Formel 1: FIA-Urteil nach Crash in Baku

Sotschi: Formel 1, Spielcasinos, Russisch Roulett

Von Mathias Brunner
Die Arbeit an der Sotschi-Rennstrecke geht plangemäss voran

Die Arbeit an der Sotschi-Rennstrecke geht plangemäss voran

Die Vorbereitungen auf den Grossen Preis von Russland laufen auf Hochtouren. Kritik aus dem GP-Tross ist nur bei abgeschalteten Tonbändern zu hören. Es gibt keine Anzeichen für eine Rennabsage.

Wie sicher ist Sotschi? Diese Frage stellten sich vor einem halben Jahr nicht nur die Olympia-Delegationen, die für die Winterspiele nach Russland reisten. Diese Frage stellen sich derzeit auch viele Mitglieder des Grand-Prix-Trosses – am 12. Oktober soll in Sotschi der erste Grosse Preis von Russland stattfinden, und die Vorbereitungen darauf laufen, als gäbe es in Russland und in der Ukraine keine Probleme, als gäbe es keine Spannungen zwischen Russland und der Europäischen Union.

Entscheidend für das Abnicken der Rennstrecken-Infrastruktur sind zwei Besuche: Der eine hat schon stattgefunden – Vertreter von «Formula One Management» (FOM) haben das Fahrerlager inspiziert, samt Arbeitsplätzen für die TV-Spezialisten, Fernsehkommentatoren und Journalisten. In der zweiten Augusthälfte folgt der Besuch von Charlie Whiting im Namen des Autoverbands FIA. Nichts deutet derzeit hin, dass es mit der Abnahme der Piste um die olympischen Stadien herum Probleme geben wird.

Und doch: Wer im Formel-1-Fahrerlager am Hungaroring bei abgeschaltetem Tonband mit Fachkräften spricht, der spürt die Angst. Für viele ist die Reise nach Sotschi eine moderne Form von Russisch Roulett, einem Glücksspiel, das tödlich enden kann.
Die Furcht ist nicht unbegründet: Der Grand Prix, ein Prestigeobjekt für den russischen Präsidenten Wladimir Putin so wie es die Winterspiele waren, wird in der ganzen Welt zu sehen sein. Also ist er ein verlockendes Ziel für terroristische Anschläge. Im vergangenen Februar war das Aufgebot an Sicherheitskräften massiv, mit einem ähnlich grossen Aufwand ist für das Autorennen zu rechnen.

Wer den Rennställen einen Mangel an Kritik vorwirft, muss wissen: Die Teams verpflichten sich vertraglich, an der kompletten WM teilzunehmen – egal, wo gefahren wird. Wie beim mehrfach umstrittenen Bahrain-GP haben die Rennställe keine Wahl, als ihre Show zu zeigen.

Sauber-Teamchefin Monisha Kaltenborn: «Es ist Aufgabe des Verbandes und des Halters der kommerziellen Rechte, dafür zu sorgen, dass unsere Sicherheit an den GP-Standorten gewährleistet ist. Wir werden uns nach ihrem Einschätzungsvermögen richten, so wie wir das in der Vergangenheit getan haben.»

Der Autoverband FIA und «Mr. Formula One» Bernie Ecclestone haben bei solchen Gelegenheiten nicht unbedingt mit Umsicht und politischem Verantwortungsgefühl geglänzt.

Für die Stadt Sotschi ist der Erfolg des Autorennens elementar: Vor genau einem halben Jahr wurden in Sotschi die teuersten Olympischen Spiele aller Zeiten eröffnet. Davon geblieben ist eine riesige Infrastruktur, deren Unterhalt ein Vermögen kostet. Nun sollen in Sotschi Casinos und Glücksspiele für zusätzliche Gelder sorgen – und das, obwohl Russland dem Glücksspiel eigentlich den Kampf angesagt hatte

Die Regierung verbot zum 1. Juli 2009 hin jegliches Glücksspiel im Land, russlandweit verloren dadurch 350.000 Menschen ihren Job. Regierungschef Putin ging es offenbar nicht um die Steuereinnahmen aus einem Vergnügungszweig, der pro Jahr 6 Millarden Dollar Umsatz gemacht haben soll. Als er im Oktober 2006 die Spielbranche ins Visier nahm, sprach er von psychosozialen Beweggründen. Das Spiel sei wie eine «Alkoholisierung der Bevölkerung».

Sotschi-Bürgermeister Anatoli Nikolajewitsch Pachomow will bei Putin eine Sondererlaubnis erwirken, um aus Sotschi eine Spielcasino-Stadt zu machen.

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