Red Bull Racing: Durchzechte Nächte auf Befehl
Jonathan Wheatley: «Die Jungs arbeiten in Singapur unter aussergewöhnlichen Bedingungen»
Jonathan Wheatley, wie schwierig ist es, das Team in Singapur in der Europa-Zeitzone zu halten?
Der Flugplan kommt uns da entgegen, denn die Flüge landen alle am Abend, und dann müssen die Jungs nur die Nacht durchbringen, bevor sie um 6 oder 7 Uhr früh ins Bett gehen dürfen. Ich hätte nie gedacht, dass ich als Teammanager eines Tages den Jungs befehle, bis um sechs Uhr in der Früh auf zu bleiben, doch alle gewöhnen sich sehr schnell daran. Ich selbst habe in Singapur keinen Jetlag. Ich dachte auch, das Tageslicht würde einen grösseren Einfluss auf die innere Uhr haben, doch wenn die Vorhänge dicht genug sind, ist es kein Problem, tagsüber zu schlafen.
Nehmen die Hotels Rücksicht auf die Zeitpläne der GP-Gäste?
Ja, und wir haben unser Hotel auch in diesem Jahr gebeten, den Zeitplan zu beachten. Am Besten ist es aber, ein «Bitte nicht stören»-Schild an die Türe zu hängen, denn Fehler passieren nur allzu schnell. Auch wenn jemand nur schnell die gewaschenen Kleider zurückbringen will. Die Hotels sind in Singapur wirklich grossartig, sie arbeiten gut mit uns zusammen. Es ist aber immer noch besser, sicher zu gehen und das Schild an den Türknopf zu hängen.
Inwiefern muss sich die Boxencrew auf das Nachtrennen einstellen? Sind etwa spezielle Visiere im Einsatz? Ist die Sicht überhaupt eingeschränkt?
Unsere Boxencrew bekommt immer verschiedene Visiere, dunkle, helle und solche für ganz schlechte Sicht. Da es sich um ein sehr beliebtes Rennwochenende handelt, ist es wegen des engen Zeitplanes kaum möglich, die Boxenstopp-Übungen zur vorgesehenen Zeit zu absolvieren. Wir machen die Übungen nun tagsüber, denn bei Einbruch der Dunkelheit ist es morgen und am Morgen ist es dann Nacht. Das ganze ist etwas verwirrend. Die Leistung hat das bisher nicht beeinflusst. Aber wir müssen etwa die Lichtstärke der Cockpit-Anzeige verringern, damit sie bei der Fahrt nicht stören.
Auch das Wetter bietet mit der hohen Luftfeuchtigkeit eine besondere Herausforderung. Ist das Fahren in Singapur schwieriger als etwa in Sepang oder Budapest?
Singapur ist ein wunderbarer Ort, aber ja, es ist unglaublich feucht dort. Der schnellste Weg von unserem Hotel an die Strecke ist zu Fuss zu erreichen, deshalb ist man auch gleich an der Sonne, kaum ist man aufgewacht. An der Strecke wird es sehr, sehr heiss, denn die Boxen sind nicht klimatisiert. Die Büros sind es, aber es scheint nie genug frisch zu sein. Die Jungs arbeiten dort unter aussergewöhnlichen Bedingungen. Die Boxen gleichen Glutöfen und wir müssen dort darauf achten, immer genug Flüssigkeit zu uns zu nehmen und uns richtig zu ernähren.
Welchen persönlichen Tipp haben sie für die GP-Gäste in Singapur?
Das wichtigste ist, eine grossartige erste Nacht in Singapur zu erleben und dann einen tiefen, guten Schlaf zu finden. Ich wache jeweils immer etwas früher auf, etwa gegen 4 Uhr Europa-Zeit. Dann gehe ich meistens noch in den Fitness-Raum und verbringe etwas Zeit am Hotel-Pool. Das ist eine nette und sehr erfrischende Abwechslung zu allen anderen Rennwochenenden.