Formel 1: «Dumme Regel half Verstappen»

Funk-Verbot: Einige Fahrer werden Kopfschmerzen haben

Von Mathias Brunner
Sauber verwendet ein Lenkrad mit dem grossen Display

Sauber verwendet ein Lenkrad mit dem grossen Display

Die Einschränkung des Funkverkehrs ist auch unter den Piloten das grosse Thema vor diesem Singapur-GP. Nico Rosberg und Lewis Hamilton geben sich da entspannt. Andere sind es nicht.

Termin von Uhrenhersteller IWC und Mercedes in Singapur. Vor den Kulissen wird der Partner gelobt, hinter den Kulissen gibt es ganz andere Themen – wie etwa das teilweise Verbot des Funkverkehrs, der grosse Aufreger vor dem Singapur-GP, auch für die beiden WM-Favoriten Nico Rosberg und Lewis Hamilton.

Weniger Anweisungen zu erhalten, das finden beide Mercedes-Fahrer prima – weil sie davon überzeugt sind, dass sie als überdurchschnittliche Piloten dadurch einen Vorteil erhalten werden.

Lewis meint: «Das wirklich Coole an meiner Kartzeit war: es gab keine Datenaufzeichnung. Also konnten die Gegner nie im Detail wissen, wo ich wirklich am schnellsten war. Heute ist der Pilot gläsern. Jeder Fahrer aus jedem Team kann alles sehen, was sein Stallgefährte da draussen so treibt. Weniger Informationen zu haben, das bedeutet auch einen kleinen Schritt zurück in die Zeit, als man sich einen Vorteil erarbeiten konnte. Ich mag den Gedanken, wieder mehr Verantwortung selber zu tragen. Ganz so wie in der guten alten Zeit.»

Nico Rosberg glaubt, er von der neuen Reglementierung profitieren wird. Gegenüber den Kollegen von «auto-motor-und-sport.de» sagt er: «Weil ich mich schon vorher versucht habe reinzudenken. Ich weiss, warum ich was gemacht habe. Deshalb tue ich mich auch beim Lernen leichter als einer, der nur automatisch das gemacht hat, was ihm die Box sagt.»

Das bedeutet allerdings noch nicht, dass man bei Mercedes Singapur dem Zufall überlässt. Ganz im Gegenteil. In den letzten Tagen sassen überdurchschnittlich viele Piloten im Rennsimulator, einige davon (wie Nico Rosberg) reisten sogar später nach Singapur als ursprünglich geplant. Es geht darum, sich auf die neuen Gegebenheiten einzustellen.

Profitieren werden jene Piloten, die vernetzt denken und sich geistig vom Fahrbetrieb abkapseln können. Oder anders gesagt: jene Fahrer sind im Vorteil, die mentale Reserven haben. Ein gutes Beispiel dafür ist ein Sebastian Vettel, der am Funk oft so klingt, als sässe er zuhause auf dem Sofa und würde nicht mit 300 Sachen durch die Gegend rasen.

Andere tun sich da schwerer: In diesem Jahr war Lotus-Fahrer Pastor Maldonado nicht der Einzige, der beim Verstellen von Knöpfen am Lenkrad neben die Bahn fuhr. Und es ist kein Geheimnis, dass sich einige Piloten mit dem Umsetzen von Anweisungen schwer tun, wie soll das erst werden, wenn sie wieder alleine darüber nachdenken müssen?

Da auf den Displays an Bord auch nicht eingespiesen werden kann, was die Techniker alles gerne mitteilen würden, gibt es für die Fahrer nur eines: Büffeln, büffeln, büffeln. Dutzende von Abläufen müssen auswendig gelernt werden.

Der Verlauf des Singapur-GP wird zeigen, ob alle Fahrer ihre Hausaufgaben gut genug gemacht haben.

Aber auch dann ist die Arbeit noch nicht zu Ende: Teams wie Red Bull Racing oder Williams oder Lotus verwenden Lenkräder ohne das grosse Sichtfenster (das übrigens bei McLaren Electronics hergestellt wird). Diese Rennställe müssen sich die Frage stellen, ob sich die Investition nicht lohnt, andere Lenkräder mit diesem Display herzustellen.

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