an den Punkt, wo Fahrer wie bei Zweikämpfen zögern, weil sie eine Kollision und möglicherweise eine Strafe befürchten?

Das Thema bleibt brandaktuell: Auch beim kommenden Kanada-GP hat es so gut wie keine Auslaufzonen – wer von der Bahn rutscht, steckt in einer Mauer oder einer Leitschiene und wird ganz gewiss heftig geschwenkte gelbe Flaggen verursachen.

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