Senna, Fangio, Clark und eine schwarze Katze
Emerson Fittipaldi gewann in Belgien zwei Mal
Noch zwei Tage, dann ist die Sommerpause der Formel 1 vorbei und in Spa laufen die Freien Trainings zum Grand Prix von Belgien. Fünf der aktuellen Piloten wissen, wie man auf der Ardennen-Achterbahn gewinnt: Sebastian Vettel, Jenson Button, Lewis Hamilton, Felipe Massa und Kimi Räikkönen, der mit vier Siegen in Belgien zu den erfolgreichsten Fahrern aller Zeiten gehört. Nur Michael Schumacher stand öfter auf der obersten Stufe des Podiums als der Finne, nämlich sechs Mal. Vier Siege feierten neben Räikkönen auch Jim Clark und Ayrton Senna. Auf drei Triumphe kommen Juan Manuel Fangio und Damon Hill; Alberto Ascari, Alain Prost und Sebastian Vettel haben je zwei Belgien-Siege zu Buche stehen.
Zwei Mal gewann auch der Weltmeister von 1972 und 1974 den Grand Prix von Belgien, Emerson Fittipaldi, der in seinem Blog für McLaren seine persönliche Bestenliste der Sieger in Spa-Francorchamps aufstellt und seinen Landsmann Ayrton Senna ganz oben listet. «Er war absolut brillant – er fand besonders bei rutschigen oder nassen Bedingungen Haftung, wenn andere nicht einmal wussten, wo sich nach Grip suchen sollten. Außerdem war er ein guter Freund und ich vermisse ihn noch immer sehr.»
Natürlich habe er auch großen Respekt für alle anderen, die in Spa mehrmals gewinnen konnten, erklärt der 67-Jährige, auf Rang zwei der Belgien-Sieger taucht bei ihm aber Juan Manuel Fangio auf, der «Held meiner Kindheit», den er im zarten Alter von zehn Jahren zum ersten Mal traf und im Laufe der Jahre immer besser kennenlernte.
«Eine seiner denkwürdigsten Geschichten, die er erzählte, geschah beim Grand Prix der Schweiz 1954 auf dem superschnellen Bremgarten-Kurs bei Bern», erinnert sich Fittipaldi. Am Freitagabend sei Fangio mit seiner Frau noch eine Runde um die Strecke gefahren, als auf einer der Geraden plötzlich eine schwarze Katze vor sein Auto lief. «Er konnte nichts tun und überfuhr die Katze. Sie war sofort tot. Wir Südamerikaner mögen zwar katholisch sein, aber wir sind auch abergläubisch. Juan Manuel war da keine Ausnahme. Es war ihm unglaublich peinlich – und, als er schlafen ging, machte er sich große Sorgen. Es war ja nicht nur, dass ihm eine schwarze Karte über den Weg gelaufen war, was in Brasilien und Argentinien als böses Omen gilt, er hatte sie auch noch überfahren und getötet.»
Fangio fand in dieser Nacht kaum Schlaf. Am Sonntag hatte er böse Vorahnungen für das Rennen. «Fangios Pointe war aber: 'Als das Rennen startete, vergaß ich meinen Aberglauben und gewann trotz meiner ursprünglichen Sorgen'», schreibt Fittipladi weiter. «Was er mir aber nicht erzählte war, dass er vom Start bis ins Ziel führte, das gesamte Feld bis zum Zweiten überrundete und mit fast einer Minute Vorsprung gewann.»
Platz 3 auf Emerson Fittipaldis Belgien-Siegerliste nimmt einer ein, der die Strecke in den Ardennen immer gehasst hat: Der «Held seiner Jugend», Jim Clark, der 1968 im Alter von nur 32 Jahren bei einem Formel-2-Rennen in Hockenheim ums Leben kam.
«Ich wurde in den frühen 1960er Jahren auf ihn aufmerksam, als er sein Formel-1-Debüt gab und 1962 seine ersten Rennen gewann und erinnere mich, dass mein älterer Bruder Wilson und unsere guten Freunde Carlos Pace und Luis Bueno – die auch alle Rennfahrer wurden – von diesem jungen Schotten total begeistert waren», fährt Fittipaldi fort. «Jim wurde in seiner viel zu kurzen Formel-1-Karriere zwei Mal Weltmeister, 1963 und 1965, und er fuhr alle Rennen für Lotus. Am bezeichnendsten ist aber, dass er 25 Grands Prix gewann, aber nur ein Mal Zweiter wurde. In anderen Worten, wenn sein Lotus heil blieb, gewann er fast immer.» Sein erstes Formel-1-Rennen gewann Clark übrigens 1962 in Spa-Francorchamps...